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  • Weihnachten im Foyer der Neuen Uni am Sanderring. Bild: Robert Emmerich
University Archives

Szepter

Universitätsszepter

Als ordentliche Insignie, die Amt und Würde ihres Trägers zum Ausdruck bringt, gehörte ein Szepter lange Zeit zu den unentbehrlichen Gegenständen an der Universität. Seinen Einsatz fand es bei feierlichen Prozessionen, Rektoratsübergaben oder Verleihungen von akademischen Graden. So mussten z.B. Graduierende bei der Erlangung ihres akademischen Grades beim abzulegenden Eid die Spitze des Szepters berühren. Die Zepter wurden dabei von den Universitätspedellen getragen, welche den Absolventen bei der Prozession vorausschritten.

Das Szepter Echters bis 1723

Für die Erstgründung der Universität durch Johann von Egloffstein im Jahre 1402 gibt es keine Hinweise auf einen im Rahmen dieser Funktion angefertigten Gegenstand. Das erste nachweisbare Zepter stammte als Stiftung vom Wiederbegründer Julius Echter, und  begleitete diesen bereits bei seiner Wahl zum ersten Rektor der Universität auf dem Weg zur Jesuitenkirche. Seine Einsatzbereiche wurden im Statut vom 15. Oktober 1587 genau festgelegt. Das Szepter war aus Silber gefertigt, was für die damalige Zeit das übliche Material für Universitätszepter war. Für die Fertigung war vermutlich der Würzburger Goldschmied Martin Kohler verantwortlich.

Nach über einem Jahrhundert Dienst ging das erste Würzburger Szepter zwischen 1719 und 1723 verloren. Die Umstände des Verlustes sind unbekannt. Man vermutet jedoch, dass es aufgrund des abgenutzten Zustandes der Ausmusterung zum Opfer gefallen war.

Das Szepter ab 1723

Lange musste die Universität nicht auf solch ein für die Repräsentation wichtiges Stück verzichten. Bereits im Jahre 1723 wurde ein neues Zepter von der Universität in Auftrag gegeben. Der Entwurf dafür stammte vom Hofmaler Anton Clemens Lünenschloß, die Umsetzung erfolgt durch den Goldschmied Anton Lanius. Das Szepter schmückte das Bischofswappen des Julius Echter, welches von einer Fürstenkrone mit einem darauf aufgesetzten Kreuz vervollständigt wurde.

Über seine Verwendung ist bekannt, dass es von der theologischen und philosophischen Fakultät bei feierlichen Prozessionen, wie zum Beispiel der Wahl des Dekans oder der Instrumentalmesse, zum Einsatz kam. Aufbewahrt wurde das Szepter im Verhörzimmer der Universität, zu welchem es einen Generalschlüssel gab, in einem Schrank, in dem auch Talare der Professoren ihren Platz hatten. So kam es, dass das Szepter im Jahre 1788 aus diesem Schrank verschwunden war. Man ging dabei von einem Diebstahl durch einen Universitätsangehörigen aus. Doch alle Ermittlungen blieben ergebnislos. Zu einem unbekannten Zeitpunkt tauchte das Zepter wieder auf, allerdings ohne die den Holzkern umgebende silberne Ummantelung. Deshalb wurde das Szepter vermutlich 1789 durch ein neues ersetzt. Über den Künstler, den Zeitpunkt der Fertigstellung und die Kosten sind leider keine Überlieferungen erhalten. Es ist aber bekannt, dass das neue Szepter aus Messingblech mit einem Silbermantel bestand und in der Optik dem alten aus dem Jahre 1723 glich. Die Verwendung von kostengünstigem Messing lässt darauf schließen, dass die Ausgaben für die Fertigung im Rahmen gehalten werden mussten.

Die Salzburger Univesitätsszepter

Die Salzburger Szepter in Würzburg

Das neue Szepterpaar geriet mit der Zeit in Vergessenheit und wurde im Jahre 1846 durch ein viel kostbareres Szepterpaar der Universität Salzburg ersetzt. Die seit 1622 bestehende Bildungseinrichtung wurde durch den Übergang des Hochstifts Salzburg an das Königreich Bayern im Jahre 1810 aufgelöst. Seit 1665 war sie im Besitz von zwei vom Augsburger Goldschmied Andreas Hamberger angefertigten Szeptern, welche ihr bei ihrer Inauguration überreicht wurden. Diese gingen bei der Auflösung der Universität als Stiftung an das Land Salzburg über, welches wiederum durch das Reichsdeputationsgesetz zum Teil der bayerischen Erbstaaten wurde. Diese Vorgänge bildeten die rechtliche Grundlage für den Übergang der beiden akademischen Insignien in das Staatseigentum des Königreichs Bayern, so dass sie auch nach dem Abtritt Salzburgs an Österreich im Jahre 1816 nicht an die ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben wurden. Alle Bemühungen der Salzburger um eine Rückführung blieben erfolglos – bis zum Jahre 1944.

