Überblick
Herbarium der Universität Würzburg
Überblick
Das Herbarium der Universität Würzburg enthält:
- Eine umfangreiche Sammlung zur Flora Unterfrankens und der angrenzenden Gebiete mit Belegen seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Viele der Fundorte sind erloschen, etliche der enthaltenen Sippen sind inzwischen verschollen oder ausgestorben, vom Aussterben bedroht oder zumindest stark gefährdet
- im Allgemeinen Herbar eine gute Übersichtssammlung europäischer Pflanzen, sowie der Pflanzen der nordöstlichen und südöstlichen Randgebiete
- umfangreiche Sammlungsbestände von Kryptogamen (Moose, Flechten, z.T. Algen)
- Typus-Exemplare (Belegmaterial, das als Grundlage für die Erstbeschreibung von Arten diente) und Fundortbelege
Das Herbarium der Universität Würzburg ist im Index Herbariorum, dem internationalen Verzeichnis der Herbarien der Welt (Herbarium Acronym WB), und im ZEFOD, dem Zentralregister biologischer Forschungssammlungen in Deutschland, eingetragen. Im Augenblick werden die einzelnen Sammlungen in einer Datenbank erfasst. Das Herbarium führt einen regen Leihverkehr mit wissenschaftlichen Einrichtungen in der ganzen Welt.
Beleg aus dem Herbarium F. X. Heller zur Flora Wirceburgensis
Kontakt
Dr. Gerd Vogg
Wiss. Kustos
Botanischer Garten der Universität Würzburg
Julius-von-Sachs-Platz 4
D 97082 Würzburg
Tel. +49 +931 31 86239
Fax +49 +931 31 86207
vogg@botanik.uni-wuerzburg.de
Was ist ein Herbarium?
Ein Herbarium (lat.: herba = Kraut) ist eine Sammlung getrockneter und gepresster Pflanzen bzw. Pflanzenteile. Diese sind auf einem Herbariumsbeleg als Einheit erkennbar zusammengefasst.
Aufgabe eines Herbariums
Ein Herbarium (oder auch kurz Herbar) erlaubt dem Botaniker, auf in verschiedenen Gebieten und zu verschiedenen Zeiten gesammelte Pflanzen zuzugreifen. Damit lassen sich Vorkommen und Verteilungen von Pflanzenarten erfassen und vergleichende morphologische Studien zwischen Pflanzen anstellen.
Werden neue bislang unbekannte Pflanzenarten beschrieben, geht die Beschreibung immer auf einen bestimmten Herbarbeleg, den Holotypus, dieser Art zurück. Die durch diesen Typus festgelegten Merkmale können als Grundlage für Vergleiche mit neuen Exemplaren oder zur Abgrenzung zu anderen Arten genutzt werden.
Voraussetzung eines wissenschaftlichen Herbarbelegs
Die auf einem Herbariumsbeleg gepresste Pflanze muss vollständig und von guter Qualität sein. Alle relevanten Pflanzenteile (Blüte, Blatt, Spross, Wurzel, Früchte) sollten, so weit möglich, vorhanden und sichtbar sein. Das Pflanzenmaterial sollte ohne Schäden (mechanisch, Pilzbefall, Vergilben) gepresst und getrocknet sein.
Wichtig für einen Herbariumsbeleg ist eine ordentliche und vollständige Beschriftung: Minimale Angaben sind der wissenschaftliche Name der Pflanze, Fundort, Funddatum und Sammler. Von Bedeutung für zukünftige Betrachter ist außerdem eine Angabe über die Häufigkeit der Pflanze am Fundort, über Begleitpflanzen und Standortsangaben.
Die Bereitstellung von Herbariumsmaterial für wissenschaftliche Untersuchungen ist auch heute noch von Bedeutung, entsprechend dem immer noch gültigen Satz von Carl von Linné (1751): "Herbarium praestat omni icone, necessarium omni Botanico" - "Ein Herbarium ist besser als jede Darstellung, notwendig für jeden Botaniker."
Erstellung eines Herbarbelegs
Damit die Pflanzen über sehr lange Zeiträume erhalten bleiben, wendet man das Verfahren der Trockenkonservierung an: Den Pflanzen wird der größte Teil des Wassers möglichst schnell entzogen. Dies erreicht man durch vorsichtiges Einlegen der Pflanzen in möglichst saugfähiges Papier, welches während des Trockenprozesses mehrfach gewechselt werden muss.
Zum Trocknen und Pressen der Pflanzen werden sie zusammen mit dem saugfähigen Papier in eine Pflanzenpresse gegeben. Für den Hobbygebrauch können schwere Bücher die Pflanzenpresse ersetzen.
Die getrockneten und gepressten Pflanzen werden auf Herbarbögen mit ca. 3 mm breiten selbstklebenden Streifen fixiert. Die einzelnen Herbariumsblätter werden liegend in flachen Fächern aufbewahrt. Dabei fasst man mehrere Herbarbögen der gleichen Pflanzenart zu Faszikeln zusammen.
Umfang und Bedeutung
Das Herbarium der Universität Würzburg umfasst etwa 100.000 Herbarbelege und ist im internationalen Vergleich eine kleine wissenschaftliche Sammlung. Da das Herbarium aber vor allem regionale Belege aus dem nordbayerischen Raum aufweist, besitzt es eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für floristische Untersuchungen in dieser Region. Neben Samenpflanzen umfasst es Vertreter aller Pflanzengruppen, wie Algen, Pilze, Flechten, Moose, und Farne.
Durch sachgemäße Lagerung sind Herbarbelege praktisch unbegrenzt haltbar. Sie erlauben so die wiederholte Untersuchung wichtiger Merkmale, heutzutage auch der pflanzlichen genetischen Information, die in der DNA des Zellkerns gespeichert und die auch bei getrocknetem Material einer Analyse noch zugänglich ist. So ist ein Herbarium nicht nur allein unter historisch-botanischen und etwa auch didaktischen Aspekten wichtig, sondern es dient heute der aktuellen Forschung, u.a. mit molekularbiologischen Methoden, z.B. auf den Gebieten der Systematik und Vegetationsökologie.
Die ältesten Belege im Würzburger Herbarium stammen aus der Zeit um 1810.
Neben der wissenschaftlichen Bedeutung der Sammlung spiegelt das Herbarium so auch die erfolgreiche Wissenschaftsgeschichte der Botanischen Forschung an der Universität und Würzburger Wissenschaftsvereinigungen seit zwei Jahrhunderten wider.
Die Aufgabe der Wissenschaftler im Herbarium ist die langfristige Aufbewahrung der Sammlung, sowie deren wissenschaftliche Aufbereitung und Ausleihe von Herbariumsmaterial und anderen Sammlungsteilen z.B. für taxonomische, vegetationsökologische, historische und naturschutzrelevante Forschungen. Das Würzburger Herbarium nimmt am regen Leihverkehr mit wissenschaftlichen Einrichtungen in der ganzen Welt teil. Teilweise dient es auch der Ausbildung von Studierenden.
Die Herbarbelege sind derzeit in 40 deckenhohen Holzschränken untergebracht. Eine trockene und staubfreie Lagerung gewährleistet eine langfristige Konservierung der Pflanzen.
In Zukunft sollen die Belege zusätzlich einer regelmäßigen Frostbehandlung ausgesetzt werden, um einen möglichen Schädlingsbefall auszuschließen.