Deutsch Intern
Würzburger Altertumswissenschaftliches Zentrum

SS 2021 - Klangspuren – Interdisziplinäre Blicke auf antike Musik

So einmalig die Wirkung der Musik auf unser Innenleben ist, so abwegig mag es auf Anhieb erscheinen, den vergangenen Klängen des Altertums nachspüren zu wollen. Denn Aufzeichnungen per Tonträger, wie sie für uns längst selbstverständlicher Bestandteil des Alltags geworden sind, gab es damals bekanntlich noch nicht. Und dennoch beschäftigen sich WissenschaftlerInnen aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen mit der Frage, wie die Musikinstrumente, die uns als fragmentarische Relikte und in bildlichen Darstellungen aus der Antike überkommen sind, geklungen haben mögen. Dabei helfen seltene Überlieferungen von Notationen genauso wie musiktheoretische Schriften aus jener Zeit. Alle verfügbaren Quellen münden am Ende in die experimentellen Methoden der Musikarchäologie.

Vor allem anhand von Nachbauten unternimmt die Musikarchäologie den Versuch, dem akustischen Erlebnis von einst möglichst nahe zu kommen. Zwar lassen sich auf diese Weise nicht die verlorenen Lieder und Aufführungen wiedergewinnen. Aber das Experimentieren mit verschiedenen Materialien, ihrer möglichst getreuen Verarbeitung und Zurichtung durch erfahrene Instrumentenbauer kann im engen Abgleich mit den aus der Antike überlieferten Informationen zu plausiblen Rekonstruktionen von Lautstärken, Frequenzen, Klangwirkungen und Klangfarben führen. Ferner sprechen ethnologische Vergleiche dafür, dass einige musikalische Errungenschaften der Frühzeit in verschiedenen Kulturen bis heute die Zeiten nur wenig verändert überdauert haben. Die neuen digitalen Möglichkeiten erleichtern schließlich das Feintuning von Klangversuchen in den Schallkammern von Tonstudios.

Nach dem großen Erfolg der Ausstellung „MUS-IC-ON! – Klang der Antike“ im Martin von Wagner Museum (2019/20) hat sich die Universität Würzburg weiterhin dem Thema der Musikarchäologie verschrieben. Während das Deutsche Archäologische Institut in Berlin im Begriff ist, seine Sammlung von Nachbauten antiker Instrumente dauerhaft nach Würzburg auszuleihen, bemüht sich das hiesige Institut für Musikforschung um eine längerfristige Verankerung der Musikarchäologie als neuen Schwerpunkt im eigenen Lehrangebot. Mit dem Blick auf seine Wurzeln wird das reiche Würzburger Musikleben so um eine bedeutsame Facette erweitert.

In unserer Vortragsreihe werden Ihnen einschlägige ExpertInnen den Forschungsgegenstand der antiken Musik in einem breiten Spektrum näherbringen: Neben den grundsätzlichen Möglichkeiten und Herausforderungen der Musikarchäologie werden Sie exemplarisch die wesentlichen Akteure und ihre Instrumente aus verschiedenen Kulturen der antiken Welt kennenlernen, vom Alten Ägypten über den Orient bis nach Griechenland. Die geistige Auseinandersetzung mit Musik wird genauso beleuchtet wie die praktischen Kontexte, in denen die Erzeugung künstlicher Klänge einen besonderen Stellenwert genossen hat.

Aufgrund der andauernden Kontaktbeschränkungen wird die Ringvorlesung erstmals digital veranstaltet. Auf unserer Homepage erhalten Sie über einen Link Zugang zu den Veranstaltungen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch im virtuellen Klang-Raum!

Programm:

19.04.
Musikarchäologie – Eine Einführung
Dr. Arnd Adje Both (Berlin)

03.05.
Griechische Musiker auf Tournee rund um das Mittelmeer
Dr. Sylvain Perrot (CNRS Strasbourg)

17.05.
Antike Musik digital erforschen
PD Dr. Stefan Hagel (ÖAW Wien)

07.06.
Ein fast unsichtbares Fundament der altägyptischen Kultur
Prof. Dr. em. John Baines (Oxford, Gastdozent an der LMU München)

21.06.
Goldene Instrumente und reisende Musiker. Die Könige von Mari und die Musik
Prof. Dr. Nele Ziegler (Paris, Collège de France)

05.07.
Teilen und Fügen. Antike Musiktheorie im Gewand des Mythos
Prof. Dr. Eckhard Roch (Uni Würzburg)

Alle Vorträge finden digital statt und beginnen um 18:15 Uhr. Um Zugang zum Webinar zu erhalten, klicken Sie bitte auf den dafür eingerichteten Link auf unserer Homepage:
www.uni-wuerzburg.de/forschung/waz/startseite/

Poster

Vortragsflyer der Ringvorlesung