Nachdem die Szepter nach fast drei Jahrzenten ohne Verwendung in München verweilten, fasste das königlich-bayerische Ministerium des Inneren nach einer kurzen Korrespondenz mit dem Senat der Universität Würzburg im Jahre 1846 den Beschluss, dieser das Szepterpaar zur Verfügung zu stellen, bis sich eine anderweitige Verwendung für sie finden lassen würde. Die vorübergehende Komponente der Besitzübergabe und der Erhalt des Status als Staatseigentum wurden von den Würzburgern, die die Szepter als Geschenk des Königreichs erachteten, missverstanden. Sie schlossen die prachtvollen Barocken Insignien sehr schnell in ihr Herz, so dass die Erinnerung an ihre Herkunft aus Salzburg schon bald nach der Übergabe verblasste. Spätestens in den Rektoratsübergabeprotokollen von 1867 – 1917 wird ihres Ursprungs nicht mehr gedacht.

Rückgabe der Salzburger Szepter

Erst im Jahre 1923 ist diese Erinnerung durch die vom Salzburger Staatsarchivar Dr. Franz Martin angefertigte Abhandlung, wieder ins Gedächtnis gerufen worden. Mit der Unterstützung des Würzburger Dr. Franz Babinger gelangte Martin an Fotografien des Szepterpaares, welche er sorgfältig auswertete und sich im Anschluss daran an die Universität Würzburg mit der Bitte um genaue Beschreibung der Einzelheiten der Szepter wandte. Welche Antwort er auf seine Bitte erhielt, lässt sich leider nicht mehr feststellen.

Dank dieser von Martin verfassten Abhandlung, aber auch durch das Werk von Josef Weiß, welcher sich eingehend mit akademischen Hoheitszeichen befasste, und der Hilfe des Salzburger Archivrats Dr. Herbert Klein war der seit 1941 amtierende nationalsozialistische Salzburger Reichsstatthalter und Gauleiter Dr. Gustav Adolf Scheel, der zugleich nationalsozialistischer Reichsstudentenführer und Ehrensenator in Würzburg war, auf die Salzburger Szepter und ihr Schicksal aufmerksam geworden. Mit einer schriftlichen Bitte um die Rückführung der Szepter an ihren ursprünglichen Herkunftsort wandte sich Scheel an den Münchner Gauleiter Paul Gießler, welcher wiederum seinen Stabsleiter Klein damit beauftragte, herauszufinden, ob sich diese Objekte immer noch im bayerischen Besitz befänden. Daraufhin wurde das Rektorat der Universität Würzburg um einen Bericht bezüglich der Szepter gebeten. Schon im Vorfeld dieser Bitte war der Würzburger Rektor durch Scheel, welcher an den Feierlichkeiten anlässlich des 25. Bestehens der großdeutschen Studentenschaft teilnahm, auf die Herkunft der Szepter aus Salzburg aufmerksam gemacht worden. Am 15. August 1944 äußerte der Rektor Prof. Ernst Seifert gegenüber dem Bayerischen Ministerium für Unterricht und Kultus sein Bedauern hinsichtlich des Verlustes der wertvollen und repräsentativen Insignie, zeigte aber auch gleichzeitig Verständnis für den Rückgabewunsch der Österreicher, so dass in dieser Hinsicht keinerlei Bedenken seitens des Rektors bestünden. Da der Rektor ein überzeugter Nationalsozialist war, dem Gauleiter Otto Hellmuth persönlich nahestand und der Senat in der Zeit des Nationalsozialismus keinerlei Recht auf Mitbestimmung hatte, unterblieb die Überprüfung der bestehenden Rechtsgrundlage für die Würzburger. Hierauf ging am 15. September 1944 ein Brief des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus heraus, mit der Aufforderung, das Szepterpaar dem Salzburger Reichstatthalter Scheel zu übergeben. Ob Gießler dabei in seiner Funktion als Kultusminister oder parteitreuer Gauleiter handelte wird wohl verborgen bleiben. Fest steht aber, dass erst die Strukturen des nationalsozialistischen Staatsgefüges, welche von den beiden Initiatoren Martin und Klein – beide ansonsten dem Regime eher fern stehende Personen – geschickt genutzt wurden, die Rückführung der beiden Insignien ermöglicht haben.

