NMUN New York Diary
... oder: Was passiert wenn 20 Würzburger Studierende gemeinsam in die USA fliegen
Alle ein bis zwei Tage versuchen wir hier über unsere aktuellen Erlebnisse in New York City zu berichten, wo sich unsere Delegation noch einmal intensiv auf die NMUN Konferenz vorbereitet und es dann auch endlich ernst wird. Also dranbleiben!
Würzburg goes Big Apple
Die Anreise nach New York verlief durchaus unterschiedlich, aber das Ergebnis war da, denn (fast) alle kamen pünktlich zum vorabendlichen Willkommensbriefing im Haus in NY an. Die Schlafmöglichkeiten wurden verteilt und man freute sich besonders über die weitläufigen gemütlichen Gemeinschaftsräume und die Dachterrasse! Ein Hoch auf Orga-NY für dieses fantastische Airbnb!
Es war nicht geplant, dass alle zusammen nach NY fliegen, weshalb manche auch schon ein paar Tage vor dem offiziellen Beginn unserer Studyweek angekommen sind; andere bleiben auch länger. Da sich aber manche Tage und Flüge mehr anboten als andere und auch schon vorher Gruppen gebildet wurden, fand man sich dann doch nicht ganz alleine vor der Aufgabe, den Sprung über den Atlantik zu bewältigen, wieder. Für viele von uns verlief der Flug ganz entspannt und auch die Einreise in die USA war für die meisten überraschend einfach; aufgrund von diversen Geschichten wurde am Flughafen schon mit ganz schlimmem gerechnet. So ganz unbegründet waren ein Teil dieser Geschichten aber nicht, da haben einzelne Delegationsmitglieder auch mal reinschmecken dürfen.
Im großen und ganzen Verlief die Anreise glatt und wir gewöhnen uns jetzt schon so langsam ein bisschen an die fremde große Stadt und kämpfen mit vereinten Kräften gegen den Jetlag. 5 (oder doch 6?) Stunden Zeitverschiebung sind halt doch nicht zu verachten. In den nächsten Tagen stehen dann Besuche in den Headquarters der Vereinten Nationen, der deutschen Ständigen Vertretung und diverse Briefings rund um die UN und Afghanistan auf dem Programm. Nebenbei bleibt auch noch ein bisschen Zeit für Sightseeing, also wird uns sehr wahrscheinlich nicht langweilig.
Die Vereinten Nationen und die deutsche Ständige Vertretung
Montag Morgen, sehr früh und so wach wie es für diese Uhrzeit verboten gehört treffen wir uns in den Küchen; Jetlag macht es möglich. Leicht verspätet geht es dann los, auf den Weg zum Gebäude der Vereinten Nationen - mit dem komplizierten New Yorker U-Bahnsystem - im morgendlichen Berufsverkehr; das versprach spannend zu werden. Gut durchgeschwitzt und mit einer ordentlichen Verspätung kamen wir dank ausreichend Puffer noch rechtzeitig zu unserer Führung an.
In zwei Gruppen hörten wir die Touristen-Version der Vereinten Nationen. Durch unsere Vorbereitung war vieles daraus schon bekannt, vor allem über die Organisation selbst und die Aufgaben der einzelnen Komitees, aber dennoch war es schon sehr cool, auch mal in den echten Räumen zu sein. Wir hatten die Möglichkeit die Raum des Trusteeship Councils und des ECOSOC zu besichtigen und konnten uns zahlreiche Kunstwerke in den Gängen anschauen, die zum einen die Arbeit der UN beschreiben und zum anderen von Mitgliedsstaaten gespendet wurden. Zu guter letzt war es auch einmal ganz kurz möglich durch den Saal der General Assembly zu gehen, in dem gerade deine Konferenz über Frauenrechte lief. Insgesamt eine sehr interessante Erfahrung.
Am Dienstag stand ein Besuch bei der Deutschen ständigen Vertretung auf dem Programm. Wir wurden vom Pressesprecher Conrad Häßler empfangen. Er konnte uns einen sehr guten Einblick in die Arbeit im Deutschen Haus, Diplomatie und internationale Politik und auch Afghanistans Rolle in den Vereinten Nationen geben. Besonders interessant war auch wie Deutschland als internationaler Akteur wahrgenommen wird. Wir konnten aus diesem (mit Sicherheitskontrolle) zweistündigen Besuch sicherlich sehr viel neues und interessantes mitnehmen. Nicht zuletzt für den Blick aus dem 22. Stock auf Manhatten hat es sich mehr als gelohnt!
Vielen Dank an die Deutsch Ständige Vertretung bei den Vereinten Nationen für diesen interessanten und lehrreichen Vormittag!
It's Briefing Time - Again What Learned
Mittwoch bis Freitag hatten wir im UN Hauptgebäude Briefings von UN Angestellten zu unterschiedlichen Themen: Finanzierung, Sustainable Development Goals, Chemiewaffen, Terrorismus, die Syrische Flüchtlingskrise, Genozid Prävention, die Reformvorschläge von Antonio Guterres und schließlich speziell die UNAMA Mission in Afghanistan. Die Briefings hatten wir bis auf das letzte gemeinsam mit der Delegation der Freien Universität Berlin, die Liechtenstein vertreten werden. Alles in allem haben wir sehr viel neues gelernt, zu manchen Themen mehr als zu anderen, aber vor allem war es schon irgendwie ziemlich cool jeden Tag in der UN ein und aus zu gehen.
