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Mathias Tretter, Germanistik, Kabarettist

12/03/2012

Aktuell: Kabarettist Studium: Germanistik

Mathias Tretter, Kabarettist (Foto: Privat)

Herr Tretter, Sie sind Würzburger, haben hier studiert und wohnen mittlerweile in Leipzig. Was unterscheidet den "gemeinen Würzburger" Ihrer Meinung nach vom Leipziger?

Die souveräne Demut, die der Würzburger nicht hat. Der Leipziger lebt in einer relativ großen Stadt, die er gerne klein redet; beim Würzburger ist es genau umgekehrt. Außerdem sind Franken im Umgang sehr viel rustikaler; in Sachsen fühle ich mich wie in einem sozialen Bällebad, so kuschelig ist es.




Erinnern Sie sich an Ihre größte Herausforderung als Student?

Es wurde, sobald man die ersten Semester hinter sich hatte, zunehmend schwieriger, den universitären Betrieb ernst zu nehmen; bis man am Ende überzeugt war, in einem gespielten Witz mitgewirkt zu haben. Aber auf diese Herausforderung treffe ich in fast jedem Lebensbereich.




Was ist Ihre bisher größte Herausforderung als Kabarettist gewesen?

Das erste Mal auf eine Bühne zu steigen, vor der Leute sitzen, die bezahlt haben. Von dem Adrenalin zehre ich heute noch. Ansonsten siehe 2.




Wir haben gezählt, dass etwa acht Alumni der Universität als Kabarettisten arbeiten. Hätten Sie eine Erklärung für diese relativ große Zahl?

Da sollte sich die Universitätsleitung doch mal sehr ernsthaft Gedanken machen – was ist da schief gelaufen? Wenn es über Jahre immer wieder Abgänger gibt, denen nur noch die Flucht in den bezahlten Humor bleibt, muss man die Ursache dafür finden. Die Studienberatung? Die Dozenten? Die Putenoberkeule in der Mensa? Ich schlage eine Kommission vor, die das spätestens bis zur 450-Jahr-Feier 2032 klärt.




Sie beschäftigen sich in Ihren aktuellen Programmen auch mit sozialen Netzwerken. Was halten Sie denn von den Alumni-Netzwerken?

Ähm, um ehrlich zu sein, ich kannte sie bislang gar nicht. Meine Vorstellung von Kontakten unter Ehemaligen beschränkt sich auf Klassentreffen. Die sind tatsächlich ganz amüsant – und haben den unschätzbaren Vorteil, dass zwischen den Zusammenkünften meistens fünf oder zehn Jahre liegen, in denen man seine Ruhe hat.




Herr Tretter, was ist ein „asoziales Netzwerk“ und wie und wann setzt wer dem digitalen Wahnsinn 10.000 Liter Freibier entgegen?

Asoziale Netzwerke gibt es schon sehr lange; in prädigitalen Zeiten nannte man sie „Stammtisch“. Wenn es bei uns zu einer Revolution wie in Arabien kommen soll, dann muss sie vom Stammtisch ausgehen – mit genug Bier kann man sogar die obrigkeitsirren Deutschen in den Aufstand locken. Wie das im Einzelnen geht, das kann sich jeder potentielle Revoluzzer in meinem Programm anschauen.



Vielen Dank für das Gespräch!

By Michaela Thiel

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