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Teaching

Museum für Alle

09/01/2015

„Methoden der Kulturvermittlung für Menschen mit kognitiven Einschränkungen“: So lautete das Thema eines Projektseminars der Uni Würzburg im Sommersemester. Im Mittelpunkt standen zwei Jungen, die vor 100 Jahren gelebt haben – oder gelebt haben könnten.

Typische Arbeiten für die Mitglieder von Bauernfamilien vor 100 Jahren: Mähen mit der Handsense …

Eines hatten die Kinder „Ludwig“ und „Karl“ gemeinsam – beide wohnten vor 100 Jahren in Aschach bei Bad Bocklet. Doch ihre Lebensweise unterschied sich grundlegend: war Ludwig ein einfacher Bauernjunge, lebte Karl in einem Schloss. In den Museen Schloss Aschach ist das ungleiche Paar noch heute lebendig: „Ludwig und Karl – Zwei Kinder erzählen aus ihrem Leben“ heißt ein museumspädagogisches Vermittlungsangebot, das Studierende der Uni Würzburg nun für junge Menschen mit kognitiven Einschränkungen weiter entwickelt haben.

Mit der Sense selber mähen

Brotbacken und das Mähen mit der Handsense – zwei typische Aufgaben, die früher auf den Dörfern zu verrichten waren. Kinder aus Bauernfamilien mussten da schon in jungen Jahren mit anpacken. Die Arbeit war hart, aber auch erfüllend – davon konnten sich Schülerinnen und Schüler der Bad Kissinger Franz-von-Prümmer-Schule bei einem Besuch der Museen Schloss Aschach überzeugen. Auf einer Wiese vor dem Schloss drückten ihnen Studierende der Uni Würzburg eine eigens dafür angefertigte Sense in die Hand. Später durften die Zehn- bis 15-Jährigen vor einem alten Backhaus selbst einen Teig kneten und das fertige Brot sogar probieren. „Schmeckt besser als daheim“, lautete das Kompliment, über das sich vor 100 Jahren sicher auch der Bauernsohn „Ludwig“ gefreut hätte – eine fiktive, aber doch authentisch wirkende Figur, die so oder ähnlich sicher einmal in Aschach gelebt hat.

Leben im Großen Schloss

Von Ludwigs Zeitgenossen „Karl“ dagegen weiß man sicher, dass es ihn gegeben hat. Er war einer der Söhne des Grafen Friedrich von Luxburg und seiner Gattin Louise. Als junger Adeliger lebte Karl nicht vor, am oder hinter dem Schloss Aschach, sondern mitten in dem alten, ursprünglich aus dem 12. Jahrhundert stammenden, Gemäuer. Selbst Brot zu backen, wäre ihm wohl nie in den Sinn gekommen. Im Speisesaal des Großen Schlosses wurden ihm die Gerichte vorgesetzt. Welcher der beiden Jungen aß damals was? – Das durften die Schülerinnen und Schüler der Klasse H1 der Franz-von-Prümmer-Schule, einem Förderzentrum mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, vor der prächtig eingedeckten Tafel erraten.

Das Projektseminar

Auf diese und viele weitere Ideen, den jungen Menschen die Museen Schloss Aschach näher zu bringen, kamen neun Studierende der Universität Würzburg. Im Sommersemester 2015 nahmen sie am Projektseminar „Museum für alle! Methoden der Kulturvermittlung für Menschen mit kognitiven Einschränkungen“ teil. Dabei handelte es sich um eine Lehrveranstaltung des Zentrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung sowie der Professur für Museologie und materielle Kultur der Universität Würzburg, die von Museumspädagogin Simone Doll-Gerstendörfer geleitet wurde. Es war bereits das dritte Mal, dass sie zusammen mit Studierenden ein museumspädagogisches Programm der Museen Schloss Aschach entwickelt oder fortgeschrieben hat.

Ziel: Inklusion und Barrierefreiheit

Museumsleitern Annette Späth zeigt sich angetan vom Engagement aller Beteiligten. „Es macht die Museen Schloss Aschach mit allen Sinnen erlebbar und damit jedem zugänglich“, so Späth über das Projekt. Dem großen Ziel „Inklusion und Barrierefreiheit“ sind die Museen Schloss Aschach damit einen Schritt näher gekommen. Und für Alle, die sahen, mit welcher Begeisterung die Schülerinnen und Schüler im Schlosshof mit Murmeln „Schlösschen“ spielten, war es sogar schon ein ziemlich großer Schritt.

Jens Englert

Kontakt

Museen Schloss Aschach, T: (09708) 6142; E-Mail: schloss.aschach@bezirk-unterfranken.de

www.museen-schloss-aschach.de

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