Deutsch Intern
UNI WÜRZBURG COMMUNITY - 1000 Careers One Story

Dr. Dipl. Geol. Ulrich R. Püschner

06/14/2022

Alumnus Dr. Ulrich R. Püschner diplomierter Geologe Univ. Würzburg, hat anschliessend in Basel erdwissenschaftlich promoviert und sich wirtschaftswissenschaftlich berufsbegleitend fortgebildet. Seit nun 10 Jahren ist er beim Kanton Basellandschaft / Schweiz Projektleiter für Erhaltungsmanagement von Kunstbauten, dem Chienbergtunnel und Fachunterstützer ‘Beton’. Seit drei Jahren nebenberuflich Dozent an der FHNW am Institut für Bauingenieurwesen für das Fach Baustofftechnologie II = Beton.

Portrait of Dr. Ulrich Püschner
Dr. Ulrich Püschner, Foto: Foto-Fundus Dr.U.Püschner 2021 ©

Herr Püschner, wie würden Sie einem Laien Ihren Job beschreiben?

Mein ‘Job’ beim Kanton hat drei Schwerpunkte. Je nach Erfordernis rückt mal der eine mal der andere in den Vordergrund. Im Erhaltungsmanagement, sorgen die Unterhaltskreise des Tiefbauamts mit externen Ingenieurbüros und meinem fachlichen Input für die langfristige Planung und Durchführung der Bauwerkskontrolle von Kunstbauten (Brücken, Stützmauern u.a. - alles aus Beton). In der Fachunterstützung Beton werden die projektierenden und ausführenden Kollegen zu allen Fragen rings um Beton im Büro und auch draussen beraten (Neubau, Prüfungen, Recycling). Ziel ist es, dass die öffentliche Hand Infrastrukturbauten mit 100 Jahre Dauerhaftigkeit bei möglichst geringem Unterhalt erstellt und betreiben kann.

Der Chienbergtunnel ist unter den schweizerischen Tunneln ein kostspieliger Spezialfall. Hier kommen Tunnelbau, Materialtechnologie und Geologie zusammen bzw. an ihre Grenzen. Die Strecke durchörtert die Gipskeuperschichten (ähnlich wie in Ipshofen oder bei Stuttgart ’21). Das quellende Gestein (Umwandlung von Anhydrit in Gips unter Wasseraufnahme) drückt die Tunnelröhre einerseits in die darüber stehenden Häuser so dass diese teilweise verkippten. An anderer Stelle, zerstört dieses Quellen die Tunnelröhre und somit die Fahrbahn. Es müssen ca. alle 5 Jahre bauliche Massnahmen ergriffen werden, um ihn weiterhin als Umfahrungstunnel betreiben zu können. Als Projektleiter bin ich für die ständige Überwachung der Hebungszonen, die jährliche Gesamtüberwachung und für die Massnahmenplanung für kleine bzw. grosse Instandsetzungsprojekte mit externen Dienstleistern verantwortlich.

Die Dozententätigkeit ermöglicht mir den angehenden Bauingenieuren den Baustoff Beton in all seinen Facetten näherzubringen, gekoppelt mit dem Verständnis für Infrastrukturbauten. (Siehe Foto 1: Exkursion in den Chienbergtunnel diesen Frühling.)

Was lieben Sie besonders an Ihrem Beruf?

Die Möglichkeit drinnen und draussen zu arbeiten. Die Vielfalt in den drei Themengebieten, die spannenden anstehenden Aufgaben und die Interaktion mit interessanten Personen runden das Ganze ab. Als die Anfrage für das FHNW Engagement kam, dachte ich mir: «Gute Ergänzung, so kann ich mein Wissen weitergeben».

Was ist die größte Herausforderung?

Im Amt nicht in administrativen Vorgängen stecken zu bleiben. Bei den Kunstbauten wie bekommen wir eine Balance zwischen bautechnischer Haltbarkeit und Nachhaltigkeit (Klimasünder Beton) hin? Beim Chienbergtunnel – wie kann dieser saniert werden ohne jahrelang gesperrt zu werden?

Schon vor mehr als hundert Jahren wurden lange Tunnel gebaut - was hat sich in technischer Hinsicht geändert? Gibt es so etwas wie Trends im Tunnelbau?

Vergleicht man den Bau des Gotthard Scheiteltunnels (Eröffnung 1882) mit dem Bau des Gotthardbasistunnels (Eröffnung 2016) sind die Arbeitsbedingungen für die Mineure deutlich sicherer geworden. Beim ersten Gotthardtunnelstrecke waren es rund 13.3 Tote pro km. Bei den rund 152 km Stollen vom Gotthardbasistunnel waren es noch 9 Tote. Die gigantischen Tunnelbohrmaschinen, die sonstigen Ausrüstungen und Vorerkundungsmöglichkeiten haben das Tunnelbauen sicherer gemacht. Teils geht es schon fast wie in einer Fabrik zu und her – Tunnelbau am Fliessband. Spannend bleibt es dennoch.

Was ist Ihre schönste Erinnerung ans Studium?

Als Student der Geologie soll und muss man raus gehen – die Exkursionen im In- und Ausland geleitet von engagierten Assistenten und Professoren waren sehr schön und lehrreich.

Foto 1: Bachelor Bauingenieur Studenten der FHNW/Muttenz, Chienbergtunnel Exkursion 10.03.2022, in der Hebungszone West, am derzeitigen Hochpunkt, unter der Fahrbahn, Umfahrung Sissach / Basellandschaft / Schweiz (Foto: Foto-Fundus-Dr.U.Püschner 2022 ©)

Foto 2: Vor der Tunnelsanierung 2020 (Foto: Foto-Fundus-Dr.U.Püschner 2019 ©)

Foto 3: Nach der Sanierung 2022 (Foto: Foto-Fundus-Dr.U.Püschner 2022 ©)

Back