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Auf dem Grünen sitzen

07/31/2013

Wächst da wirklich Rasen drauf? Eine begrünte Sitzbank am Wittelsbacherplatz zieht seit einiger Zeit viele Blicke auf sich. Für das ungewöhnliche Stück haben zwei Studentinnen Knochenarbeit geleistet.

Geschafft, aber glücklich: Ramona Eck (links) und Eva Dunkl nach der Fertigstellung ihrer Rasenbank vor dem Wittelsbacherplatz. (Foto: privat)

Sie steht mitten auf der Wiese vor dem Universitätsgebäude am Wittelsbacherplatz: eine Bank, die scheinbar von Gras überwuchert wurde. Ist die echt? Je näher man kommt, umso deutlicher zeigt sich: Es ist kein Kunstrasen, der die Bank bedeckt. Es ist echtes Gras, das aus echter Erde wächst.

Jeder kann und soll hier Platz nehmen – was sich aber nur empfiehlt, wenn die Bank trocken ist. „Oft sitzen da Schüler, die an der Haltestelle auf den Bus warten“, sagt Studentin Ramona Eck. Sie hat die Bank mit ihrer Freundin Eva Dunkl gebaut; beide studieren an der Uni Pädagogik mit dem Nebenfach Kunstpädagogik.

Aktion nach Art von Beuys

Öko-Freaks waren hier also nicht am Werk, sondern Menschen mit künstlerischer Ader. Kunstpädagogik-Professor Oliver Reuter hatte den Studentinnen in einem Seminar folgende Aufgabe gestellt: Sie sollten Projekte realisieren, die sich an Joseph Beuys‘ documenta-Aktion „Stadtverwaldung“ von 1982 anlehnen. Beuys ließ damals in Kassel 7000 Eichen pflanzen, um den Lebensraum Stadt nachhaltig zu verändern.

Die Studentinnen gingen die Sache eine Nummer kleiner an. „Wir hatten die Idee, Natur und gleichzeitig Zwischenmenschlichkeit zu schaffen“, erzählt Ramona. So entstand die Bank als begrünter Ort, an dem Menschen zusammensitzen können.

Zwei Tage echte Knochenarbeit

Bis die Rasenbank fertig war, hatten die zwei Studentinnen Einiges zu leisten. Mit Hilfe von Ramonas Vater bauten sie zuerst ein Holzgestell. Nachdem es an den Wittelsbacherplatz gebracht worden war, musste es mit Erde gefüllt werden – und hier ging die Knochenarbeit erst los.

Von der Baustelle hinter dem Wittelsbacherplatz durften sich die Studentinnen Erde holen. Schubkarre für Schubkarre transportierten sie zu ihrer Bank, schaufelten die Erde hinein, gossen immer wieder Wasser nach und stampften das Ganze mit den Füßen fest. „Wir mussten verhindern, dass sich die Erde später absenkt“, erklären die beiden.

Schon nach dem ersten Tag waren die Studentinnen richtig geschafft. Es brauchte aber noch einen weiteren Tag Arbeit, bis das Holzgestell mit Erde gefüllt war. Als nächstes bestückten sie es mit Resten von Rollrasen. Seitdem müssen sie sich darum kümmern, dass die Bank immer gut mit Wasser versorgt ist. „Bei Hitze wird sie täglich gegossen“, sagt Ramona. „Aber da hilft uns der Hausmeister, und auch unser Professor hat das schon mal übernommen.“

Zur Not: Kunst- statt Rollrasen

Wie geht es weiter mit der Rasenbank? Sie soll stehenbleiben, versichern die Studentinnen. Allerdings müsse man natürlich beobachten, wie gut sich der Rollrasen hält und wie die Bank über den Winter kommt. Sollte im schlimmsten Fall nur das nackte Gestell überleben, könne man über eine Decke aus Kunstrasen nachdenken.

Weitere Projekte im Seminar

Die Rasenbank war nicht das einzige Projekt, das im Kunstpädagogik-Seminar von Oliver Reuter entstanden ist. Was sich die Studierenden alles ausgedacht haben, lässt sich bis Ende September in einer kleinen Ausstellung im Flur und in Raum 00.211 am Wittelsbacherplatz (Erdgeschoss) betrachten.

Dort hängt zum Beispiel ein Foto von drei Studentinnen, die sich vor den Volieren im Ringpark selbst in einen symbolischen Käfig gesetzt haben. Mit dieser Aktion wollten sie die Käfighaltung von Tieren anprangern. Zur Ausstellung gehören auch zwei Konservendosen, in die Kopfsalat und Rucola gepflanzt wurde. Die Studierenden hatten die Dosen an Parkbänken befestigt und an anderen Orten in der Stadt verteilt. Das Motto der Aktion: „dosenFUTTER: Pflanze unmögliche Gärten!“

Kontakt

Prof. Dr. Oliver Reuter, Kunstpädagogik Universität Würzburg, T (0931) 31-85491, oliver.reuter@uni-wuerzburg.de

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