Deutsch Intern
UNI WÜRZBURG COMMUNITY - 1000 Careers One Story

Alumni-Newsletter

Dr. David Hock, Informatik, Infosim GmbH & Co. KG

02/01/2021

Diesmal berichtet Alumnus Dr. David Hock, der an der JMU Informatik studiert und hier promoviert hat, von seiner Arbeit bei der Infosim GmbH & Co. KG, den Herausforderungen der Corona-Pandemie auf seine Branche sowie Kooperationen mit der JMU.

Bild Dr. David Hock, Foto: Infosim

Hallo Herr Dr. David Hock, Sie sind Alumnus unserer Julius-Maximilians-Universität Würzburg und haben nicht nur hier Informatik erfolgreich absolviert, sondern außerdem zum Thema „Analysis and optimization of resilient routing in core communication networks“ promoviert. Sie sind auch offiziell unser Alumnus-Mitglied. Zudem ist die Firma Infosim GmbH & Co. KG nur einen Katzensprung vom Campus entfernt. Mehr Verbundenheit mit der JMU geht nicht, oder?

Hallo Herr Pilischenko, ja, da ist schon etwas dran, dass ich mich tatsächlich sowohl privat als auch beruflich der Universität Würzburg sehr eng verbunden fühle. Mein Kontakt zur Uni Würzburg begann eigentlich schon durch die Projekttage der Mathematik, an denen ich als Zwölftklässer des Spessart-Gymnasiums Alzenau im Jahr 2001 teilnehmen durfte. Nach meinem Abi 2002 und einem einjährigen „anderen Dienst im Ausland“ in der L’Arche von Jean Vanier in Frankreich habe ich dann im Herbst 2003 mein Studium begonnen. Ich bin mit einem kurzen Erasmus-Abstecher an die BTH Karlskrona in Schweden 2006 dann bis 2014 an der Uni Würzburg, erst zum Studium dann zur Promotion geblieben. Diese Zeit – sowohl schon während des Studiums, als auch vor allem während der wissenschaftlichen Mitarbeit und Promotion am Lehrstuhl meines Doktorvaters Prof. Tran-Gia – hat mich natürlich sehr geprägt. Umso mehr freue ich mich auch, dass ich mit meinem Start bei Infosim nach der Promotion direkt nahtlos an diese guten Erfahrungen anknüpfen konnte. Nun kann ich sozusagen von der anderen Seite als Industrievertreter die guten Verbindungen aufrechterhalten und weiterausbauen. Dazu gehören z.B. Kooperation mit der Uni Würzburg in aktuell 5 laufenden Forschungsprojekten mit mehreren verschiedenen Lehrstühlen aus Informatik und Wirtschaftsinformatik, die regelmäßige gemeinsame Betreuung von Praktika, Projektseminaren und Abschlussarbeiten, sowie Vorträge aus der Praxis in Gastvorlesungen.

Die Firma Infosim kooperiert mit der JMU z. B. auch in den ESF-Projekten ESF-ZDEX und ESF-PROMPTNET. Welchen Anteil haben Sie und Ihre Kollegen daran? Wie sieht eigentlich Ihr Alltag auf der Arbeit aus?

Das ist richtig, die Beteiligung an ESF-Projekten stellt einen weiteren Bestandteil unserer Zusammenarbeit mit der Universität Würzburg dar. Als Unternehmen, das selbst einmal als Spin-Off der Uni Würzburg gestartet ist und mit Dr. Stefan Köhler auch einen Alumnus der JMU als Geschäftsführer hat, wissen wir natürlich ganz persönlich, wie wichtig der Kontakt zu unserer Alma Mater ist. An den ESF-Projekten gefällt uns ganz besonders, dass wir gemeinsam mit vielen anderen Firmen einen fachlichen, wissenschaftlichen Austausch mit verschiedenen, interdisziplinären Lehrstühlen der Universität und untereinander haben. Somit können wir besonders gute Synergien aus Industrie & Forschung schaffen. Ein Aspekt ist natürlich auch, dass die vielen in den Projekten vertretenen Firmen auch die Region Würzburg als Arbeitsplatz und weiteren Lebensmittelpunkt für Absolventinnen und Absolventen attraktiver machen. Dies sehe ich auch als wesentlichen Beitrag von uns und den anderen Firmen, das Alumninetzwerk noch besser zu stärken. Frei nach dem Motto der Jobmesse „Study & Stay – Studiere und bleibe“.

