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Pfahlbaufieber: Froschschenkel, Ziegenkot & Fischbandwurm

Antiquitas submersa - Geheimnisse der Unterwasserarchäologie
Date: 11/04/2024, 6:00 PM - 8:00 PM
Category: Ringvorlesung
Location: Residenzplatz 2 (Residenz), Toscanasaal
Organizer: WAZ
Speaker: PD Dr. Urs Leuzinger (Amt für Archäologie, Thurgau/Schweiz)

Am 04.11.2024 startet die Ringvorlesung "Antiquas submersa - Geheimnisse der Unterwasserarchäologie" des WAZ (Würzburger Altertumswissenschaftlichem Zentrum). Im nächsten Jahr wird die Deutsche Gesellschaft für Unterwasserarchäologie, DEGUWA e.V., an der Universität Würzburg tagen: In Poseidons Reich XXX – „Shipping | Images“ (08.–13.04.2025). In Zusammenarbeit mit der DEGUWA ist auch eine Ausstellung zu Modellen antiker Schiffe in Vorbereitung, die parallel zur Ringvorlesung vom 19.11.24 bis zum 13.04.25 in der Antikensammlung des Martin von Wagner Museums zu sehen sein wird.

Unterwasserarchäologie ist eine seltene Orchidee unter den archäologischen Fächern. Ihre Themen und Erkenntnisse sind Teil einer Ringvorlesung an der JMU.
Unterwasserarchäologie ist eine seltene Orchidee unter den archäologischen Fächern. Ihre Themen und Erkenntnisse sind Teil einer Ringvorlesung an der JMU. (Image: Aloïs Aebischer, Antikythera-Projekt, ESAG / Universität Genf)

Dank der hervorragenden Erhaltungsbedingungen im wassergesättigten Sediment finden sich in den jungsteinzeitlichen Pfahlbausiedlungen neben Keramikscherben, Tierknochen und Steinwerkzeugen auch Reste aus organischem Material wie Holz, Bast, Lein, Samen und Früchten. Der Archäologe Urs Leuzinger führt anhand von Funden aus den Pfahlbausiedlungen Arbon-Bleiche 3 und Pfyn-Breitenloo im Kanton Thurgau (Schweiz) auf eine spannende Zeitreise in die "saftige und stinkende" Vergangenheit vor über 5000 Jahren. Der Fokus liegt dabei nicht auf Steinartefakten und Topffragmenten, sondern auf Holzgeräten, Speiseresten wie Wildäpfeln, Haselnüssen und Fischschuppen sowie Koprolithen mit Darmparasiten und Trüffelsporen. 

Der Archäologe Urs Leuzinger studierte von 1986 bis 1992 Ur- und Frühgeschichte, Botanik, Geologie und Anthropologie/Anatomie an der Universität Basel. 1999 folgte die Dissertation mit einer Arbeit zur jungsteinzeitlichen Seeufersiedlung Arbon-Bleiche 3 und 2007 die Habilitationsschrift zur Pfahlbausiedlung Pfyn-Breitenloo. Seit 1999 ist Urs Leuzinger Leiter des Museums für Archäologie des Amtes für Archäologie des Kantons Thurgau. Er unterrichtet regelmässig an den Universitäten Innsbruck und Zürich. In der Freizeit erforscht er mit einem Team von freiwilligen Archäologinnen und Archäologen den Schweizerischen Alpenraum. 

Über die Ringvorlesung 

Funde unter Wasser üben seit jeher eine große Faszination auf den Menschen aus. Das nasse Milieu trübt die Sicht, entzieht sich dem unmittelbaren Zugriff und weckt umso mehr Phantasien von untergegangenen Schätzen, die wie das legendäre Atlantis tief auf dem Meeresgrund im Verborgenen schlummern. Tatsächlich steckt hinter dieser Vorstellung ein wahrer Kern: Unter Wasser bleiben manche organischen Substanzen länger erhalten, und zudem überdauern die Gegenstände weitgehend ungestört von Eingriffen menschlicher Zivilisation. Archäologische Untersuchungen können hier Einblicke in vergangene materielle Kulturen gewinnen, wie sie zu Lande eher nicht zu erwarten sind. 

Naturgemäß spielt die archäologische Untersuchung von Schiffswracks und allen möglichen mit der Seefahrt verbundenen Infrastrukturen eine besonders prominente Rolle innerhalb der Unterwasserarchäologie. Für die Archäologen sind Wracks eine Art Pompeji en miniature, rühren sie doch häufig von Havarien, durch die die Ladung eines Schiffes als ‚geschlossener Befund‘ sinnfällig wird. So gewinnen wir nicht nur wichtige Aufschlüsse über die Chronologie und Lebensdauer von Artefakten, sondern auch über Handel und Fernbeziehungen in der Antike. Das gilt für den Verkehr auf hoher See genauso wie für die Flüsse, die als Binnengewässer schon früher wichtige Versorgungsadern bildeten. Vor diesem Hintergrund bietet das Vorlesungsprogramm ein breites Spektrum von spektakulären Funden aus fernen und eher nahen Gewässern, die von der Jungsteinzeit bis in die Spätantike reichen. 

Folgetermine

18.11.2024 - Rückkehr nach Antikythera - Neue Forschungen zum Schiffswrack und dessen Ladung 
Prof. Dr. Lorenz E. Baumer, Dr. Angeliki Simosi

02.12.2024 - The Uluburu Shipwreck and Late Bronze Age Maritime Trade 
Prof. Dr. Cemal Pulak 

16.12.2024 - Recent discoveries of ancient ships and boats from Thonis-Heracleion and Alexandria (Egypt) 
Dr. Alexander Belov 

13.01.2025 - Heute hier, morgen dort: Mobilität und soziale Organisation in den Pfahlbauten 
PD Dr. Renate Ebersbach 

27.01.2025 - Hin und wieder zurück - Ein römischer Leerguttransporter im Schwarzen Meer 
Dr. Max Fiederling 

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