Unser Land: Afghanistan
Islamische Republik Afghanistan
|
Afghanistan ist ein Staat in Zentralasien mit Grenzen zu Turkmenistan, Tadschikistan, Usbekistan, China, Pakistan und dem Iran. Das Land ist in 34 Provinzen unterteilt, die in Distrikte gegliedert sind und hat keinen direkten Zugang zum Meer, doch gerade seiner geographischen Lage hat das Land, das Interesse vieler Großmächte zu verdanken. Von hier aus sind Beobachtungen des fragilen und nuklear bewaffneten Nachbarn Pakistan mit seinen extremistischen Gruppen möglich. Im Westen befindet sich der ölreiche Mullah-Staat Iran, der dabei ist, zur Nuklearmacht aufzusteigen, im Osten das ebenfalls atomar bewaffnete China. Nördlich schließen sich die zentralasiatischen Republiken an, welche ebenfalls über sehr große Öl-bzw. Gasvorkommen verfügen, die durch Afghanistan ebenfalls zum Indischen Ozean und zum Arabischen Meer geleitet werden können.
Afghanistan ist ein Staat mit großer Ethnischer Diversität, der über ca. 31 Millionen Einwohner verfügt. Paschtunen (40%) und Tadschiken (25%) machen den Großteil der Bevölkerung aus. Hazara stellen ungefähr 10% der Bevölkerung, gefolgt von Usbeken mit 6% und zahlreichen kleineren ethnischen Gruppen. Die Paschtunen leben im Süden, Westen und Osten des Landes. Im Norden leben die Tadschiken und Usbeken. Die schiitischen Hazara haben sich im Zentrum des Landes niedergelassen. 23% der Bevölkerung lebt in Städten, Afghanistans Hauptstadt Kabul zählt zu den fünf am schnellsten wachsenden Städten, laut UN wird die Einwohnerzahl bald 7 Millionen Menschen erreichen.Es gibt zwei offizielle Landessprachen, die Hälfte der Bevölkerung spricht Dari und weitere 35% Paschtu. Zudem gibt es noch Turksprachen (11%) wie Usbekisch und Turkmenisch und zahlreihe weitere Sprachen. Viele Bürger sind zweisprachig.
Ein alter asiatischer Spruch lautet: Wenn Gott eine Nation bestrafen will, lässt er sie in Afghanistan einmarschieren. Und tatsächlich erlebt Afghanistan im Laufe seiner Geschichte immer wieder Invasionen. Bereits 1838 kämpften die russischen und britischen Kolonialmächte um das strategisch so wichtige Land. Drei anglo-afghanische Kriege folgten, die 1919 mit der Unabhängigkeit Afghanistans endeten. Bis zum Jahre 1979 folgte eine Zeit häufiger Machtwechsel. Im Jahre 1979 entsandte die Sowjetunion Truppen nach Afghanistan um afghanische Kommunisten zu unterstützen. Dadurch internationalisierte sich der Konflikt und wurde zu einem Konflikt zwischen den Sowjets und ihren afghanischen Verbündeten auf der einen Seite und Mudschaheddin-Gruppen auf der anderen Seite, welche von den USA militärisch unterstützt wurden. 1989 zogen die bis zu 100.000 Mann starken Sowjet Truppen wieder ab, nachdem sie endgültig gescheitert waren. Im April 1992 beseitigten die Mudschaheddin durch den Sturz der kommunistischen Regierung unter Präsident Nadschibullah auch den letzten Sowjetischen Einfluss. Auch die USA ließen die Geheimdiensttätigkeit ruhen.
Der Abzug der amerikanischen und russischen Truppen ließ ein Machtvakuum entstehen und der Machtkampf der Mudschaheddin-Gruppen des ehemaligen afghanischen Widerstands eskalierte. Viele Regionen des Landes verfielen in Anarchie und gelangten unter die Kontrolle sogenannter Warlords. Gewalt und Plünderungen waren an der Tagesordnung, es herrschten kriegsähnliche Zustände. In dieser Zeit gründeten sich die Taliban, eine paschtunisch dominierte Bewegung. Ursprünglich verstand sie sich als Bürgerwehr und ihre Kämpfer rekrutierten sich vor allem aus fundamentalistischen Koranschulen in Pakistan. Zunächst wurden die Taliban von großen Teilen der Bevölkerung willkommen geheißen, da sie Ruhe und Ordnung in das Land brachten. Doch schon bald entpuppten sich die vermeintlichen Retter als grausame Herrscher, die den Menschen beinahe alles verboten, Ehebrecher steinigten und Dieben die Hände abhackten.
Nach dem 11. September 2001 folgte, nachdem der Taliban Führer Mullah Omar, die Auslieferung Osama Bin Ladens an die USA verweigerte, die Militäroperation „Operation Enduring Freedom“ der USA und der internationalen Staatengemeinschaft. Ziel der Operation war der Kampf gegen den internationalen Terrorismus und die Befreiung der afghanischen Bevölkerung. Nach nur wenigen Wochen waren die Taliban aus Kabul vertrieben, zogen sich jedoch in die unwegsame Bergwelt der afghanisch-pakistanischen Grenze zurück. Nach Beendung der NATO- Kampfmission fühlten sich die Taliban jedoch erneut ermutigt und in den 31 von 34 Provinzen kommt es nach UN-Angaben erneut zu Gewalt.
Die heutige Verfassung wurde 2004 verabschiedet und gibt dem Land ein präsidentielles Regierungssystem. Im September 2014 wurde der erste demokratisch legitimierte und friedliche Regierungswechsel durchgeführt. Präsident wurde Mohammad Ashraf Ghani, als Nachfolger von Hamid Karzai. Die von der Verfassung für 2015 vorgesehenen Parlaments- und Distriktwahlen sind jedoch verschoben worden, und auch bis heute nicht durchgeführt.