Vortrag: Individuell Fördern - Außerschulische Partner in Kooperation mit Schulen
01/25/2010Am Donnerstag, 04.02.10, um 19 Uhr hält Regina Pötke (Vorstand Roland-Berger-Stiftung, München) einen Vortrag mit dem Thema "Individuell Fördern - Außerschulische Partner in Kooperation mit Schulen". Er findet statt in Raum 156, Uni Wittelsbacher Platz.
Für das GSiK-Zertifikat zählt der Besuch der Veranstaltung als Vortrag.
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Zum Vortrag:
Stipendium für Schlauberger mit Biss
„Fit für Verantwortung“ setzt auf außerschulische Förderung - Vortrag am Donnerstag
Obwohl sie genauso schlau sind wie ihre Altersgenossen aus Akademikerfamilien, landen Kinder aus nicht-akademischen Haushalten weitaus seltener auf der Uni. „Von 100 Kindern von Akademikereltern studieren 80, von 100 Kindern ohne akademischen Hintergrund sind es nur 23“, bestätigt Regina Pötke, Vorstand der in München angesiedelten Roland Berger Stiftung. Wie dieses Missverhältnis korrigiert werden kann, darüber wird Pötke am 4. Februar um 19 Uhr an der Uni am Wittelsbacherplatz sprechen.
Nicht, dass Lehrer schlechte Arbeit leisten, betont die Pädagogin, die auf Einladung des Zentrums für Lehrerbildung (ZfL) und Amnesty International die Vorlesungsreihe „Bildung bewegen - Menschenrechte gestalten“ abschließen wird. Weil zu viele und zu unterschiedliche Kinder in einer Klasse sitzen, können Lehrerinnen und Lehrer den einzelnen Schüler nicht so intensiv fördern, wie der es eigentlich nötig hätte: „Deshalb brauchen wir Unterstützer außerhalb der Schule.“ Um diese außerschulischen Kooperationspartner kümmert sich die im März 2008 gegründete Roland Berger Stiftung deutschlandweit.
Im Stipendienprogramm „Fit für Verantwortung“ betreuen derzeit 135 Mentoren insgesamt 175 Schüler aus Bayern, Nordrhein-Westfalen, Berlin und Brandenburg. Bei den Mentoren handelt es sich um Akademiker im Alter zwischen 22 und 78 Jahren, die sich neben ihren ganz unterschiedlichen Berufen gegen eine Aufwandsentschädigung um Kinder und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Elternhäusern kümmern. „Das Ziel ist nicht, Nachhilfe zu geben“, erläutert Pötke. Vielmehr packen die Mentoren jenen „soziokulturellen Bildungsrucksack“, den die Kinder später für ein eigenverantwortliches, erfüllendes, sozial engagiertes Leben brauchen.
In vielen Fällen liegt es nicht am Desinteresse der Eltern, wenn Kinder zu wenig gefördert werden, unterstreicht die Pädagogin, die acht Jahre lang für die Initiative Stiftung Bildungspakt Bayern verantwortlich war. Pötke sind zahlreiche Migrantenfamilien bekannt, in denen kaum finanzielle Ressourcen für die Förderung der Kinder zur Verfügung stehen. Bei einem der geförderten Schüler etwa ist der aus dem Irak stammende Vater Arzt, die Mutter Lehrerin. In beiden Fällen wurden die Berufsabschlüsse in Deutschland nicht anerkannt. Die Eltern müssen sich mit schlecht bezahlten Jobs durchschlagen.
Dass sie deshalb kein Geld haben für Kultur und Bildung ihrer Kinder außerhalb der Schule, wird öffentlich als Problematik kaum wahrgenommen. Dabei handelt es sich nach Pötkes Ansicht um ein äußerst brisantes Problem: „Den Kindern wird das Menschenrecht auf Bildung vorenthalten.“ Von den volkswirtschaftlichen Auswirkungen dieser Verschwendung von Begabung ganz zu schweigen. Weil die Stiftung hier gegensteuern will, werden gerade Kinder mit Migrationshintergrund aufgenommen. Die aktuellen Stipendiaten kommen aus 28 Ländern - von Ägypten und Afghanistan über Nigeria und Pakistan bis Ungarn und Vietnam.
Opernbesuche, Klavierunterricht oder das gemeinsame Studium eines Shakespeare-Dramas sind schlechterdings auch unmöglich für die zahlreichen allein erziehenden Mütter, die ihre Familie mit zum Teil drei verschiedenen Minijobs über Wasser halten. Auch diesen Kindern wird im Mentorenprojekt der Roland Berger Stiftung über die persönliche Betreuung durch den Mentor, Nachhilfeunterricht, themenspezifische Seminare und Ferienakademien umfassende Bildung zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit vermittelt. Pötke zufolge umfasst das Fördervolumen pro Kind und Jugendlichen im Durchschnitt 14.000 Euro im Jahr.
Ausgewählt für das Programm werden leistungswillige Schlauberger „mit Biss“. Im Auswahlverfahren wird von den zwischen 6 und 25 Jahre alten Kindern und Jugendlichen zum Beispiel verlangt, einen Aufsatz darüber zu schreiben, wie sie sich ihre private und berufliche Zukunft vorstellen. In die Beurteilung fließen weiter die Empfehlungen der Lehrer sowie die Zeugnisse der Kinder ein, außerdem müssen die Familien ihre finanzielle und soziale Situation beschreiben. Pötke: „Unser Projekt zielt nicht auf lernschwache Kinder ab. Wir wollen begabte Kinder fördern, die Unterstützung brauchen, um ihre Begabung zu entfalten.“ Erste Auswertungen zeigten, dass eben dieses Ziel erreicht wird. ZfL
BU:Regina Pötke leitet die der Roland Berger Stiftung in München. Foto: privat