Die Übergabe der beiden Zepter an den Gauhauptmann Ullrich erfolgte ohne viel Aufsehen am 24. Oktober 1944. Lediglich ein kurzer Artikel der Salzburger Zeitung bezeugt ihre Rückkehr in die alte Heimat. Sie wurden zur Aufbewahrung dem Salzburger Reichsarchiv übergeben, wo sie auch bis zur Entscheidung über ihre weitere Verwendung verblieben. Im Jahre 1945 oder 1946 wurden die Szepter an die seit dem 18. Oktober 1850 wieder bestehende Salzburger Theologische Fakultät übergeben. Ob die Übergabe allerdings direkt an den Dekan erfolgte, wird bezweifelt. Einige Schriftstücke geben Hinweise darauf, dass das Szepterpaar zunächst dem Salzburger Fürsterzbischof überlassen wurde, bevor dieser es im Jahre 1949 der Theologischen Fakultät zum Gebrauch übergab. Bis zur Wiederbegründung der Salzburger Universität 1964 wurde das Szepterpaar bei akademischen Feierlichkeiten und bei Fronleichnamsprozessionen der Theologischen Fakultät dem Professorenkollegium von zwei Theologen vorausgetragen.

Versuche zur Rückgewinnung der Salzburger Szepter

Obwohl die Rückgabe der Salzburger Szepter erst drei Jahre zurücklag, scheint diese Tatsache bei der Wiedereröffnung der Würzburger Universität im Jahre 1947 im Kollegium nicht allgemein bekannt gewesen zu sein. Man vermutete, dass die Insignien zum Schutz vor der bereits angenommenen Bombardierung womöglich nach Salzburg ausgelagert worden waren. Die vom damaligen Rektor Prof. Ernst Rössler initiierte Recherche führte ihn zum früheren Universitätsangestellten Karl Krug, welcher ihn über die 1944 stattgefundene Übergabe an den Salzburger Gauleiter Scheel unterrichtete. Daraufhin wurde die Angelegenheit nicht weiter ausgeführt und erst im Jahre 1951 durch den Anstoß von Prof. Albert Franz wieder aufgegriffen. Dies veranlasste den damaligen Rektor der Würzburger Universität Ernst Hoyer sich mit einem Schreiben an das bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus zu wenden, mit der Bitte um Abschriften der in Würzburg 1945 bei der Bombardierung verbrannten Akten zum Szepterpaar. Zugleich berichtete er auch von seinen Bemühungen um die Rückführung der ehemaligen Insignien und erkundigte sich nach der hierzu gegebenen Rechtsgrundlage. Nach einlässlicher Bearbeitung der durch München zur Verfügung gestellten Akten nahm der Senat eine eher pessimistische Haltung zu den vom Rektor initiierten Bemühungen ein. Dieser ließ sich allerdings nicht entmutigen und setzte sein Vorhaben mit der Argumentation fort, die Übergabe der Szepter sei eine in Zweifel zu stellende Maßnahme nationalsozialistischer Funktionäre gewesen und entbehre deshalb jeder Rechtsgrundalge. Die Szepter seien durch Eingliederung des Salzachkreises zu Bayern auf rechtem Wegen in den Besitz des bayerischen Staates gelangt, was auch durch die Abtretung Salzburgs im Jahre 1816 unbestritten bleiben konnte. Damit war die Rechtsgrundalge für eine Rückführung nach Würzburg vorhanden, auch wenn sie aus politischer Sicht kaum Aussichten auf Erfolg bot. Nach einiger Korrespondenz erreichte die Angelegenheit die Bayerische Staatskanzlei, welche ebenfalls die in dieser Situation vorliegende rechtliche Basis prüfen und sodann auch Kontakt zum österreichischen Konsulat in München aufnehmen sollte. Doch auch die Staatskanzlei konnte der Würzburger Universität keinen Erfolg in Aussicht stellen. Man vermittelte, die Rückführung erscheine zum gegebenen Zeitpunkt als politisch nicht zweckmäßig, allerdings könnte ein erneuter Versuch zu einem späteren Zeitpunkt unternommen werden.

