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Drei Wochen helfen statt Hörsaal

10/27/2015

Die Pädagogik-Professoren der Universität Würzburg stellen ihr Lehrprogramm für drei Wochen um. Ihren Studierenden wollen sie die Möglichkeit bieten, sich in Flüchtlingsprojekten zu engagieren. Organisationen oder Initiativen können sich bei den Lehrstühlen über die Idee informieren.

Im Dezember könnten in der Pädagogik im Hörsaal die Reihen leer bleiben. Studierende dürfen sich drei Wochen lang in Flüchtlingsprojekten engagieren. (Foto: Gunnar Bartsch)

Wahrscheinlichkeitstheorie oder Bildungsphilosophie sind unter Umständen nicht bei allen Studierenden die beliebtesten Vorlesungen in der Pädagogik. Das ist aber nicht der Grund, warum die Verantwortlichen des Bachelorstudiums Pädagogik an der Universität Würzburg ihren Studierenden im beginnenden Wintersemester drei Wochen Raum für praktisches Engagement geben.

Drei Wochen machen niemanden dümmer

Die Idee hinter der ungewöhnlichen Initiative ist simpel: „Das Studium leidet nicht, wenn Studierende drei Wochen lang praktische Erfahrungen außerhalb des Hörsaals machen. Dadurch wird niemand dümmer“, so Heinz Reinders und Andreas Dörpinghaus, die Lehrstuhlinhaber für Empirische Bildungsforschung und Systematische Bildungswissenschaft. Sie sind im Gegenteil überzeugt, dass das Studium dadurch bereichert wird. „Die Studierenden werden in dieser Zeit viele wichtige Erfahrungen für ihr späteres Berufsleben machen. Und unter Umständen hilft es in der jetzigen Situation, Menschen mit Fluchterfahrung das Ankommen und Wohlfühlen etwas zu erleichtern.“

Allein in Würzburg zeigen sich in den Zwischenunterkünften, den Wohnheimen für Flüchtlinge sowie in den speziellen Aufnahmeeinrichtungen für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge zahlreiche Betätigungsmöglichkeiten für Pädagogen. Einige Kindertagesstätten, Schulen oder Sportvereine suchen händeringend nach Hilfe, um Menschen mit Fluchterfahrungen willkommen zu heißen oder mit Sprachkursen und Freizeitangeboten zu unterstützen.

„Wenn Studierende hier gut koordiniert drei Wochen helfen, zeigen sie soziale Verantwortung, lernen den Beginn unserer neuen Integrationsgesellschaft hautnah kennen und entscheiden sich hoffentlich, sich längerfristig zu engagieren. Außerdem lernen sie ein in Zukunft wichtiges Berufsfeld für Pädagogen kennen“, begründen die beiden Professoren den Grundgedanken.

Konkrete Projekte mit klaren Ansprechpartnern

Bei all der Unterstützung sei aber wichtig, dass die Studierenden koordiniert und sinnvoll zum Einsatz kommen. Daher können sich interessierte Einrichtungen, Organisationen und Vereine direkt an die Ansprechpartner der Lehrstühle wenden und Informationen zu den Möglichkeiten erhalten. „Ein festgelegter Zeitraum, ein Ansprechpartner und ein klares Aufgabenziel sind wichtig, damit das Ganze funktioniert“, weiß Heinz Reinders aus seiner beruflichen Praxis. Er evaluiert unter anderem ein Projekt zu Freizeitangeboten für Flüchtlingskinder. Sein Kollege Andreas Dörpinghaus forscht und lehrt mit seinem Lehrstuhl zur Entstehung interkultureller Kompetenz und ist seit mehreren Jahren Projektpartner des Lehrprojekts „Globale Systeme und interkulturelle Kompetenz“ der Universität Würzburg.

Drei Wochen im Advent

Als Zeitraum haben sich die Organisatoren die ersten drei Dezemberwochen vorgestellt. Wenn aber ein Projekt früher oder später beginnt, sei dies auch kein Problem, so Dörpinghaus und Reinders weiter. Den Studierenden wurde die Idee bei einer Auftaktveranstaltung bereits kurz vorgestellt, gezwungen werde aber natürlich niemand.

Langfristiges Engagement

Die drei Projektwochen in diesem Semester sollen aber nur der Anfang sein. Auch in Zukunft wollen die Lehrstühle ihren Studierenden ermöglichen, sich in der pädagogischen Arbeit mit Flüchtlingen zu engagieren. „Wir wollen keine einmalige Aktion durchführen, die schnell vergessen wird und wenig Nutzen hat. Wir wollen ein nachhaltiges Projekt starten und das Engagement langfristig im Studium der Pädagogik in Würzburg verankern“, so die beiden Pädagogikprofessoren.

In Verbindung mit regionalen Trägern wie der Stadt Würzburg werden in den nächsten Semestern regelmäßige Angebote von Studierenden für Menschen mit Fluchterfahrung ermöglicht und wissenschaftlich begleitet. Schon die Projekte im Dezember sind durch zusätzliche Reflexionsrunden flankiert und bilden die Grundlage für die weitere Arbeit.

Informationen für Organisationen mit Unterstützungsbedarf

Prof. Dr. Heinz Reinders, Lehrstuhl Empirische Bildungsforschung
T: +49 931 31-85566

Prof. Dr. Andreas Dörpinghaus / Dr. Florian Krückel
Lehrstuhl für Systematische Bildungswissenschaft
T: +49 931 31-85560

E-Mail: drei-wochen-helfen@bildungsforschung.info

drei-wochen-helfen.bildungsforschung.info

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