Karl Marbe
Psychologe
* 31. August 1869 in Paris
† 02. Januar 1953 in Würzburg
Nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Psychologie in Freiburg, Bonn, Berlin und Paris promovierte Karl Marbe in Bonn und wechselte 1894 nach Würzburg. Hier habilitierte er sich 1896 und kam als Privatdozent an den Lehrstuhl von Oswald Külpe. Auf Külpes Initiative hin gründeten sie im Herbst desselben Jahres das hiesige Institut für Psychologie. Karl Marbe gilt als Mitinitiator der dort praktizierten sogenannten „Würzburger Schule“ der Denkpsychologie, die erstmals – abseits von Assoziationen – Denkprozesse anhand systematischer Selbstbeobachtung untersuchte. 1905 folgte er dem Ruf der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften in Frankfurt a. M. und begründete auch dort ein Institut für Psychologie; 1909 kehrte er allerdings als ordentlicher Professor und Leiter des Instituts für Psychologie an die Würzburger Universität zurück, wo er bis zu seiner Emeritierung tätig war. 1927 bis 1928 war Karl Marbe Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, ab 1928 leitete er außerdem das Psychologische Institut der Handelshochschule Nürnberg. Bei Marbe habilitierte sich mit Maria Schorn 1929 die erste Frau an der Würzburger Universität; Leo Trepp wurde von ihm als einer der letzten jüdischen Studenten 1935 promoviert. Ab 1940 war Marbe Mitglied der Leopoldina Akademie der Wissenschaften, 1935 wurde er emeritiert. Während des Zweiten Weltkriegs analysierte er das Geschehen im Rahmen des Dritten Reichs im Hinblick auf die Psychologie der Massen unter dem Einfluss der Volksverführung, Propaganda und Suggestion durch Diktaturen. Marbes Forschungsergebnisse wurden erst 2016 – initiiert vom Zentrum für Geschichte und Psychologie – unter dem Originaltitel „Zeitgemäße populäre Betrachtungen für die kultivierte Welt“ veröffentlicht.
Sein ehemaliges Wohnhaus befindet sich in der Crevannastraße 8. Weitere langjährige Wohnsitze hatte er davor in der Randersackerer Straße 12 und danach im Judenbühlweg 7. Hier baute er Anfang der dreißiger Jahre für sich und seine Frau, die Malerin Milly Marbe-Fries, ein Haus, in dem er 1953 verstarb.