Trotz dieser aussichtslosen Prognosen gab die Universität die Hoffnung nicht auf. Zunächst wurde durch Hilfe von Max von Freeden, dem damaligen Direktor des Mainfränkischen Museums Würzburg, Nachforschungen hinsichtlich des Verbleibs der Szepter in Salzburg angestellt. Nach anfänglichen Misserfolgen gelang es ihm letztlich über den Landesamtsdirektor von Salzburg Dr. Rudolf Hanifle das Dekanat der Theologischen Fakultät in Salzburg als gegenwärtigen Besitzer der Szepter zu ermitteln. Mittlerweile hat man sich von den zunächst erhobenen Rückforderungsansprüchen distanziert und wollte zumindest durch Kauf oder Tausch wieder in den Besitz der kostbaren Insignien gelangen. Doch auch von Freeden stand jeder Möglichkeit der Rückgewinnung pessimistisch gegenüber und unterbreitete den Vorschlag, in Salzburg Fotografien anfertigen zu lassen mit der Überlegung, die Salzburger Szepter ggf. als Vorbilder für eine Anfertigung von neuen, speziell für Würzburg gedachten Szeptern zu nehmen.

Einen weiteren Versuch unternahm der Senat der Universität Würzburg mit Hilfe des in Salzburg über persönliche Kontakte in der Theologischen Fakultät verfügenden Theologieprofessors Ernst Rösser, welcher sich um eine Rückführung auf kollegialem Wege bemühen sollte. Doch auch hier blieb dem Engagement der Würzburger kein Erfolg beschieden. Mit der Auffassung, die Szepter befänden sich nach Kriegsende auf dem Gebiet der 1945 wiederhergestellten Republik Österreich, was sie kraft Staatssukzession zu ihrem Staatseigentum macht, versperrten die ursprünglichen Besitzer der Szepter jeden Weg zur Rückgewinnung.

Nachdem also alle persönlichen Verhandlungsmöglichkeiten mit der Salzburger Theologischen Fakultät ausgeschöpft waren, wandten sich die Würzburger erneut an das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus, um ein weiteres Mal die Rechtsgrundlage für den Besitz prüfen zu lassen. Das in diesem Rahmen von der Würzburger Fakultät für Rechts- und Staatswissenschaften und ihrem Professor Friedrich August von der Heydte angefertigte Gutachten hatte dabei die 1944 erfolgte Übergabe der Insignien als Schenkung ausgelegt. Folglich war die Übergabe kein rechtswidriger Akt, was die Szepter zum rechtmäßigen Eigentum des Österreichischen Staates macht. Das Ergebnis wurde dem Rektorat der Universität mitgeteilt und gleichzeitig wieder der alte Vorschlag unterbreitet, neue, sich am Salzburger Vorbild orientierenden Szepter für Würzburg zu schaffen. Aus Empörung über dieses Ergebnis wurde im Gutachten von unbekannter Hand zum Wort „Schenkung“ „Erpressung“ hinzugefügt. Der Oberamtsrat Hermann Bangert war von der Ungerechtigkeit der im Jahre 1944 erfolgten Rückgabe der Szepter überzeugt und zeigte diesbezüglich offen seinen Unmut, wovon eine Notiz in der Szepterakte zeugt. Da sie zwar unter dem NS-Regieme, aber freiwillig an Österreich abgegeben worden waren unterlagen sie nicht der Rückgabepflicht.

Nach der Mitteilung des Gutachtens von Heydte wurden alle Bemühungen hinsichtlich der Rückführung sowohl seitens der Universität als auch des Ministeriums für Unterricht und Kultus eingestellt und auch nicht wieder aufgenommen. Somit hat sich Universität Würzburg nach einem mühevollen Kampf mit dem endgültigen Verlust der Szepter arrangiert. Nachdem in der Angelegenheit nun durch umfangreiche Recherche und Akteneinsichten der Rechtsstand geklärt wurde, wandte sich der Rektor an den Senat mit der Bitte, nach Spendern für die Finanzierung neuer Zepter für die Universität zu suchen, was jedoch beim Senat nicht auf Zustimmung traf. Die Führung von Szeptern als repräsentative Insignie des Rektors der Universität war mit dieser Entscheidung endgültig zur Geschichte geworden. Allerdings hat sich die Universität nie vom Recht der Führung von Szeptern abgewandt, so dass einer Neuanschaffung theoretisch nichts im Wege steht. Was die beiden barocken Insignien betrifft, so werden sie seit ihrer Übergabe an die 1962 wiederbegründete und nach ihrem Stifter umbenannte Alma Mater Paridiana erneut regelmäßig in ihrer Funktion als akademische Hoheitszeichen bei Promotionsfeierlichkeiten verwendet.

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