Projektergebnisse auf CoTeach-Abschlusstagung präsentiert
10/10/2023Am 4. und 5. Oktober 2023 fand die Abschlusstagung des Projektes "CoTeach - Connected Teacher Education" in Koopertation mit der PSE-Herbsttagung an der Universität Würzburg mit ca. 300 Teilnehmenden statt.
4. Oktober 2023 - wissenschaftliche Perspektive
Den Auftakt am 4.10. gestaltete Katharina Scheiter, Professorin für Digitale Bildung an der Universität Potsdam und wissenschaftliche Leiterin der Transferstelle des Kompetenzverbundes lernen:digital mit ihrer Keynote zu "Guter Unterricht mit digitalen Medien – worauf kommt es an?". Dabei machte sie deutlich, dass das Thema Digitalität in Schule nicht mehr wegzudenken ist. Neben der Verfügbarkeit und Funktionsfähigkeit der technischen Ausstattung, stand vor allem die Gestaltung eines guten Unterrichts mit (und über) digitale Medien im Fokus ihres Vortrages. Neben den Faktoren, die guten Unterricht ausmachen, erläutert sie, wie sich digitale Medien so einsetzen lassen, dass Lehr- und Lernprozesse von Schülerinnen und Schülern bestmöglich unterstützt werden. Ausgangspunkt bilden Erkenntnisse der Unterrichtsforschung zur Prozessqualität von Unterricht und darauf aufbauende Überlegungen zu Möglichkeiten der Umsetzung von guter Klassenführung, kognitiver Aktivierung und konstruktiver Unterstützung mit Hilfe digitaler Medien. Eine wichtige Rolle bei der Gestaltung guten Unterrichts mit digitalen Medien spielt zudem die Verschränkung von digitalen und analogen Lerngelegenheiten mit dem Ziel, ihre unterschiedlichen Funktionen für die Unterstützung von Lernprozessen so zu kombinieren, dass das Beste aus beiden Welten zum Einsatz kommt. Den Abschluss bilden Überlegungen zur Rollenverteilung von Lehrenden, Lernenden und digitalen Werkzeugen in einer zunehmend durch künstliche Intelligenz geprägten digitalen Welt.
Anschließend präsentierten die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen des Projektes CoTeach anhand von 10 Postern ihre Forschungsarbeiten und -ergebnisse. In den interdisziplinären Feedbacks der Critical Friends wurde gelobt, motiviert und Anregungen für die Einordnung und Interpretation der Ergebnisse gegeben.
Posterpräsentation:
Critical Friends:
Prof. Dr. Johannes Heger (Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts)
Dr. Katja Weirauch (Professur für Didaktik der Chemie)
Petra Meißner (Fachvertretung Didaktik Beruf und Wirtschaft)
Apl. Prof. Dr. Wolfgang Lenhard (Lehrstuhl für Psychologie IV)
Prof. Dr. Andreas C. Lehmann (Vizepräsident Musikhochschule/Systematische Musikwissenschaft)
Dr. Markus Elsholz (Lehrstuhl für Physik und ihre Didaktik/MIND-Center)
Mit einem Konferenzdinner wurde der erfolgreich Abschluss gemeinsam gefeiert.
5. Oktober 2023 - Praxisperspektive
Der zweite Tag wurde mit der FILMPREMIERE des CoTeach-Doku-Film eingeleitet. In dem Film wird das Projekt ausführlich und ansprechend vorgestellt.
Die Leiterin des Arbeitspakets 6 in CoTeach und Religionspädagogin Professorin Dr. Ilona Nord gab im Anschluss einen Einblick in die "Gesellschaftliche Implikationen der Digitalisierung". Sie machte deutlich, dass der Einzug Künstlicher Intelligenz in das alltägliche Leben die wohl einschneidenste gesellschaftliche Implikation der Digitalisierung ist und dass ihre Effekte unübersehbar präsent sind. Alle gesellschaftlichen Sektoren werden integral durch Digitalisierungsprozesse und dynamisiert durch Künstliche Intelligenz verändert, sei es der Bereich der Medizin, des Rechts, der Kultur und darin der Religionen, der Bildung oder der Wirtschaft. Die wissenschaftliche Reflexion auf diese Lage ist vielgestaltig, apokalyptisch oder heilsprophetisch, jedenfalls häufig unversöhnlich dualistisch und hitzig, zugleich aber auch kühl, wie etwa systemtheoretisch oder verantwortungsethisch. Sozial- und kulturwissenschaftliche Suchbewegungen, die sich mit den erwartbaren und nur imaginierbaren Folgen auseinandersetzen, verhandeln zentral das Verhältnis von Körper/Leib und Technik sowie die Frage nach einer angemessenen Beschreibung der Relationalität individueller, sozialer und technischer bzw. digitaler und dabei auch KI-gesteuerter Interaktionen. Mit der Frage 'welche Zukunft hat die Gesellschaft, in der wir leben?' beendete Frau Nord ihren Vortrag und regte das Publikum zum Weiterdenken an.