Am Donnerstag haben wir spontan doch noch einen Termin mit der Afghanischen Ständigen Vertretung ausmachen können und der Botschafter hat uns sogar selbst empfangen. Er hat für uns die geschichtlichen Hintergründe noch einmal zusammengefasst, zu vielen Dingen Stellung bezogen, in denen wir uns noch unsicher waren, und uns viele, viele Fragen beantwortet. Es war sehr überraschend wie viel "Klartext" der Diplomat mit uns gesprochen hat und wie hart seine Haltung zum Beispiel zum Nachbarland Pakistan und der Terrorgruppe Taliban war. Insgesamt hat sich dieser Besuch für uns sehr sehr gelohnt und wir wurden noch einmal richtig in unsere Rolle als Vertreter Afghanistans eingestimmt!
Starting MUN - Time for Caucus
Die Study-Week ist vorbei, die Reden sind geschrieben, alle Position Papers gelesen und die Delegierten sind aufgeregt - jetzt kann es losgehen! Am Sonntag steht der Umzug ins andere Hostel an, unsere Headdelegates müssen uns registrieren und am Abend beginnt dann schon die erste Session der Konferenz. Das ist der Moment auf den wir so lange hingearbeitet haben, dass es jetzt endlich so weit ist ist ein bisschen surreal.
Am Anfang geht es erstmal darum die Agenda zu besprechen, denn in welcher Reihenfolge die Themen kommen ist in Anbetracht der Tatsache, dass nur eines besprochen werden kann, von höchster Bedeutung.
Tag zwei (Montag) begann dann mit der lang ersehnten Eröffnungszeremonie. Diese fand nicht wie geplant im Hilton sondern in der Generalversammlung der Vereinten Nationen statt. In diesem Raum zu sein war auf jeden Fall sehr inspirierend, wie auch die Redner nicht müde wurden zu betonen. Hier fühlte man sich wirklich wie ein echter Diplomat und ging dann mit vielen motivierenden Worten in den nächsten Teil der Konferenz.
Am Dienstag Nachmittag wurde eine Vielzahl Seminare angeboten, an denen wir als Delegierte teilnehmen konnten. Die Themen waren "Media: A key international stakeholder or opposition party", "An insider's guide to the UN", "Adressing the global refugee crisis in an uncertain world: A roadmap for action" und "Climate change, the United Nations and the Path Forward". Ein wirklich sehr interessantes und lohnenswertes Angebot und eine durchaus willkommene Abwechslung zur konzentrierten Arbeit im Komitee.
Lebst du noch oder MUNst du schon?
Die Konferenz selbst verlief für uns alle sehr unterschiedlich, da wir ja alle in verschiedenen Komitees unsere Themen besprechen. Nicht jeder konnte genügend andere Delegationen von der Wichtigkeit seiner Themenwahl überzeugen, also hieß es von Anfang an: Kompromisse eingehen. Hier in New York wurde besonders viel Wert darauf gelegt, dass die Vereinten Nationen eine Organisation ist, die auf Konsens beruht, und dass wir diesen Grundsatz während unserer Arbeit auch berücksichtigen. Wir haben uns zumindest die aller größte Mühe gegeben.
Der Ablauf einer solchen Konferenz ist aber relativ unabhängig davon, in welchem Gremium man sitzt. Es gibt einen offiziellen, moderierten Teil mit einer Rednerliste. Jedes Land hat eine fixe Zeit, die es maximal sprechen darf, um die Anderen Länder/Delegierte über seine Ansichten und Vorschläge zu informieren. Regelmäßig wird das dann unterbrochen von unmoderierten Blöcken, wo man frei mit den anderen diskutieren und auf Lösungen für die besprochene Problematik zuarbeiten kann. Diese Zeit wird dann auch dafür genutzt um an Working Papers zu arbeiten, die Vorform einer Resolution. Dabei kommt es sehr stark auf die Formulierung an und darauf so präzise und innovativ wie möglich zu sein, aber gleichzeitig die Möglichkeiten der UN nicht aus den Augen zu verlieren und den nötigen Realismus beizubehalten. So ein Balanceakt braucht viel Zeit und die hat man uns gegeben, nach dem Agenda-Setting insgesamt 21 Stunden reine Sitzung auf drei Tage verteilt. Das bedeutet für alle: viel Arbeit und wenig Schlaf.
Am Donnerstag fand dann nur noch die Abschlusszeremonie statt, auf der wieder viele Leute tolle Reden gehalten haben. Was für uns aber viel interessanter war ist, welche Delegationen bekommen eine Auszeichnung für ihre Arbeit. Dieses Jahr sind wir sehr stolz, dass die Julius-Maximilians-Universität Würzburg zum ersten Mal seit ihrer Teilnahme bei NMUN als "Outstanding Delegation" ausgezeichnet wurde, das ist die höchste Auszeichnung, die man bei NMUN erhalten kann und wir sind unglaublich stolz. Darüber hinaus sind wir auch sehr Stolz auf unser Team für IOM, die für ihre Vorbereitung mit einem "Outstanding Position Paper Award" geehrt wurden, und das Team für GA5, die den "Peer Award" für ihre Arbeit im Komitee erhalten haben. Herzlichen Glückwunsch!