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Jura studieren in Würzburg: per Freischuss ins Ziel

02/18/2025

Für Julia war ihr Jurastudium in Würzburg eine der aufregendsten Zeiten ihres Lebens. Im Blog erzählt sie von ihrem turbulenten Einstieg an der JMU, engen Freundschaften und einem starken Endgegner.

Vorgestellt hatte ich mir den ersten Tag meines Jurastudiums in Würzburg wie im Bilderbuch: entspannt aufstehen, frühstücken, mit der Straßenbahn an die Uni pendeln und dann in aller Ruhe den richtigen Hörsaal finden. Gekommen ist es dann doch anders. Ein bisschen zu gemütlich in den Tag gestartet, zu wenig Zeit einkalkuliert und da war ich – eine hochrote, hektisch umherirrende Erstsemesterin auf der Suche nach ihrer Vorlesung. Bestimmt hat mein Anblick manchem älteren Studi den Tag versüßt, denn mehr Klischee geht eigentlich nicht!

Als ich dann aber den richtigen Saal gefunden hatte und zum ersten Mal auf meine Kommilitoninnen und Kommilitonen stieß, legte sich meine Aufregung zum Glück recht schnell. Ich lernte Jana kennen, die damals, im Sommer 2018, als Ur-Würzburgerin die Stadt zwar schon kannte, aber deswegen nicht weniger aufgeregt an ihrem ersten Tag an der JMU war, und übrigens auch noch heute zu meinen engsten Freunden zählt. Ich traf Felix, einen ehemaligen Schulkollegen aus dem Gymnasium. Und wir freundeten uns mit Leon an, den wir nach der Vorlesung zufällig in der Cafeteria getroffen hatten. An diesem Tag beschlossen wir vier, die großen und kleinen Hürden des Studiums gemeinsam zu meistern.

Die erste Etappe: Ankommen im Jurastudium in Würzburg

Am Anfang war es für mich wichtig, mir erstmal einen Überblick über das Jurastudium an der JMU zu verschaffen. Jura ist ein ziemlich komplexes Studienfach – es gibt viele Prüfungen, Hausarbeiten, Seminare, Vorlesungen und Vorgaben, die Du als Studi beachten und kennen musst. Die Einführungsveranstaltungen während der Ersti-Woche haben mir dabei sehr geholfen, weil sie alle wichtigen Infos zusammenfassen und schon zu Beginn des Studiums eine grobe Orientierung bieten. Wir haben damals in einem der Infokurse sogar zusammen berechnet, wann wir mit unserem Abschluss, dem Staatsexamen, würden rechnen können. Mein Ergebnis: 2023 oder 2024, ganze fünf beziehungsweise sechs Jahre später – und ehrlich gesagt eine ziemlich lange Zeit für mich als 18-Jährige, die ja gerade erst angefangen hatte, Jura in Würzburg zu studieren!

Ziemlich schnell nach meinem Start an der JMU habe ich gemerkt, dass das Jurastudium in Würzburg unfassbar viele Möglichkeiten bietet: Es gibt Auslandsprogramme, Sprachkurse, Konservatorien (das sind kleine Übungseinheiten begleitend zu den Vorlesungen), Workshops zu juristischen Themen und noch einiges mehr – tatsächlich so viel, dass ich ein paar Wochen gebraucht habe, um alles kennenzulernen. Aber keine Sorge: Gerade am Anfang lichtet sich der Nebel Schritt für Schritt und jeder findet seinen ganz eigenen Fahrplan durchs Jurastudium in Würzburg.

Die zweite Etappe: Schwerpunkt wählen und abreißen

Die ersten Semester gingen wie im Flug vorbei. Sobald Du dich einmal in den Alltag eingefunden hast, machen Jura studieren in Würzburg und das Leben in der Stadt richtig Spaß. Nach zwei Jahren, im fünften Semester, ging es dann für mich auch schon um die Wahl meines Schwerpunkts. Der ist Teil des ersten Staatsexamens und damit schon so etwas wie „das Licht am Ende des Tunnels“. Ich habe mich für Arbeitsrecht (im Unternehmen) entschieden, weil mich das Thema fachlich und persönlich interessiert. Zwei sehr freundliche, hilfsbereite Professoren waren die Leiter dieses Schwerpunkts. Ich finde, sie haben es verstanden, uns den Stoff anschaulich und verständlich zu vermitteln – und ich habe gemerkt, dass ihnen sehr an unserem Erfolg gelegen war.

Um den Schwerpunkt des Würzburger Jurastudiums erfolgreich zu beenden, musst Du eine „studienabschließende Klausur“ bestehen und eine Seminararbeit schreiben. An die Klausur erinnere ich mich noch sehr gut: Sie ging über fünf Stunden und war schon allein deshalb für mich echt eine heftige Erfahrung. Beim Gedanken an das Staatsexamen wurde mir richtig unbehaglich – da muss man solche langen Prüfungen nämlich gleich an sechs aufeinanderfolgenden Tagen ablegen!