Daran anschließend referierte Professor Dr. Karl-Heinz Gerholz, Wirtschaftspädagoge an der Universität Bamberg, zu "Generation Z - Digital Natives, but not Digital Learners? - Chancen und Herausforderungen für die Unterrichtsarbeit". Er verwies darauf, dass die Generation Z nicht nur die heutige Lernendengeneration ist, sondern auch die Generation, welche wir adäquat auf die zunehmend digital strukturierten beruflichen wie gesellschaftlichen Handlungsfeldern vorbereiten müssen. Die Unterrichtung der Generation Z führt in der Unterrichtsarbeit schnell zu Widersprüchen. Die Generation Z ist mit digitalen Medien aufgewachsen, beherrscht diese aber im beruflichen Unterrichtsalltag nicht unbedingt professionell. Die Generation Z kann schnell zwischen medialen Inhalten wechseln, hat aber eine niedrigere Aufmerksamkeitsspanne. Im Vortrag wurden die Lernpräferenzen der Generation Z in den Blick genommen. Dabei wurden Widersprüche, Herausforderungen und vor allem die Potentiale der Generation Z thematisiert, um darauf basierend aufzuzeigen, welche didaktischen wie digitalen Gestaltungselemente vielversprechend in der Unterrichtsarbeit sind, die Lernpräferenzen der Generation Z aufzunehmen und wirksam Kompetenzen zu fördern.
Mit 19 Workshopangeboten konnten die Teilnehmenden aus Wissenschaft und pädagogischer Praxis am Nachmittag des 5.10. praktische Anwendungen selbst erproben.
WS 1: „Lernstrategien – Theorie und Praxis vereinen“
WS 2: „Blessing Machines: Interaktive Technologien für die Religionspädagogik“
WS 3: „Social VR für inter- und transkulturelles Lernen im modernen Englischunterricht“
WS 4: „Inklusiven Deutschunterricht digital gestalten – am Beispiel von eBooks“
WS 5: „Realität durch Simulationen erschließen – erprobte Beispiele und didaktische Hinweise für den Mathematikunterricht“
WS 6: „Spannung mit der App 'PUMA : Spannungslabor'“
WS 7: „Digitalisierungsstrategie Kita in Bayern – unsere Angebote für bayerische Kitas“
WS 8: „Grundschulkinder gestalten Erklärvideos. Kognitiv aktivierende Aufgabenstellungen für den Deutschunterricht“
WS 9: „Einmal Uppsala und zurück“ – ein digitales naturwissenschaftliches Kita-Abenteuer“
WS 10: „IDAKi- Informationstechnisches Denken in der Grunschule – Algorithmen für Kinder“
WS 11: „Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz für Schule, Alltag und Gesellschaft“
WS 12: „Telepräsenzroboter (Avatar) gesteuerter Unterricht am Beispiel des Avatars AV 1“
WS 13: „Tablets als Assistive Technologien bei Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf“
WS 14: „Microlearning – Ein didaktisches Konzept für die Generation Z?“
WS 15: „Mittendrin in der Digitalisierung – Was haben wir schon? Was brauchen wir noch? Was kommt noch auf uns zu?“
WS 16: „KI und Schule“
WS 17: „Gestaltung barrierearmer Lernmaterialien“
WS 18: „Unterricht am Rande des Weltalls“
WS 19: „Mit künstlicher Intelligenz lehren und lernen – Anwendungen, Strategien, Überlegungen“
PODIUMSDISKUSSION
Den Abschluss der zweitägigen Tagung bildete die Podiumsdiskussion zum Thema "Digitalisierte Welt und Bildung" mit Prof. Dr. Karl-Heinz Gerholz (Universiät Bamberg), Prof. Dr. Hans-Stefan Siller (Universität Würzburg/CoTeach AP3), Prof.in Dr. Ilona Nord (Universität Würzburg/CoTeach AP6), Roman Kruse (Realschule Dettelbach) und Stephan Holze (Wirtschaftsschule Bad Neustadt a.d. Saale).
In der Diskussion wurden die zentralen Fragen der Tagung wie z.B. nach der Umsetzbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse des CoTeach-Projekts in die Schulpraxis aufgegriffen. Wie erfolgreich verschiedene Schularten mit den Herausforderungen der Digitalisierung umgehen, wurde an Beispielen von Projekten der Realschule Dettelbach und der Wirtschaftsschule in Bad Neustadt/Saale aufgezeigt. Insgesamt waren sich Wissenschaftler*innen und Vertreter der Schulpraxis über die Relevanz der Thematik, der kritischen Auseinandersetzung mit ihr und der grundsätzlichen hohen Bedeutung eines nachhaltigen Austausches zwischen Wissenschaft und Praxis einig.