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Teaching

Die Welt begreifen

05/31/2016

Physik zu studieren, ist anspruchsvoll und interessant zugleich. Das haben Abiturienten bei den Tandem-Tagen der Universität Würzburg herausgefunden. einBLICK hat sie dabei begleitet.

Dienstag, 14 Uhr, Physikalisches Institut, Seminarraum 2: „Das Bohrsche Atommodell nimmt an, dass sich im Wasserstoffatom im Grundzustand das negative Elektron unter dem Einfluss der Coulombkraft auf einer kreisförmigen Umlaufbahn mit dem Bohrschen Radius um das positive Proton bewegt. Man berechne Kreisfrequenz und Drehimpuls sowie kinetische und potenzielle Energie des Elektrons!“ Wer den Anspruch hat, solche Aufgaben zu lösen, braucht nicht nur ein Verständnis von Materie, sondern muss auch mit Formeln und Zahlen umgehen können.

„Physik ist niveauvoll und macht gleichzeitig riesen Spaß“, flüstert Katharina Treiber, Masterstudentin im sechsten Semester, einer Gruppe Abiturienten in der letzten Reihe zu. Diese ist zum Tandem-Tag der Universität Würzburg gekommen, um die Studentin zu begleiten und sich ein Bild von Campus, Hörsaal und Hochschullalltag zu machen. Und während sich vorne an der Tafel einer ihrer Kommilitonen daran macht, die Aufgabe seinem Dozenten vorzurechnen, fügt Katharina hinzu: „Ihr glaubt gar nicht, wie man sich über eine selbstständig gelöste Übungsaufgabe freuen kann.“

Im Physikalischen Institut herrscht ein familiärer Umgang

Freude ist auch das Stichwort während des Rundgangs durch das Institutsgebäude. Die nämlich – das spüren die angehenden Studierenden schnell – wird an vielen Ecken versprüht: Sei es in der Fachschaft, bei der man sich rund ums Studium informieren kann, bei den JIM-Erklärhiwis, die bei kniffligen Übungsaufgaben mit Rat und Tat zur Seite stehen, oder beim Plausch mit dem Professor auf dem Gang. „Jeder kennt hier jeden“, sagt Katharina, „bei uns herrscht ein familiärer Umgang.“

Nicht nur familiär, sondern auch leistungsorientiert geht es im Grundpraktikum zu, das jeder Physiker zu Beginn seines Studiums absolvieren muss. „Das ist das Schwierigste, was ihr in den ersten zwei Semestern macht“, warnt die 25-Jährige mit einem Augenzwinkern. Sie steht an einer der vielen großen Tafeln des Hörsaalgebäudes, an denen Studierende nicht nur markige Sprüche hinterlassen, sondern mitunter auch fleißig rechnen müssen.

„Das Grundpraktikum hat den Zweck, theoretische Vorlesungsinhalte auch praktisch zu vermitteln“, erklärt Katharina. Dabei müssten die Studierenden jeweils zu zweit verschiedene Versuche vorbereiten, durchführen und auswerten. Wie lässt sich beispielsweise die Oberflächenspannung von Wasser mit und ohne Seife bestimmen? Hierbei sei nicht stures Auswendiglernen gefragt, sagt die Masterstudentin. Vielmehr stehe das selbstständige Experimentieren im Mittelpunkt.

Wie ein Ultrahochvakuum entsteht

Experimentiert wird auch in den Laboren der Physik. „Ultrahochvakuum-Anlage für Photoelektronenspektroskopie“ heißt das Forschungsgerät, das die Abiturienten am Vormittag neugierig begutachten. „Damit kann man die chemische Zusammensetzung und elektronische Struktur verschiedener Materialien ermitteln“, erläutert Katharina.

Die hügelförmige, mit zahlreichen Heizdrähten verbundene Anlage ist ringsherum mit Alufolie bedeckt. „Die Folie hilft dabei, die Kammertemperatur effektiv bei 100 bis 140 Grad Celsius zu halten“, informiert die Studentin. Diese sei nötig, um die Kammerinnenwände von Ablagerungen zu befreien und zusätzlich mithilfe von Hochleistungspumpen ein Ultrahochvakuum zu erzielen.

Eindrücke von Studieninteressierten

Abseits all dieser spannenden Dinge, die es rund um die Physik zu erzählen gibt, schnuppern die angehenden Studierenden auch reichlich Hochschulluft: So werfen sie einen Blick in die Bibliothek, essen gemeinsam in der Mena oder schlendern über die grüne Campuswiese. „Mein Eindruck vom Physikstudium hat sich verbessert“, sagt Lucas Dittmann aus Lauda-Königshofen nach einem ereignisreichen Tag. „Mein Physiklehrer hatte mir ein falsches Bild vermittelt. Jetzt weiß ich: Es ist gar nicht so schwer, wie er gesagt hat.“

Auch Ines Dilerup aus Heilbronn zieht ein rundum gelungenes Fazit: „Ich fand den Tag voll gut, weil man einen wirklichen Einblick ins Studium bekommen hat.“ Dieses sei zwar anspruchsvoll, aber auf alle Fälle lohnenswert. Nach dem Tandem-Tag steht für die Abiturientin fest: „Ich will Physik oder etwas Ähnliches studieren.“

Leon Mustermann aus Fulda hat diese Entscheidung noch nicht getroffen. Trotzdem sagt er: „Physik ist meiner Meinung nach das spannendste Fach, weil man nach Erkenntnissen sucht und die Welt begreifen will.“ Wie ihm der Tandem-Tag gefallen hat? „Sehr gut. Katharina war sehr nett, hilfsbereit und konnte alle Fragen sofort beantworten.“

Stichwort: Tandem-Tag

Zwei Mal im Jahr, jeweils in den Pfingst- und in den Herbstferien, bietet die Universität Würzburg Studieninteressierten im Rahmen der Tandem-Tage die Möglichkeit, Studierende im Uni-Alltag zu begleiten. Mit dem Tandem-Partner geht es zusammen in Vorlesungen und Seminare, mittags gemeinsam in die Mensa und überall dahin, wo man sich als Studierender so aufhält. Gespräche mit Dozenten und Kommilitonen sind ebenfalls Teil des Programms. Dabei können die Studieninteressierten jede denkbare Frage stellen und erhalten Antworten und Informationen aus erster Hand.

Zahlen, Daten und Fakten

Das Tandem-Programm der Universität Würzburg gibt es seit 2012. Es erfreut sich seitdem großer Beliebtheit: Zur Premiere kamen 130 Studieninteressierte, jetzt in den Pfingstferien 2016 waren es 227 junge Leute, die in Würzburg die verschiedensten Studienfächer testeten. Insgesamt konnten sie aus 29 Angeboten wählen.

Die nächsten Tandem-Tage finden in den bayerischen Herbstferien (31. Oktober bis 4. November 2016) statt. Die Anmeldung ist bereits freigeschaltet und kann bis 3. Oktober 2016 vorgenommen werden.

Kontakt

Tim Herrscher, Zentrale Studienberatung, T (0931) 31-84386, tim.herrscher@uni-wuerzburg.de

Die Tandem-Tage finden im Rahmen von uni@school statt. Die Handwerkskammer Service GmbH Würzburg ist dabei als Bildungsträger Projektpartner der Universität Würzburg. Finanziell gefördert wird das Projekt von der Agentur für Arbeit.

Von: Karsten Fehr

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