Deutsch Intern
Global Systems and intercultural Competence

Katholisch-theologische Fakultät

Im Kontext säkularer westlicher Gesellschaften wird die Wahrnehmung kultureller Differenzen oftmals auf Nationalität, Ethnizität, differente Stile der Lebensführung, Rolle von Tradition, Werte, Sprache, usw. begrenzt. Viele der Menschen, die in Deutschland als kulturelle Minderheit leben und meist aufgrund von Migration den Weg nach Europa gefunden haben, stammen aus Gesellschaften, die von einem weitaus geringeren Grad an Säkularität geprägt sind. Dies gilt zum Beispiel für viele der knapp 4 Millionen Muslime in Deutschland. Solche Kulturbereiche sind durchwoben von religiös bestimmten Werten und Normen, so dass es nicht leicht ist, Kultur und Religion überhaupt zu trennen. Die Begegnung mit Menschen aus einem Kulturkreis, der die westliche Aufklärung und mit ihr den Prozess der Säkularisierung nicht durchlaufen hat, kann die religiöse Imprägnierung ihrer Lebenseinstellung und Lebensführung nicht ignorieren. Viele ihrer Weltbilder und Lebenseinstellungen sind nur unter Einbezug der religiös durchsetzten Kultur adäquat zu verstehen. Die westliche Perspektive, Religion als individuelle Entscheidung und Privatsache zu verstehen, greift hier zu kurz. Ein Blick auf Handbücher zum interkulturellen Lernen zeigt, dass die religiöse Dimension kaum thematisiert wird.

Der Lehrstuhl für Religionspädagogik hat in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Projekten zum interkulturellen und interreligiösen Lernen und einige empirische Forschungsprojekte durchgeführt. Diese Kompetenz bringt der Lehrstuhl in die Arbeit von GSiK durch Veranstaltungen ein, in denen v.a. die religiöse Dimension von Interkulturalität bearbeitet wird. Die geschieht durch interkulturelle Vergleiche und in der Bearbeitung der Präsenz des Islam und des Christentums im Kontext der säkularen westlichen Gesellschaft. Die Reflexion religiöser Imprägnierungen in der interkulturellen Begegnung geschieht im Fokus der Bildungsaufgaben schulischer und nicht-schulischer Einrichtungen.

Zur Homepage des GSiK-Teilprojekts Katholische Theologie.

 

Die detaillierten Veranstaltungsinformationen:

Seminare/Übungen/Blockveranstaltungen u.ä.:

  • Seminar: Religiöse Dimensionen der Multikulturalität – Anforderungen an interkulturelle Bildung
    Anmeldung: Bis 08.10.2010 per SB@Home
    Vorbesprechung: Do, 21.10.2010, 18:15-19:45 Uhr, Paradeplatz 4, R 302
    Termine: Fr, 12.11./03.12./17.12.2010, jeweils 9.00-16.00 Uhr, Paradeplatz 4, R 302 (außer 03.12., R 321)
    Teilnehmer: Max. 30
    Dipl. Theol. Daniela Popp, M. A., Dipl. Theol. Andrea Betz
  • Die sog. Interkulturelle Pädagogik hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten mit dem Phänomen, den Herausforderungen und Chancen der Multikulturalität auseinandergesetzt. Bislang blieb weitgehend unberücksichtigt, dass viele kulturelle Unterschiede religiöse Imprägnierungen haben. Wir sind daran gewöhnt, Religion als Privatsache ohne größere Relevanz im sozialen und gesellschaftlichen Kontext zu betrachten. Für viele Migrantengruppen gilt dies jedoch nicht. Immer wieder kommt es zu Konflikten in der Schule (Sportunterricht, Exkursionen, usw.) und zu hitzigen Debatten im öffentlichen Leben (Kopftuch, Moscheebau, usw.). Interkulturelle Bildung ist unvollständig, wenn sie diese Phänomene nicht in ihrer religiösen Motivation thematisiert. Dabei bieten weder eine ausschließlich monoreligiöse Perspektive noch Ignoranz gegenüber religiösen Phänomenen Voraussetzungen für interkulturelle Bildung. Das Seminar stellt sich der Aufgabe, religiöse Implikationen der Multikulturalität aufzudecken und fragt, wie interkulturelle Bildung im öffentlichen Raum zu konzipieren ist, die die religiöse Dimension der Multikulturalität berücksichtigt.

    Auf Grundlage einer Verhältnisbestimmung von Staat und Religion in Europa werden wir das Thema Multikulturalität auf seine herausfordernden Aspekte hin zuspitzen und uns mit konkreten Konfliktfällen beschäftigen Die zweite Veranstaltung wird in Kooperation mit Peter Schreiner stattfinden, dessen Arbeitsschwerpunkte auf dem Gebiet interkulturellen und -religiösen Lernens sowie europäischer Bildungsverantwortung liegen. Dabei fokussieren wir die Frage der Realisierung religiöser Bildung in Europa. Abschließend sollen Entstehungsbedingungen und pädagogische Maßnahmen zur Förderung interreligiöser Kompetenz näher gefasst werden.