Für meine Seminararbeit hatte ich hingegen sechs Wochen Zeit. Das ist zwar weniger als für gewöhnliche Hausarbeiten (dafür hat man in der Regel mehrere Monate, häufig auch über die Semesterferien), aber schaffbar. In meiner Arbeit ging es ums Thema „Rufbereitschaft“, also vertragliche Verpflichtungen für Arbeitnehmer, erreichbar zu sein und bei Bedarf sofort zur Arbeitsstätte zu kommen. Das ist ein Rechtsbereich, der mich persönlich sehr interessiert hat.

Gemeinsam bilden die studienabschließende Klausur und die Seminararbeit den „universitären Teil“ des ersten Staatsexamens und machen 30 Prozent der Gesamtnote aus. Es ist schon ein echt besonderes Gefühl, nach dem erfolgreichen Bestehen beider Leistungen zu wissen: Du hast bereits ein Drittel Deines Examens in der Tasche! Und es macht den „Endgegner erstes Staatsexamen“ auch gleich ein bisschen weniger furchteinflößend.

Die dritte Etappe: Wiederholen, wiederholen, wiederholen

Nach meinem Jurastudium in Würzburg (und noch vor dem Staatsexamen) habe ich mich für ein kommerzielles Repetitorium entschieden, so wie viele meiner Kommilitoninnen und Kommilitonen. Das ist eine kostenpflichtige Vorbereitung zusätzlich zum Studium, die von externen Anbietern organisiert wird und die die Inhalte der Vorlesungen komprimiert aufbereitet und vertieft. Mir erschien der Gedanke sinnvoll, mich anschließend vor meiner finalen Prüfung ein halbes Jahr noch einmal ausführlich einzuarbeiten, Lücken aufzufüllen und mich intensiv vorzubereiten – allerdings hat es mir auch echt Disziplin abverlangt, mich ohne feste Termine im Selbststudium zum Lernen zu motivieren und mein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Normalerweise hat jeder maximal zwei Versuche für das erste Staatsexamen. Für manche gibt es allerdings noch einen dritten Versuch, den sogenannten Freischuss. Dazu musst Du entweder den staatlichen Teil Deines Examens innerhalb der Regelstudienzeit absolvieren oder, so habe ich es gemacht, Du erwirbst ein Fremdsprachenzertifikat noch während Du Jura studierst. An der juristischen Fakultät   gibt es dazu eine große Auswahl an verschiedenen Fachsprachen-Kursen, die besondere Schwerpunkte auf juristische Fachbegriffe und das Berufsbild eines Juristen in anderen Sprachen und Rechtssystemen legt. Auch für einen der nicht-juristischen Sprachkurse, die das Uni-eigene Sprachenzentrum anbietet , habe ich einmal einen Eingruppierungstest gemacht (sodass mein Sprachniveau ermittelt werden konnte und ich direkt in meinem Level in einen Kurs einsteigen hätte können). Ich habe meine Freizeit dann aber doch lieber in das Uni-Kino an der JMU und den ehrenamtlichen studentischen Verein „AIAS Würzburg“ investiert, in dem ich Mitglied war (AIAS Würzburg registriert Studierende als potentielle Stammzellspender und obwohl ich in meinem persönlichen Umfeld nie von Blutkrebs betroffen war, waren mir die Arbeit im und für den Verein und das Team schnell eine absolute Herzensangelegenheit). Bei so vielen tollen Angeboten und Aktivitäten kann man leider nicht alles mitmachen.

Woran ich mich in dieser Zeit erst gewöhnen musste: Bei Jura kannst Du Dich nicht (wie in vielen anderen Fächern) bis ins letzte Detail auf jeden Themenbereich vorbereiten, bevor Du ins Examen startest. Deshalb habe ich während meines Repetitoriums beschlossen, danach wirklich auch direkt ins Examen zu starten und meine Lernphase nicht länger zu ziehen. Ich wusste, ich kann auf meine jahrelange Vorbereitung vertrauen und gab mir einen kleinen Schubs. An Weihnachten – sozusagen als kleines Geschenk an mich selbst – habe ich mich dann für das Staatsexamen angemeldet. Von da an gab es kein Zurück mehr.

Die vierte Etappe: Lernen, ohne den Kopf zu verlieren

Die Zeit zwischen Weihnachten und meinem Examen war für mich in jeder Hinsicht anstrengend: Ich habe nebenbei ein paar Stunden in einer Kanzlei gearbeitet und sonst den ganzen Tag zuhause beim Lernen verbracht. Für viele Jura-Studierende, und auch für mich war das so, ist das eine echte körperliche und psychische Herausforderung. Da gibt es nichts schön zu reden. Mir hat der ständige Lernstress auf den Magen geschlagen und mich regelmäßig um meinen Schlaf gebracht. Aber: Ich habe in dieser Phase auch gelernt, dass mein Staatsexamen zwar enorm wichtig ist, jedoch niemals über meiner Gesundheit stehen darf oder über meinen sozialen Kontakten.

