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  • Weihnachten im Foyer der Neuen Uni am Sanderring. Bild: Robert Emmerich
University Archives

Siegel

Siegel als Identifikationsmerkmale

Die seit dem Mittelalter verbreitete Anbringung eines Siegelabdrucks hatte zweierlei Funktionen, die denen der heutigen Unterschrift gleichkommen: Das Bildnis des Siegelträgers fungierte als Erkennungsmerkmal, sein Abdruck bezeugte die Identität des Siegelführers und garantierte die Echtheit eines Schriftstückes. Ferner kam das Siegel bei der Beglaubigung von Dokumenten zum Einsatz – ein Privileg, welches eine eigene Rechtssphäre des Siegelinhabers voraussetzte, was im Falle der Universitäten gegeben war.

Siegel im akademischen Bereich

Im universitären Bereich setzte die Siegelführung schon in der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts ein. Als Vorreiter gilt dabei die Universität von Paris, welche das hierfür benötigte Recht aus ihrem Korporationsrecht ableitete und nach einer Auseinandersetzung mit den Kirchenvertretern vom Papst Innozenz IV. erwirkt hatte. Sie diente dabei auch als Vorbild für Julius Echter, der beim Erhalt der Privilegien für seine Neustiftung auf die Erlangung der Vorrechte aller großen europäischen Universitäten setzte.

Die Siegel einer Universität gehörten neben dem Zepter und dem Matrikelbuch zu den Insignien des Rektors, welche ihm bei seiner Amtsübernahme durch den Vorgänger verliehen wurden. In der Regel waren in den Universitäten des Deutschen Reiches drei Arten von Siegeln anzutreffen, nämlich die Universitäts-, die Fakultäts- und das Rektoratssiegel. Beim Universitätssiegel wurde zumeist weiter in große und kleine Siegel differenziert.Jedes der Siegel durfte nur eine bestimmte Art von Dokumenten besiegeln, sodass daraus unmittelbar auf die Wichtigkeit und die Bedeutung des Schriftstückes geschlossen werden konnte. Durch den Siegelabdruck sollte sowohl auf den Besitzer als auch dessen Funktion geschlossen werden. Zur typischen grafischen Gestaltung eines Universitätssiegels gehörten daher in der Regel eine Devise (Umschrift) sowie ein Bildnis – zumeist eine Heiligenabbildung. Es  verwies auf das Patronat der Universität oder der Fakultät. 

Siegel der Universität Würzburg aus der Erstgründungsphase

Aus der Zeit der Erstgründung durch Johann von Egloffstein ist nur das Rektoratssiegel erhalten. Die Darstellung des Siegelfeldes beinhaltet einen mit einem Buch in der Hand auf einem Lehrstuhl sitzenden Magister sowie die in Lapidarschrift gehaltene Devise „rectoratus studii Herbipolensis“. Um das Siegelfeld selbst ist ein doppelter Blätterkranz angebracht. Der Abdruck findet sich auf der am 2. Oktober 1410 ausgestellten Urkunde, in welcher sich sowohl Lehrende als auch Lernende zur Einhaltung der vom Bischof Johann verliehenen Privilegien verpflichten. Ob unter Egloffstein neben dem Rektoratssiegel auch ein kleines Siegel existierte ist unbekannt. Es darf jedoch vermutet werden, dass im Falle seiner Existenz beide die gleiche Abbildung aufwiesen.

 

Siegel der Universität Würzburg aus der Zeit der Wiedergründung

Aus den Statuten von 1587 lassen sich der Beschluss der Anschaffung von einem großen und einem kleinen Siegel sowie ihre Einsatzbereiche, nicht aber ihre Ausgestaltung, ablesen. Es ist allerdings bekannt, dass Julius Echter das ihm vom Kaiser erteilte Recht auf Festlegung des Siegelinhalts an seine Hochschule abgetreten hatte.

Das große Universitätssiegel

Das große, aus Silber gefertigte Siegel war mehr ein Objekt der Repräsentation denn des Gebrauchs. Einen Hinweis auf den seltenen praktischen Einsatz liefert auch das rare Vorkommen seines Abdrucks auf Universitätsdokumenten. Lediglich die bedeutendsten Angelegenheiten wie Verleihungen von Privilegien, Besiegelungen von Erträgnissen und jährlichen Einkünften erhielten durch seinen Aufdruck Gültigkeit. Als Aufbewahrungsort des großen Siegels diente das Universitätsarchiv. Im Laufe der Zeit ist die repräsentative Insignie jedoch aus dem Kreis der symbolhaften Gegenstände ausgeschieden. Die Gründe hierfür sowie der genaue Zeitraum liegen allerdings im Dunkeln.

Das ursprüngliche silberne Siegeltypar wurde durch die Hitze während des Bombenangriffs auf Würzburg am 16. März 1945 so stark deformiert, dass keinerlei Abbildungen mehr erkennbar sind. Eine Überlieferung der Gestalt bietet heute der aus dem Jahr 1606 stammende Lackabdruck. Die Umschrift und das Motiv entsprechen dabei denen des gegenwärtigen großen Prägesiegels der Universität.