Bei der Frage nach meinem Arbeitsalltag muss ich ehrlich gesagt ein bisschen schmunzeln. Meinen Sie vor oder seit Corona? Mir wurde vor knapp 2,5 Jahren mal die Ehre zu teil, in dem Buch „Perspektiven für Informatiker“, welches Schülerinnen und Schülern genauere Einblicke für Ihre Studiengangwahl geben soll, mit einem Erfahrungsbericht vertreten zu sein. Damals wurde ich ebenfalls gefragt, meinen Arbeitsalltag als Informatiker zu beschreiben. Zu der Zeit, als noch niemand an Corona dachte, klang das ungefähr so: als Director of Research habe ich sozusagen gleich mehrere Hüte auf. Ich leite unsere Forschungsaktivitäten, betreue unsere aktuell insgesamt fünf Forschungsprojekte und bahne parallel mehrere neue an. Ich erweitere unser Hochschulkontaktnetzwerk und halte als Alumnus der Uni Würzburg gelegentlich Gastvorlesungen. Darüber hinaus kümmere ich mich um das Recruiting neuer Infosimlerinnen und Infosimler. Manchmal bin ich die ganze Woche im Büro in Würzburg, schreibe an Projektanträgen oder technischem Marketingmaterial, telefoniere mit Hochschul- und Geschäftspartnern oder führe Bewerbungsgespräche. Ich kümmere mich um die Abrechnung und Administration von Forschungsprojekten oder helfe meinen Vertriebskollegen bei polnisch- oder französischsprachigen Ausschreibungen. In anderen Wochen bin ich unterwegs und nehme teilweise gleich mehrere Termine in verschiedenen Städten wahr. Da gibt es durchaus auch mal Drei-Stunden-Nächte, bei denen ich um 1:00 Uhr nachts im Hotel einchecke und um 4:30 Uhr schon wieder auschecke. Dass gerade der letzte Teil sich seit Anfang 2020 stark gewandelt hat, muss ich vermutlich nicht genauer erklären… Ansonsten ist aber die Mischung aus Forschung, Recruiting und Mitarbeit im technischen Marketing auch weiterhin mein Schwerpunkt bei Infosim. Die Teams sind zwischenzeitlich natürlich wieder um einiges größer geworden, die Anzahl der Projekte weiter gestiegen, die Aufgaben verteilen sich teilweise auch auf weitere Schultern. Die Leitung der Forschungsprojekte z.B. übernehmen wir mittlerweile gemeinsam mit Fabian Lipp und Oliver Stübs, die Ihnen ja auch als weitere Ansprechpartner für die ESF-Projekte schon bekannt sind.

Die Infosim steht für innovative IT-Lösungen und neue Wege. Was hat es eigentlich mit dem StableNet® auf sich?

StableNet® ist eine ganzheitliche Lösung für automatisiertes Network & Service Management, die seit Anfang 2000 von Grund auf von Infosim entwickelt wurde und seitdem sowohl direkt von uns als auch über ein großes Partnernetzwerk international vertrieben wird. Spätestens durch Corona ist ja nun noch klarer geworden, wie wichtig eine funktionierende IT-Infrastruktur und funktionierende Kommunikationsnetze sind, um so ziemlich jedes Unternehmen, jede Behörde und irgendwie auch die Gesellschaft ganz insgesamt am Laufen zu halten. Gleichzeitig werden diese Infrastrukturen immer komplexer und heterogener und es kommen ständig neue Technologien hinzu. Hier setzen wir seit fast 20 Jahren mit unserem StableNet® an. Unser Produkt hilft gerade den Netzwerk- und IT-Administratoren von großen, meist weltweit verteilten Unternehmen bei dem Management und der Verwaltung der IT-Infrastruktur. Dies beginnt zuerst einmal mit Discovery & Inventory, das heißt der automatisierten Erkennung, welche Komponenten im Netz vorhanden sind, wie diese miteinander verbunden sind und welche Eigenschaften/Konfigurationen diese jeweils haben. Als nächstes geht es um das regelmäßige automatisierte Monitoring & Performance Management der Komponenten sowie der Auswertung dieser Informationen um einerseits etwaige Probleme schnell erkennen und beheben zu können und andererseits Grundlagen für die Kapazitätsplanung für die Zukunft zu sammeln.  Die jeweiligen Netze sollen ja auch für den weiteren Anstieg an Verkehr in den kommenden Jahren gewappnet sein. Last but not least, hilft StableNet® auch noch beim automatisierten Network Change and Configuration Management und der Provisionierung von Netzwerken um auch große verteilte Infrastrukturen handhabbar zu machen.

