Besitzungen
Wein, Zinsen und Steuern - Grundbesitz und Finanzierung
Mit der Finanzierung steht und fällt das erfolgreiche Bestehen einer jeden Universität. Im Mittelalter galten Besitzungen und dessen Erträge sowie Einnahmen aus Schuldverschreibungen als wichtigste Einnahmequellen. Anders als sein Vorgänger Johann von Egloffstein stattete Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn die Universität mit einem reichen Stiftungsvermögen aus. Aus einigen Stiftungen erzielt die Würzburger Universität bis heute Erträge. Damals wie heute ist die Bandbreite der finanziellen Unterstützung vielfältig und ruht auf mehreren Pfeilern. Die Intention der Finanzierung jedoch hat sich grundlegend geändert: Aus dem Interesse eines Einzelnen wuchs eine öffentliche Notwendigkeit, welche durch staatliche Mittel gefördert wird.
Egloffsteins fehlende finanzielle Absicherung
Bei der ersten Universitätsgründung versäumte Fürstbischof Johann von Egloffstein, für eine ausreichende finanzielle Absicherung zu sorgen. So unterließ er es, die üblichen Pfründe mit dem Stiftungsvermögen der Universität zu verbinden. Pfründe waren Unterhaltszahlungen, die in Form von Schenkungen oder eines Einkommen für natürliche oder juristische Personen gewährt wurden. Die daraus entstehenden Zinsen bildeten in der Regel das Grundkapital.
Unter Egloffstein konnten die Zinsen jedoch nicht nutzbar gemacht werden und flossen nicht in das Stiftungsvermögen ein. Auch die Hinterlassenschaften erbenloser verstorbener Universitätsangehöriger als Einnahmequellen waren nicht ausreichend. Damit war die Finanzierung der Universität vom guten Willen seiner Nachfolger abhängig. Nach dem Tod Egloffsteins hatte das gegnerisch eingestellte Domkapitel somit leichtes Spiel. Das Hochstift war zu stark verschuldet. Der Aufrechterhaltung der Universität maß man wenig Bedeutung bei. Man ließ sie verfallen. Später verkaufte man die Lehreinrichtungen, um das Schuldendefizit des Hochstifts zu decken.
Stiftungen und Schuldvereinbarungen als Finanzierungskapital
Unter Julis Echter entstand ein durchdachter Finanzierungsplan. Zahlreiche umliegende Klöster und deren Einnahmen wurden für die Finanzierung der Universität eingezogen. Die zu entrichteten Steuern flossen in eigens gegründete Stiftungen. Die Struktur der Fonds und Stiftungen reglementierte die Verwaltungs- und Fakultätsstruktur. Obwohl jede der drei Fakultäten über ein eigenes Stiftungsvermögen verfügte, nahmen sie doch den Charakter einer Gesamtstiftung an. Sie unterstützten sich gegenseitig bei finanziellen Engpässen. Als „Herz“ der Stiftungen behauptete sich das Priesterseminar. Ihm ließ Echter eine besondere finanzielle Förderung zuteil werden. 1629 belief sich das Stiftungsvermögen der Theologischen Fakultät auf 66.600 Gulden, das der Juristischen Fakultät auf 30.200 Gulden und das der Medizinischen Fakultät auf 26.300 Gulden. Zu großen Teilen bildete sich das Stiftungsvermögen auch aus Barzahlungen, welche Echter unter den Adeligen, Bürgen und Einrichtungen seines Fürstbistums zu finden hoffte. Zudem stiftete er eigenes Kapital. Als Bankier des Frankenlandes bediente sich der Fürstbischof auch der Zinsen aus Schuldverschreibungen als Einnahmequellen. Andersherum entnahm er der florierenden Universität Gelder für Kapitalausleihen. Unter seinen Schuldnern befanden sich sowohl geistliche als auch weltliche Fürsten und Städte. Größter Schuldner war das Stift Bamberg.
Von den Besitzungen, die unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn in den Besitz der Universität Würzburg übergingen, blieb das Kloster Maria Burghausen und das Siegeltypar des Rentamts Haßfurt erhalten.
Besitz der Universität Würzburg, 1802
Neue Finanzierungsmittel durch den Staat
Bis ins 19. Jahrhundert profitierte die Universität Würzburg von den Einnahmen ihres Grundbesitzes. Er zählte zum wichtigsten Bestandteil ihres Finanzierungshaushaltes. Das Privileg der Herrschaftsausübung, das ihr an einzelnen Orten oblag, wandelte sich jedoch ab 1804 zunehmend in ein reines Einkommensverhältnis um. Mit dieser Entwicklung ging auch der Wandel zu einer staatlich geförderten Hochschulfinanzierung einher. Damit verlagerte sich auch das Investitionsinteresse: Statt in den Gütererwerb zur Kapitalsicherung investierte man in den Ausbau der Universität selbst. Als Zäsur dieser Veränderung gilt das Jahr 1821. In einem groß angelegten Tausch fielen dem bayrischen Staat unter König Maximilian I. Joseph (1756-1825) zahlreiche ertragreiche Güter der Universität zu. Als Gegenleistung erhielt die Universität ertragreiche Forstbestände. Mit dem Aufkommen der Industrialisierung sanken diese Einnahmen jedoch stark. Daraus bildete sich für die Universität ein Missverhältnis. Immer weniger Gütereinnahmen standen steigenden Finanzbedarfen gegenüber. Die rasante Entwicklung der Wissenschaften machte die Investition in eine neue Ausstattung und den personellen Ausbau notwendig. Auch die Maßnahmen zur strukturellen Neugliederung der Universität waren mit einem hohen Finanzierungsaufwand verbunden. Der Staat übernahm den Finanzausgleich.
Wirtschaftsunternehmen als Geldgeber
Das aktuelle Finanzierungskonzept der Universität Würzburg ist ebenfalls vielschichtig und trägt dem defizitären Staatshaushalt Rechnung. So entfielen 2011 ca. 33 % des Universitätsetats auf Drittmittel – tragende Säulen: Wirtschaftsunternehmen. Nach außen präsentiert sich die Universität den Unternehmen als Partner in der Forschung und ebnet den Weg für ein weiteres Standbein ihrer Finanzierung.