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Global Systems and intercultural Competence

Bericht: Religion als Garant nationaler Identität?

06/04/2013

Rückblick auf das GSiK-Symposium "Religion and Politics in Eastern European Countries"

Welche Rolle spielt Religion für die Politik osteuropäischer Staaten? Dieser Frage ging ein Symposium am 28. Mai nach, das von den Lehrstühlen für Religionspädagogik (Prof. Dr. Dr. Ziebertz), für Soziologie (Prof. Dr. Göbel) und der Professur für Slavische Philologie (Prof. Dr. Ebbinghaus) im Rahmen des GSiK-Projektes veranstaltet wurde. WissenschaftlerInnen aus Georgien, Polen und Kroatien berichteten dabei von der Situation in ihren Heimatländern und analysierten das Verhältnis von Religion und Politik.

Sophie Zviadadze (M.A.) vom Caucasus Institut for Peace, Democracy and Development (Georgien) ging auf die dominante Rolle der orthodoxen Kirche in Georgien ein. Durch das Aufzeigen geschichtlicher Entwicklungen und die Analyse aktueller kirchenpolitischer Dokumente konnte sie verdeutlichen, wie wichtig die christliche Orthodoxie für die nationale Identität Georgiens nach dem Zusammenbruch des Sowjetregimes geworden ist. Während bereits etablierte Religionen – wie das katholische Christentum oder der Islam – geduldet würden, hätten religiöse Gemeinschaften, die neu in das Land dringen (Jehovas Zeugen, Pfingstkirchen etc.) mit starker Ablehnung und Repressalien zu rechnen. Der Umgang mit dem Menschenrecht der Religionsfreiheit sei deshalb ein Schlüsselproblem Georgiens, so Frau Zviadadze.

Dr. Katarzyna Zielińska von der Jagiellonen-Universität Krakau (Polen) untersuchte in ihrem Vortrag die Rolle der Katholischen Kirche in Polen im Hinblick auf die Menschenrechtspolitik in ihrem Land. Auch die nationale Identität Polens sei stark mit der dort dominanten Religion verbunden: dem katholischen Christentum. Obwohl die katholische Kirche durch das Zweite Vatikanische Konzil offiziell zu einer Anerkennung der Menschenrechte gelangt sei, spreche ihr konkretes politisches Handeln in Polen eine andere Sprache, so Frau Zielińska. Sie verdeutlichte ihre Position im Hinblick auf die aktuelle Praxis in Fragen der öffentlichen religiösen Erziehung, die in weiten Teilen eine katechetische Unterweisung im katholischen Glauben sei und damit nicht hinreichend die Positionen religiöser Minderheiten berücksichtige.

Prof. Dr. Gordan Črpić von der Katholischen Universität Zagreb (Kroatien) wiederum stellte die schematische Einteilung einer Gesellschaft in religiöse Mehrheiten und Minderheiten in Frage. Für Kroatien treffe eine solche Unterscheidung nicht zu, die nicht zwischen statistischer und soziologischer Mehrheit differenziere. So seien in Kroatien Angehörige des katholischen Christentums in öffentlichen Ämtern, dem Parlament und den Universitäten deutlich unterrepräsentiert, obwohl sie mit über 80% die größte religiöse Gruppe des Landes sind. Herr Črpić argumentierte, dass sich politische Machtgruppen, die bereits in der Sowjetzeit bestand hatten, auch über den Zusammenbruch des Sowjetreiches erhalten hätten. Daran anknüpfend gab er zu bedenken, dass das Einfordern von Minderheitenrechten in bestimmten Kontexten der Idee der Menschenrechte zuwider laufen und vielmehr alte Machtstrukturen verfestigen kann.

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