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Einmal Argentinien und zurück - Leitung einer deutschen Grundschule in Buenos Aires

12/18/2019

Burkard Meininger hat an der Universität Würzburg Pädagogik studiert - und landete nach einigen erfolgreichen Berufsjahren schließlich in Buenos Aires, der Hauptstadt von Argentinien. Dort arbeitete er als Direktor bzw. Abteilungsleiter einer Deutschen Grundschule. Er berichtet von Herausforderungen, Erfahrungen und seinem Leben im Ausland und was ihn zuguterletzt doch wieder nach Würzburg verschlagen hat.

Foto: privat

Burkard Meininger, Rektor a.D. 


Acht der letzten Jahre meines Berufslebens habe ich ab 2005 in Buenos Aires, Argentinien, als Abteilungsleiter der größten dortigen Deutschen Grundschule am Colegio Goethe zugebracht. Ich hatte nach mehr als zwei Jahrzehnten in der Schulleitung einer Grund- und Teilhauptschule im Landkreis Würzburg herausfinden wollen, was an Herausforderungen mir mein Beruf noch bieten könnte. Und es hat sich als die für mich persönlich wichtigste berufliche Entscheidung herausgestellt. Ich konnte einen Perspektivenwechsel machen, wie er mir ohne diesen Einsatz nie möglich gewesen wäre!

Abgesehen vom Erfahren einer völlig anderen Schullandschaft im sogenannten deutschen Auslandsschulwesen konnte ich mir einen ganzen Kontinent und eine weitere neue Weltsprache beruflich und privat erschließen. Auf dem Tableau einer von der Bundesrepublik hoch subventionierten privaten Schule nach argentinischem Recht bilden sich sowohl die außenpolitischen Interessen unseres Landes, als auch die einer wie auch immer gearteten deutsch-affinen Kommunität, in sehr spannender und auch spannungsreicher Weise ab.

Großen Respekt gewonnen hab ich bei dieser Tätigkeit besonders vor den mit teilweise unvorstellbarer Zähigkeit vor Ort arbeitenden Kollegen, sind sie ja immer, anders als deutsche „Entsandtlehrer“, den impressionanten Auswirkungen der gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Situation des Landes ausgeliefert. Ein himmelweiter Unterschied zu der -auch heute(!)- bei uns weit überwiegend gegebenen beruflichen und persönlichen Sicherheit im Alltag. Die Schule versteht sich als „Familie Goethe“ ganz selbstverständlich auch als Institut, sowohl argentinischer, als auch deutscher Kultur, mit durchaus hohem Anspruch, was mit Inbrunst vom Schulverein getragen wird, aber einem Deutschabgesandten gelegentlich auch schon mal Gänsehaut verursachen kann. 

Die Stadt Buenos Aires allein ist als fast unvorstellbar riesenhaftes urbanes Konglomerat in ihrer teilweise bizarren Vielgestaltigkeit absolut atemberaubend und unter anderem Plattform für eine äußerst anregende Kulturszene wie zugleich auch für einen für unsereinen abgrundtiefen direkt nebeneinander existierenden sozialen Spagat.
Man verzeihe mir den Gebrauch von Superlativen, aber es braucht sie, um ein Gespür zu vermitteln für die gewaltigen Kontraste, die dieses Land intern, aber auch im Vergleich zu unserem in sich birgt. Dabei würde ich gerne einen Werbefeldzug starten für die leider zumeist schier unbekannten Schönheiten dieses gewaltig großen Landes mit seinen unzähligen verschiedenst gearteten Landschaftsformen und seiner Menschen in ihrer bewundernswerten Gelassenheit aber auch Fatalität - wenn man denn beides einem Latino überhaupt wirklich nachsagen darf. Denn die schreiend hässlichen Seiten, vor denen sogar das Auswärtige Amt zu Recht offiziell warnt, dürfen keineswegs vergessen werden, auch ihnen begegnet man manchmal hautnah in seinem Alltag.


Meine ganz persönliche Spannweite reicht bei meiner beruflichen Vita von intensivem Engagement in Sachen Unterricht der französischen Sprache für Grundschulkinder und damit verbundener Austauschreisen mit französischen Schülern zwischen Rottendorf und dem normannischen Troarn bei Caen, als auch in meinen letzten eineinhalb Dienstjahren ebensolchem Schüleraustausch zwischen Giebelstadt und Pianiga, einem italienischen Dorf bei Venedig. Und in meinem Ruhestand treibt mich um, wie man jungen Menschen, die aus anderen sehr fremden Kulturkreisen zu uns kommen, unsere Sprache und Denkweise nahebringen kann, darum halte ich noch entsprechenden Unterricht an Brennpunktschulen in Würzburg. Aber ich habe auch schon eine große Exkursionsgruppe von künftigen Geografielehrern der Geografiedidaktik der Würzburger Uni durch die Hauptstadt und den Norden Argentiniens begleitet. So weit kann man mit einem Studium der Pädagogik kommen, das ich vor 47 Jahren an der Universität Würzburg geleistet habe. 
 

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