Nun haben wir bald ein Jahr lang COVID-19 in Deutschland und Europa. Die erste Impfwelle ist gestartet. Wie sehen Sie das? Und wie ist es Ihnen rückblickend 2020 ergangen?

Natürlich betrachte auch ich die generelle Situation und die weitere Ausbreitung von Covid-19 mit Sorge. Gleichzeitig denke ich aber, dass durch die weltweiten Anstrengungen sicher früher oder später gangbare Lösungen gefunden werden. Rückblickend für mich war 2020 trotz der besonderen Corona-Umstände ein gutes Jahr. Die Infosim konnte sich einiger sehr großer neuer Projekte erfreuen, so dass wir das Jahr 2020 sogar mit einem sehr guten Wachstum abschließen konnten und auch trotz Corona stetig weiter eingestellt haben. Aktuell planen wir weiter mit Wachstum und wollen weiter einstellen. Die Belegschaft konnte sich zudem, ob im Home-Office oder unter Einhaltung entsprechender Regeln im Büro, stets freuen, sehr gut mit spannenden Projekten beschäftigt zu sein. Auch Forschungstechnisch starten wir jetzt gleich mit zwei neuen Dreijahresprojekten ins Jahr 2021. Privat war 2020 für meine Familie und mich ebenfalls ein gutes Jahr. Wir haben unser Bauvorhaben abgeschlossen und wohnen nun seit August im neuen Stadtteil Hubland Nord, weniger als 500m Walking Distance von der Infosim. Das war für uns schon gerade auch bei den aktuellen Lockdowns ein großer Segen. Wir genießen die vielen Spaziergänge auf dem LGS-Gelände direkt vor der Haustür und fühlen uns irgendwie immer noch ein bisschen wie im Urlaub. Auch sonst hatten wir persönlich das Gefühl, dass sich trotz der besonderen Situation alles gut gefügt hat. Unser drittes Kind kam mitten im ersten Lockdown zur Welt und wir wurden trotz der Einschränkungen sehr gut betreut. Von katholischem Sonntagsgottesdienst, über Sportangebote unserer älteren beiden Kids bis hin zu großen Familientreffen haben wir uns gut mit Youtube, Zoom, Big Blue Button und vielen anderen Online-Tools arrangiert. Summa summarum können wir uns also eigentlich nicht beschweren, hoffen aber natürlich auf eine baldige Rückkehr zur Normalität.

Mal von der Arbeit, der Universität und Würzburg abgesehen, was ist Ihr nächster großer Traum? Die Welt umrunden, ein Buch schreiben oder vielleicht einen Verein gründen?

Generell denke ich, dass uns vermutlich alle die Corona Situation gelehrt hat, dass man sein Glück gar nicht immer unbedingt so weit weg suchen muss. Es sind oft die alltäglichen Dinge, die etwas ganz Besonderes sind.  Aktuell träume ich daher schon von kleinen Dingen, wie der Möglichkeit mehrmals im Jahr die Familie meiner Frau in der Nähe von Danzig zu besuchen oder Familienfeiern wieder „face-to-face“ zu feiern, bei denen bei uns durch Geschwister, Nichten und Neffen schnell mal mehr als 25 Personen zusammenkommen. Ich würde auch gerne mal wieder in einer vollen Kirche mit unserer gesamten Band auftreten, den Gottesdienst begleiten und alle mitsingen hören. Natürlich kann ich es auch gar nicht erwarten, endlich mal wieder die Infosim Kolleginnen und Kollegen in Austin, Texas zu besuchen.

Back