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Anja Zürn, M. A.

Anja Zürn

1. Warum ist das Thema "nachhaltiges Leben, Arbeiten und Forschen" aus Ihrer Sicht wichtig?

Die fehlende Nachhaltigkeit in all ihren Facetten kann das Leben, Arbeiten und Forschen ganz massiv einschränken, was aktuell auch der Fall ist. Während die Folgen der Klimakatastrophe erst langsam in Deutschland anzukommen scheinen, sind sie in vielen anderen Gebieten dieser Welt Alltag. Sei es, weil sich Wege ganz massiv verlängern, Gesundheit oder Mobilität beeinträchtigt oder Wahlmöglichkeiten, beispielsweise die Lebensgestaltung betreffend, verringert werden. Um die daraus folgenden mannigfaltigen Ungerechtigkeiten, die sich intersektional verstärken, beispielsweise Gender, Klasse, rassistische Zuschreibungen oder auch das Alter betreffend, artikulierbar sowie bearbeitbar zu machen, ist Forschung im Bereich der Nachhaltigkeit essentiell.

2. Was ist Ihr Reiz am Wandel des nachhaltigen Lebens, Arbeiten und Forschen in Deutschland mitzugestalten?

Als Politikwissenschaftlerin, die sich auch mit soziologischen Ansätzen beschäftigt, liegt der Reiz im Verstehen und Analysieren, wie ein umfassender, inklusiver und auch intersektional gerechter Wandel gestaltet werden kann oder wo die aktuellen Unzulänglichkeiten der Mensch-Natur-Verhältnisse liegen. Übertragen auf die globale Ebene interessieren mich die Machtverhältnisse, sozusagen die Frage, wie der „System Change“ aussehen kann, der als Antwort auf den „Climate Change“ gefunden werden muss – um es mit den Worten der globalen Klimagerechtigkeitsbewegung auszudrücken.

3. Was ist aus Ihrer Sicht ein Hindernis am nachhaltigen Leben, Arbeiten und Forschen in Deutschland?

Aus meiner Sicht sind zwei Hindernisse sehr zentral. Zum einen der antagonistische Diskurs: Wenn es um die Bekämpfung der Klimakrise geht, wird zumeist ein diametraler Gegenpol der enormen Kosten des Klimaschutzes konstruiert und immer wieder reproduziert. Aus diesem Diskurs auszusteigen, diese vermeintlichen Gegensätze aufzubrechen und einen Schritt weiter zu gehen, erscheint mir aktuell eine der großen Aufgaben. Denn dazu müssen nicht nur gut etablierte Diskurse aufgebrochen werden, es sind insbesondere die vorherrschenden Machtstrukturen, die offengelegt und überwunden werden müssen.

Ein zweites Hindernis ist die (rhetorische) Individualisierung von Nachhaltigkeit. Wer Fridays for Future aufgrund individuellen Konsums der Aktivist*innen abschreibt, läuft in die gleiche Falle, in die wir als Gesellschaft seit Jahrzehnten laufen. Eine eingesparte Autofahrt oder der bewusstere Einkauf mag als Impuls oder auch Übung der Selbstwirksamkeit wertvoll sein, aber einen echten Wandel wird es nur durch die Veränderung von Machtstrukturen und Politik geben können.

Daher ist eine Politik notwendig, die sich nicht davor scheut, Machtstrukturen aufzubrechen, um große Fragen wie Energiegewinnung, Mobilität oder Biodiversitätsschutz anzugehen und diese systematisch zu betrachten anstatt zu individualisieren.

4. Was habt Ihr in der Woche während des Forums mit den Alumni vor und wie werdet Ihr das Thema bearbeiten?

Für uns stehen Fragen der Klimagerechtigkeit im Mittelpunkt. Was verstehen wir unter Klimagerechtigkeit? Wie kann diese hergestellt werden? Zur Klärung dieser Fragen möchten wir verschiedene Zugänge wählen: Diskussion gemeinsamer Lektüre und Filme und sehr viel Raum für den transdisziplinären und interkulturellen Austausch schaffen.