Franz von Rinecker
Mediziner
* 03.01.1811 in Scheßlitz bei Bamberg
† 21.02.1883 in Würzburg
Franz von Rinecker hat mit seiner Arbeit maßgeblich zur institutionellen Verankerung einer ganzen Reihe von medizinischen Fachdisziplinen an der Universität Würzburg beigetragen. Als Gründer und Leiter mehrerer Institute und Kliniken – darunter 1850 der ersten eigenständigen Universitäts-Kinderklinik der Welt – war Franz von Rinecker über Jahrzehnte hinweg die prägende Gestalt an der Medizinischen Fakultät. Er leitete ab 1837 die Medizinische Poliklinik und wurde 1838 mit erst 27 Jahren zum Ordinarius für Arzneimittellehre und Poliklinik ernannt. Seine Lehre umfasste darüber hinaus die Bereiche Physiologie, Pathologie, Kinderheilkunde und Dermatologie. Er war Mitbegründer des Physiologischen Instituts (1842) und der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft (1849).
In dem Bestreben, die damals von manchen Forschern bestrittene Übertragbarkeit der sekundären Syphilis mit ihren typischen Hauterscheinungen am ganzen Körper zu beweisen, betrat er die Grauzone medizinethischen Handelns. Er injizierte 1852 zwei Ärzten und einem an Epilepsie erkrankten Jungen Sekrete aus syphilitischen Hautläsionen. Die beiden Ärzte erkrankten, der Junge blieb gesund. Rinecker wurde daraufhin angeklagt und in erster Instanz verurteilt. Diese Verurteilung wurde jedoch wieder aufgehoben und es blieb bei einer bloßen Rüge durch den Senat der Universität, weil Rinecker seine Versuche an einem kranken und nicht einwilligungsfähigen Kind vorgenommen hatte.
Rinecker lehrte 46 Jahre lang, in der Regel 15 bis 20 Stunden Wochenstunden. Er war im Laufe seines Lebens auf zwölf verschiedenen medizinischen Fachgebieten tätig und wirkte in etlichen Gremien mit. Er wurde sechsmal zum Dekan gewählt und amtierte in den Jahren 1845 und 1866 als Rektor der Universität. In Anerkennung seiner beeindruckenden Leistungen als Dozent und als Kliniker verleiht die Medizinische Fakultät der Universität Würzburg in unregelmäßigen Abständen seit 1890 die Rinecker-Medaille für besondere Verdienste um die Universität.
Sein ehemaliges Wohnhaus befindet sich in der Hofstraße 5.