Das kleine Universitätssiegel

Das kleine Universitätssiegel – auch Sekret genannt - glich in seiner Ausgestaltung im Wesentlichen dem großen und wurde gleichzeitig auch als Rektoratssiegel gebraucht. Lediglich die ovale Form und die fehlende Jahreszahl bildeten den optischen Unterschied zum Hauptsiegel. Der Gebrauch des Sekrets ist seit 1595 nachgewiesen. Zwei aus diesem Jahr erhaltene Urkunden bezeugen seine Verwendung als Wachsabdrücke, darunter eine Stipendienstiftung des Domdekans Erasmus Neustetter.

Die Fakultässiegel

Neben den zwei Universitätssiegeln verfügte zusätzlich jede der vier höheren Fakultäten über ein eigene Siegel, welche u. a. der Beglaubigung von Promotionsurkunden dienten. Ihre Aufbewahrung erfolgte zusammen mit den Fakultätsgeldern und den Statuten in der sogenannten cista.

Siegel in der königlich bayerischen Zeit

Unmittelbar nach dem Übergang Würzburgs an das Kurfürstentum Bayern im Jahre 1802 verzichtete die Universität zunächst auf eine Anpassung der Siegelabbildungen an die neuen Herrschaftsverhältnisse. Erst zwei Jahre später wurden die Motive gegen das landesherrliche bayerische Wappen mit der Umschrift „Sigillum Universitatis Julio Maximilianeae Würzburgensis“ ausgetauscht. Das kleine Siegel erhielt die Devise „Sigillum U. J. Maximilianeae“. Nun wurde auch der Name des von einigen als „zwyeter Stifter“ bezeichneten bayerischen Königs Maximilian I. in den Universitätsnamen integriert und offiziell zum Ausdruck gebracht. In der kurzen Regierungsperiode des habsburgischen Großherzogs Ferdinand III. von Toskana musste die Würzburger Hochschule aufgrund einer Verordnung auf den Gebrauch dieser Siegel verzichten und kehrte für einige Zeit zu ihren ursprünglichen zurück.

Mit dem 1814 erneut erfolgten Übergang an das nun zum Königreich gewordene Bayern ergab sich wieder einmal die Notwendigkeit der Anschaffung von neuen Siegeln. Nachdem allerdings der in diesem Zusammenhang unterbreitete Vorschlag ohne Antwort geblieben war, nahm die Universität ihre Siegel von 1802 wieder in Gebrauch, woran sich bis zum Beginn der NS-Herrschaft auch nichts ändern sollte. Erst im Jahre 1936 wurde die Verfügung zur Verwendung des Reichssiegels an allen deutschen Universitäten erteilt. Durch einen an das Reichsministerium für Erziehung gestellten Sonderantrag konnten die Würzburger die geforderte Auslieferung der ursprünglichen Siegel an das Hauptmünzamt umgehen. Stattdessen wurden sie weiterhin im Kunsthistorischen Museum aufbewahrt, wo viele von ihnen am 16. März 1945 durch das Feuer starke Schäden davongetragen haben. Auch wenn einige nicht durch Flammen zerstört wurden, so hat die Zeit nichtdestotrotz Korrosionsspuren hinterlassen, welche das Erkennen der Abbildungen heute deutlich erschweren.

Siegel heute

Heute verwendet die Universität Würzburg neben einem Prägesiegel auch metallene und gummierte Stempel. Im Falle des großen Prägesiegels hat sie dabei auf Traditionsbewusstsein gesetzt und führt immer noch die Abbildung und Devise aus der zweiten Gründungsperiode. Das kleine Prägesiegel ist im Gegensatz zu seinem Vorgänger aus der Echter-Zeit rund und auf die Darstellung des Stifter-Wappens in einer ovalen Kartusche beschränkt. Die darauf zu sehende Umschrift lautet „Bayer. Julius Maximilians Universität Würzburg“, auch wenn der Zusatz bayerische im Jahr 2006 aus dem Universitätsnamen entfernt wurde.

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Vom Siegel zum Corporate Design

Die identitätsstiftende Wirkung, welche jahrhundertelang den Siegeln vorbehalten war, wird heute von dem 2006 eingeführten Corporate Design übernommen. Eine einheitliche Farbgebung und ein gemeinsames Logo sollen die Persönlichkeit eines Unternehmens samt dazugehörigem Wertesystem und der Unternehmenskultur durch visuelle Mittel wie Briefkopf und Onlineauftritt zum Ausdruck bringen. Der Anstoß für die Entwicklung eines neuen Identitäts-Designs ergab sich aus dem Vorhaben der Neugestaltung der Universitätshomepage. In diesem Zusammenhang wurde auch ein an das neue Erscheinungsbild der Homepage angepasstes Konzept für die Print-Produkte entwickelt, welches ihre Harmonisierung untereinander gewährleistet und damit einen Beitrag zur Vereinheitlichung und Modernisierung des Universitätsauftritts leistet. Durch die Wahl der Farbkombination blau - weiß für den Schriftzug sowie die Hervorhebung des Echterwappens aus dem großen Siegel wurden zwei traditionelle Elemente aufgegriffen. Dem Außenstehenden wird sich die Identität der Einrichtung jedoch primär durch den Schriftzug verraten. Die Reduktion der Siegeldarstellung hat die moderne Komponente die traditionelle als Erkennungsmerkmal deutlich in den Hintergrund gedrängt.