Deutsch Intern
Würzburger Altertumswissenschaftliches Zentrum

Ringvorlesungen

WAZ-Ringvorlesung im SS 2025

Frauenbilder der Antike

 

 

Die Frauen der Antike faszinieren bis heute - nicht zuletzt, weil ihre Stimmen in den überlieferten literarischen Quellen eher selten zu hören sind. Vielmehr begegnen uns die Frauen der Antike in einer Vielzahl von Bildern: Darstellungen realer und idealer Frauen in Ikonographie und Skulptur, literarische Porträts einzelner Frauen und Reflexionen über Aspekte des Frauseins. Archäologische und dokumentarische Quellen vermitteln uns ein Bild der konkreten Lebenswelt von Frauen.  

Auch wenn das Bild, das wir uns bis heute von den Frauen der Antike machen, sehr stark vom Blick männlicher Autoren, männlicher Herrscher und Gesetzgeber, männlicher religiöser und kultureller Autoritäten geprägt ist, können wir auch die Ränder und Grenzen dieser Geschlechter- und Genderdiskurse wahrnehmen, die immer eher normativ als deskriptiv waren. In der Realität wurden die Rollenvorstellungen und Handlungsspielräume von Frauen immer wieder gesprengt. 

Die Ringvorlesung stellt Frauenbilder aus verschiedenen Regionen und Epochen der Antike vor. Dabei werden nicht nur die normativen Geschlechterdiskurse diskutiert, sondern auch die loci, in denen sie sich nicht durchsetzen konnten. Politische, religiöse und moralische Diskurse, die die Lebenswelten von Frauen und Männern ordnen wollten, trafen auf eine widerspenstige Wirklichkeit. Die Beiträge der Ringvorlesung nehmen nicht nur Geschlechternormen, sondern auch deren Überschreitungen in den Blick – und ermöglichen es uns so, den realen Erfahrungen von Menschen der Antike näherkommen. 

Im Anschluss an die Ringvorlesung findet am 29. und 30. September an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg eine interdisziplinäre Tagung zum Thema “Frauenräume in der Spätantike” statt, die von den Lehrstühlen für Alte Kirchengeschichte und Patrologie der Katholisch-Theologischen Fakultäten Würzburg und Mainz organisiert wird. 

Programm:

28.04.25

Do Women Have their Own Space in Philo’s Political Thought and Experience?

Prof. Dr. Sandra Gambetti (City University of New York)

05.05.25

Frauen(bilder) in den demotischen und griechischen erotischen Zaubersprüchen 

Dr. Svenja Nagel (Würzburg)

Aus dem griechisch-römischen Ägypten ist ein umfangreiches Corpus an demotischen und griechischen magischen Handbüchern mit Rezeptsammlungen sowie aktivierten Texten und Gegenständen erhalten, die im Zuge magischer Rituale hergestellt wurden. Ein großer Anteil der Praktiken ist dem Bereich der Liebe und Sexualität gewidmet. Darunter finden sich sowohl Zaubersprüche, die auf die Optimierung der eigenen Attraktivität und sexuellen Leistungsfähigkeit abzielen, als auch solche, die Kontrolle auf die Sexualität, Verhaltensweisen und Begierden einer anderen Person ausüben sollen. Während die Anleitungen der Handbücher üblicherweise standardmäßig für einen männlichen Nutzer (bzw. Auftraggeber) und eine weibliche Zielperson vorformuliert sind, zeigt der Befund der tatsächlich angewandten Zaubersprüche, dass auch Frauen solche Rituale ausgeführt bzw. in Auftrag gegeben haben. Die aus diesen Quellen hervorgehenden Frauenbilder sollen vor dem Hintergrund der multikulturellen Gesellschaft des griechisch-römischen Ägypten betrachtet und mit literarischen und dokumentarischen Zeugnissen zur Rolle von Frauen in Sexualität und Magie abgeglichen werden.

26.05.25

Wann ist eine Frau eine Frau? Eine Annäherung an die Konzepte ‚Transgender‘ und ‚Crossgender‘ in der Antike

PD Dr. Katharina Wojciech (Würzburg)

In den antiken Gender Studies geht es längst nicht mehr nur darum, Frauen in die Geschichte einzuschreiben oder eine ideale Weiblichkeit als ein von Männern geschaffenes Konstrukt zu entlarven. Immer häufiger steht gerade die Transgression der gesellschaftlichen Normen im Fokus der modernen Forschung, wobei auch die Vorstellung von einer binären Geschlechterordnung in Frage gestellt wird. Im Vortrag werden deshalb Möglichkeiten erörtert, moderne Begriffe wie ‚Transgender‘ oder ‚Crossgender‘ auf antike Phänomene zu übertragen und sie mit antiken Weiblichkeitsideen zu konfrontieren.