Deshalb mein Rat an alle, die Jura in Würzburg studieren oder sich gerade in der Vorbereitung auf ihr juristisches Staatsexamen befinden: Gönnt Euch auch mal eine Pause und atmet durch, selbst wenn es schwerfällt. Verbringt einen Abend mit Euren Freunden oder treibt Sport. Mir zum Beispiel hat das Joggen sehr geholfen. Normalerweise hasse ich Ausdauersportarten und schweißtreibende Aktivitäten – nicht umsonst spiele ich am liebsten Golf – aber das Laufen war für mich eine ideale Möglichkeit, den Kopf freizukriegen. Du bist beim Joggen so sehr mit Atmen und Deinem Tempo beschäftigt, dass Du einfach keine Kapazität dafür hast, Dich mit juristischen Fachbegriffen oder dem Staatsexamen zu beschäftigen.

Felix und Leon, mein ehemaliger Schulkollege und der Kommilitone, den ich am ersten Tag meines Jurastudiums in Würzburg kennengelernt hatte, waren mit ihren Examina kurz vor mir dran, beide erfolgreich. Vor meiner Prüfung standen sie mir mit wertvollen Tipps und Erfahrungsberichten zur Seite – für mich war das eine großartige Unterstützung, denn es hat mir viel Stress und Anspannung genommen.

Übrigens: Jana, die ich 2018 während der allerersten Info-Veranstaltung kennengelernt hatte, hat nach drei Semestern beschlossen, nicht mehr Jura in Würzburg zu studieren, sondern zu einem anderen Fach zu wechseln. Inzwischen steht sie kurz davor, ihren Abschluss zu machen. Ich erwähne das hier für alle diejenigen, die sich noch unsicher sind, ob Jura wirklich das Richtige für sie ist, die vielleicht gerade eine Klausur versemmelt haben oder die im Lernstress untergehen und jetzt Sorge haben, zu versagen. Die Welt hat sich für Jana auch ohne Jurastudium weitergedreht! Sie war mit ihrer Entscheidung sogar glücklicher als zuvor und hat sie nie bereut. Das Jurastudium in Würzburg ist, auch wenn man sich irgendwann dagegen entscheidet, keine Sackgasse. Mir half dieser Gedanke immer wieder sehr, wenn ich in Late-Night-Lern-Sessions verzweifelt bin oder mal eine Hausarbeit danebengegangen ist.

Die fünfte Etappe: der Boss-Fight

Für mich war Anfang März 2024 der große Moment gekommen: Mein erstes Staatsexamen. Lerntechnisch viel bewegen kannst Du in den letzten Tagen und Stunden vor den Prüfungen nichts mehr. Du packst Dein Köfferchen mit den zugelassenen Hilfsmitteln und Snacks, schaust Dir schon mal den Prüfungsort und den Weg dorthin an und versuchst, einen kühlen Kopf zu behalten.

In der Nacht vor meiner ersten Prüfung hatte meine Nervosität ihren absoluten Peak erreicht und ich bekam kaum ein Auge zu. Die Stimmung im Prüfungsraum (die Prüfungsräume sind immer außerhalb der JMU) am nächsten Tag was sehr angespannt: alle sitzen hinter ihren Tischchen, vor den Türen stehen „Aufpasser“ und es herrscht eine extrem gedrückte Atmosphäre, man hätte eine Feder fallen hören. Doch ich war entschlossen: Ich hatte schon so viele Prüfungen geschrieben, diese hier würde ich auch noch packen!

Ab dem zweiten Tag, nach der Premiere, sank meine Nervosität zum Glück wieder. Irgendwann zählst Du nur noch die „Tage bis zur Freiheit“ runter und versuchst, Dich irgendwie abzulenken. Nachmittags bin ich häufig mit dem Hund meines Nachbarn spazieren gegangen oder habe mich mit einer Massage belohnt. Hauptsache: Kopf freikriegen und durchatmen.

Nie vergessen werde ich meine Erleichterung, als endlich die letzte Prüfung geschrieben war. Und natürlich den Moment, in dem ich das Ergebnis bekam. Wenn Du plötzlich das Wort „bestanden“ schwarz auf weiß liest – dieses Gefühl kann ich gar nicht richtig beschreiben. Da fällt alles von Dir ab und Du bist einfach nur glücklich, dankbar und stolz.

Und plötzlich ist das Jurastudium in Würzburg zu Ende

Und so stand ich im August 2024 zu den Examensfeierlichkeiten wieder in der imposanten Neubaukirche, der „Aula“ der juristischen Fakultät, fast sechs Jahre nach meinem allerersten Tag an der Uni Würzburg, genau da, wo alles angefangen hat. Seite an Seite mit meinen Kommilitoninnen und Kommilitonin – und mit meinem ersten Staatsexamen in der Hand.

Auch wenn es phasenweise eine enorme Herausforderung war, und manchmal auch eine Belastung – ich würde mich immer wieder neu dazu entscheiden, Jura in Würzburg zu studieren.

Euch, lieben Leserinnen und Lesern, will ich Mut machen: Ich habe das Jurastudium erfolgreich beendet und Ihr könnt das auch. Selbst wenn Ihr Euch manchmal Sorgen macht oder unsicher seid – entspannt Euch, bleibt am Ball und genießt Euer Jurastudium in Würzburg!