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    Jean-Paul-Portal

    Textwerkstatt

    Aus der "Textwerkstatt":
    Historisch-kritische Edition als Reflexion der Schreibarbeit Jean Pauls

    Das Interesse an der Entstehungsgeschichte der Texte hat heute die Betrachtung in sich abgeschlossener "Werke" weitgehend abgelöst; dies gilt sowohl für die Forschung als auch für die neueren Editionen, die sich (ihren jeweiligen Gegenständen gemäß in unterschiedlicher Akzentuierung und Intensität) als textgenetisch orientiert verstehen. Auch die Jean-Paul-Edition hat sich, seit sie das Erbe ihres Begründers Eduard Berends angetreten hat, zunehmend der Geschichte der Werke zugewandt, schon allein weil sie, in Fortführung der Berendschen Nachlaß-Abteilung (HKA Abt. II), sich mit der Edition der Nachlaßtexte unmittelbar jener "Werkstatt" widmet, aus der heraus sich die Werke entwickeln. Den Werkstattcharakter dieses Nachlasses bestätigen auch die Exzerpthefte, Ideen-Reservoir ihres Autors, das inzwischen erschlossen wird.

    Die Konsequenzen der Erkenntnisse sowohl der Nachlaßedition als auch der Forschung gilt es auf die Edition der Werke Jean Pauls zu übertragen. Die Textwerkstatt-Metapher beschreibt dabei ein Konzept von Edition, das nicht nur Texte konstituiert, sondern in seiner Methode die Schreibverfahren ihres Autors mitabzubilden sucht. Die Neu-Edition von Jean Pauls Roman Hesperus, in drei Auflagen erschienen 1795, 1798 und 1819, leitet in diesem Sinn die neue Abteilung "Werke" (IA) der historisch-kritischen Jean-Paul-Ausgabe ein.

    Es geht der Pilot-Edition darum, sich der "Textwerkstatt" jener nachgelassenen Materialien zu bedienen, in der die Werke entstehen. Aus diesem Grund unternimmt der Pilotband "Hesperus" der geplanten neuen Werkausgabe den Versuch, den Roman in den Kontext der Jean Paulschen Schreibwerkstatt zu stellen. Dies betrifft sowohl die Dokumentation der bisher unveröffentlichten handschriftlichen Vorarbeiten und die synoptische Darstellung aller Druckvarianten, als auch einen Stellenkommentar, der, wo immer Werkstatt-Dokumente verfügbar sind, den Roman von Jean Paul selbst erläutern lassen möchte, im Sinne einer Selbstkommentierung des Autors.