Deutsch Intern
Global Systems and intercultural Competence

Polizei und Antiziganismus: Staatliche Stigmatisierung von Sinti und Roma

Date: 06/04/2020, 6:00 PM - 8:00 PM
Category: A, B, D, Workshops
Location: findet Online statt
Organizer: GSiK // fächerübergreifend
Speaker: Anja Reuss vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma

Für Sinti und Roma gehören Anfeindungen zum Alltag. Auch bei Ermittlungsbehörden stehen sie bis heute unter Generalverdacht: Es steht zu befürchten, dass die Polizei in unterschiedlichen Bundesländern rechtswidrig Daten zu ethnischer Herkunft erhebt und veröffentlicht. In Pressemitteilungen der Polizei tauchen immer wieder Hinweise auf die ethnische Herkunft auf, vor allem bei Tatverdächtigen, seltener bei Opfern oder Zeug*innen. Die Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma ist immer wieder gegen die diskriminierenden Praktiken der Polizei und ihrer fortgesetzten Sondererfassung vorgegangen. Aktuell auch in einem Fall in Berlin. Die Berliner Polizei hat in der Kriminalstatistik 2017 den Hinweis auf die Minderheitenzugehörigkeit veröffentlicht. Dass es rechtswidrig ist, wenn die Polizei die zugrunde liegenden Daten tatsächlich erhebt, ist unstreitig. Auch bei den Ermittlungen zu dem Mord an der Polizistin Michele Kiesewetter 2007 lassen sich antiziganistische Muster in der Polizeiarbeit erkennen. Über zwei Jahre jagten die Ermittler ein Phantom aus dem „Zigeunermilieu“. Erst 2011 konnte der Mord dem NSU zugeordnet werden.
Warum ist es so gefährlich, ethnische Herkunft in Polizeidatenbanken zu erfassen? Wie tief sind antiziganistische Vorstellungen in der Polizei verhaftet und was für Konsequenzen hat es, sie in Berichterstattung zu erwähnen? Wann darf die Polizei überhaupt Daten zu ethnischer Zugehörigkeit erheben? Und wann tut sie es vielleicht trotz Verbots? Und mit welchen Methoden erhebt die Polizei die ethnische Herkunft?

Anja Reuss ist Politische Referentin des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, der politischen Interessenvertretung der deutschen Sinti und Roma mit Sitz in Heidelberg. Als Dachverband setzt sich der Zentralrat auf nationaler und internationaler Ebene für eine gleichberechtigte Teilhabe von Sinti und Roma in Politik und Gesellschaft sowie für die Auseinandersetzung mit und Bekämpfung von Antiziganismus ein. Auf nationaler und internationaler Ebene arbeitet Anja Reuss schwerpunktmäßig zur vertiefenden Auseinandersetzung mit Antiziganismus und beschäftigt sich mit Datenerhebungen, NSU, Polizei, Racial Profiling, Hasskriminalität und Hate Speech. Sie hat an der HU Berlin Geschichte und Erziehungswissenschaft studiert. Als Historikerin forschte und publizierte sie zu NS-Verbrechen, Erinnerungspolitik, Migration und Minderheiten. 2015 erschien ihre Studie zu den Kontinuitäten der Stigmatisierung von Sinti und Roma in Deutschland nach 1945.

Der Vortrag findet online über Zoom statt. Du findest die Zugangsdaten und die Möglichkeit, Dich in die Teilnahmeliste einzutragen, in unserem WueCampus-Raum: https://go.uniwue.de/gsik-teilnahme

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