16.06.25

Arm – Reich – Frau? Soziale Teilhabe von Frauen in der christlich geprägten spätantiken Gesellschaft

Dr. Sonja Ulrich (Würzburg)

Frauen waren in der Geschichte oftmals stark von den Umständen ihrer familiären Besitzverhältnisse betroffen, so auch in der Spätantike. Gleichzeitig nahmen sie in vielfältigen Formen am gesellschaftlichen und sozialen Leben teil und konnten durchaus großen Einfluss nehmen. Innerhalb des sich verbreitenden Christentums kam ihnen unter anderem die Rolle vermögender Unterstützerinnen zu, die mit ihrem Reichtum die Bedürftigen und die Kirchen versorgten. Auf der anderen Seite konnte der Tod eines Ehemannes (des Pater familias) eine Witwe auch schnell in existenzbedrohende Nöte reißen, was von der christlichen Gemeinschaft aufgefangen werden sollte. Der Vortrag wirft einen Blick auf das Panorama bzw. die Spannweite armer und reicher Frauen(bilder) samt ihren Wirkungs- und Handlungsspielräumen in spätantiken Quellentexten. 

23.06.25

Frauen auf der Bühne: zur Konzeption weiblicher Rollen in römischen Theaterbildern

Prof. Dr. Heide Frielinghaus (Universität Mainz)

In Später Republik und Römischer Kaiserzeit entstanden eine Reihe von Darstellungen, die Tragödien- oder Komödienszenen wiedergeben, wobei die vor allem in Wandmalerei und Mosaik ausgeführten Bilder vorzugsweise im Hauskontext Verwendung fanden. In den Szenen treten höchst unterschiedliche Frauengestalten auf: während das Spektrum der Komödienbilder durch Hetären, Kupplerinnen und junge Frauen von schwankendem, aber generell eher niedrigem sozialem Status und in prekären Situationen dominiert wird, spielen in den Tragödienbildern vielfach Frauen (zumindest ursprünglich) gehobener Position eine Rolle. Der Vortrag beschäftigt sich vergleichend mit der Konzeption mehrerer dieser unterschiedlichen Frauenbilder (u.a. Charakterisierung durch Ausstattung, Verhalten und szenischen Zusammenhang) sowie deren Funktionen im Hauskontext. 

14.07.25

Die Diskussion um ideale Weiblichkeit in sumerischen literarischen Frauenstreitgesprächen

Prof. Dr. Jana Matuszak (University of Chicago)

Sumerische literarische Streitgespräche aus der altbabylonischen Zeit (2000–1600 v. Chr.) bieten Einblicke in die ältesten bezeugten Debatten um die Definition von Geschlechterrollen. Auf Grundlage einer eingehenden Studie von überlieferten Keilschriftquellen, von denen viele noch nicht ediert und übersetzt sind, zeige ich, dass die von gelehrten Männern für ihre überwiegend männlichen Schüler verfassten Texte für eine strikt binäre, geschlechtsbasierte Arbeitsteilung plädieren. Im Gegensatz dazu besaßen gesellschaftliche Standards und Verhaltensregeln jedoch universelle Gültigkeit; ihre Einhaltung wurde demnach von Männern und Frauen gleichermaßen erwartet. In diesem Spannungsfeld zwischen kategorischer Andersartigkeit und geschlechtsübergreifenden Verhaltensnormen untersuche ich mesopotamische Reflexionen zu doing und undoing gender. Die Rekonstruktion der sumero-babylonischen Definition idealer Weiblichkeit, welche die Performativität von Gender voraussetzt und illustriert, leitet über zu einer Untersuchung antiker Aufführungspraktiken, gefolgt von Schlussbetrachtungen zu Autoren und Publikum in Antike und Moderne.

 

Die Ringvorlesung beginnt am 28. April 2025  und findet jeweils Montags um 18.15 Uhr im Burkardushaus (Am Bruderhof 1) statt.

Die Online-Teilnahme ist ebenfalls möglich:

https://uni-wuerzburg.zoom-x.de/j/67398547215?pwd=M6Y1XLzhQ6zFezrF0VwRamFuRy6YaP.1
Meeting-ID: 673 9854 7215

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