    SWS: 2
    ECTS: 3 (für Studierende der Theologie auf LA, Bachelor oder Magister), 5 (für Studierende anderer Fakultäten, mit entsprechend umfassender Seminararbeit)
    Zu erbringende Leistung: Referat, Hausarbeit, 80% Präsenz


  • Seminar: Die Religionskulturen der USA und Europas: säkular – evangelikal?
    Anmeldung: Bis 08.10.2010 per SB@Home
    Vorbesprechung: Mi, 20.10.2010, 18:15-19:45 Uhr
    Termine: Fr, 05.11./19.11.2010, jeweils 9:00-16:00 Uhr; Di, 11.01.2011 (Tagung), 9.00-13.00 Uhr; Fr, 14.01.2011, 14.00-18.00 Uhr
    Räume: 20.10./05.11., Paradeplatz 4, R 302, 19.11./14.01., Paradeplatz 4, R 321; 11.01. (Tagung), Neue Universität, HS 317
    Teilnehmer: Max. 30
    Dipl. Theol. Andrea Betz, Dipl. Theol. Daniela Popp, M. A.
  • Obwohl die USA und Europa aufgrund gemeinsamer Wurzeln als „ähnlich“ betrachtet werden, sind die Unterschiede in religionskultureller Hinsicht offensichtlich. Religion „funktioniert“ in den Vereinigten Staaten anders als in Europa. Dies gilt für den einzelnen Bürger ebenso wie für die gesamte Gesellschaft. Während sich in Europa im Blick auf den Gottesbezug in der EU-Verfassung die Geister scheiden, lebt man in den USA offensichtlich problemlos mit einer „religiös getönten Rhetorik“ (Joas) im politischen Leben. Diese Dimension kultureller Differenz, gilt es zu verstehen.

    Dieser Aufgabe stellt sich das Seminar in vier Blöcken. Im ersten Teil setzen wir uns mit verschiedenen Religionskulturen Europas auseinander. Dabei erarbeiten wir eine theoretische Grundlage bzgl. des historischen und gegenwärtigen Verhältnisses von Staat und Religion. Zur Vertiefung nehmen wir die klassische Säkularisierungstheorie und die diesem Verständnis widersprechende Auffassung von einer Pluralisierung und Revitalisierung des religiösen Feldes in den Blick. Im zweiten Treffen erarbeiten wir uns einen Überblick über die kulturelle und religiöse Situation in den USA und betrachten vor allem den Einfluss der religiösen Rechten bzw. auf die nationale Politik. Gastdozentin bei dieser Sitzung ist Frau Dr. Esther Hornung (Ruhr-Universität Bochum).

    Den dritten Seminarblock bildet die Tagung „Macht Religion den kulturellen Unterschied? – Religionssysteme in den USA und Deutschland“. (Di, 11.01.2011, vgl. eigene Beschreibung). Im letzten Treffen sollen die gewonnenen Erkenntnisse gebündelt und abschließend diskutiert werden. Insbesondere sollen Konsequenzen für den interkulturellen Dialog mit den USA und der religionspädagogische Ertrag des gewonnenen Wissens erfasst werden.

    SWS: 2
    ECTS: 3 (für Studierende der Theologie auf LA, Bachelor oder Magister), 5 (für Studierende anderer Fakultäten, mit entsprechend umfassender Seminararbeit)
    Zu erbringende LeistungReferat, Hausarbeit, 80% Präsenz

Vortäge/Workshops/Tagungen u.ä.:

  • Tagung: Macht Religion den kulturellen Unterschied? – Religionssysteme USA und Deutschland
    Anmeldung: nicht erforderlich
    Di, 11.01.2011, 9.00-13.00 Uhr, Neue Universität, HS 317
    Teilnehmer: ohne Einschränkung
    Lehrstuhl für Religionspädagogik, Prof. Dr. Hans-Georg Ziebertz
  • Der amerikanische Religionssoziologe Peter L. Berger hat mehrfach betont, dass die Theorie der Säkularisierung für Europa einige Plausibilität habe, jedoch nicht für die USA. Zwar ist die Trennung von Staat und Religion in den Vereinigten Staates strikter als in Deutschland, aber die religiöse Szene scheint vitaler zu sein. Dies zeigt sich in einer Vielzahl von Religionen, christlichen Kirchen und religiösen Bewegungen und in der kulturellen und medialen Präsenz von Religion. Rechtliche Orientierungen, wirtschaftliche Aktivitäten und bildungspolitische Diskurse (man denke an die Auseinandersetzung mit den Kreationisten) können die Stärke der Religionen nicht ignorieren, sondern müssen deren Macht berücksichtigen. Für ein Verstehen der US-Kultur ist Religion ein elementarer Faktor. Die Rolle der großen christlichen Kirchen in Deutschland ist formal abgesichert durch den Status als Körperschaft des öffentlichen Rechts. Gleichzeitig findet ein anhaltender Prozess der Entkirchlichung statt. Bedeutet das zugleich, dass die Kirchen auch in der Zivilgesellschaft an Bedeutung verlieren, oder sind sie nach wie vor Institutionen, mit denen zu rechnen ist?

    Die Tagung skizziert an ausgewählten Fragen die Situation in beiden Ländern und macht die kulturellen Unterschiede deutlich. Gäste sind:

    • Dr. Marcia Pally, Professorin für Multikulturalität an der New York University und Mitglied des Wissenschaftskollegs Berlin.
    • Dr. Rolf Schieder, Professor für Praktische Theologie an der HU Berlin und Leiter der Forschungsstelle Religion und Politik.
Ablauf:
09:00Begrüßung und Einführung (Ziebertz)
09:15Religion, Society and Politics in the US (Pally)
10:30Religion, Politik und Gesellschaft in Deutschland (Schieder)
12:00Evangelikale in den USA und in Deutschland – eine Fallstudie (Pally und Schieder)
13:00Abschluss (Ziebertz)

Diese öffentlichen Tagung wird im Zusammenhang mit dem Seminar „Die Religionskulturen der USA und Europas: Säkular – evangelikal?“ (s. o.) angeboten.

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