Germanistik

Der unehrliche Punkt
Soziale Medien beeinflussen auch unsere Sprache

Wer kennt es nicht: Schnell eine WhatsApp-Nachricht getippt, losgeschickt und schon ist es passiert – ein unpassendes Wort verwendet, ein falscher Kontakt ausgewählt ... Schnelligkeit ist ein Vorteil sozialer Medien, der aber auch leicht ins Negative umschlagen und Missverständnisse hervorrufen kann. Eva Wegmann und Dzana Fajic, zwei Würzburger Masterstudentinnen der Germanistik, haben sich unter anderem mit solchen Problemen befasst. Auf der Jahrestagung des Leibniz-Instituts für deutsche Sprache in Mannheim haben sie viele Vorträge zum Thema „Deutsch in sozialen Medien“ gehört.


„Dort haben wir von einigen Besonderheiten der geschriebenen Kommunikation im Internet erfahren, die total spannend und uns neu waren“, resümiert Dzana. „Dass zum Beispiel beim Schreiben einer WhatsApp-Nachricht kein Wert auf korrekte Interpunktion gelegt wird, war mir klar. Dass die Leute aber am Ende der Nachricht selten einen Punkt setzen, war mir nicht bewusst. Ich habe dann einige meiner eigenen Nachrichten angesehen und gemerkt, dass ich das auch mache“, sagt Eva. Für sie kommt das Abschicken der Nachricht dem Setzen des Schlusspunktes gleich. Andere nehmen stattdessen ein Emoji. Auf der Tagung stellte ein Sprachwissenschaftler eine Studie vor, der zufolge es bei der Online-Kommunikation sogar arrogant oder unehrlich wirken kann, wenn der Absender am Ende seiner Nachricht orthografisch korrekt einen Punkt setzt.


Verlottert unsere Sprache?

Viele Leute befürchten, dass durch Online-Kommunikation unsere Sprache verlottert, erklärt Eva. Seit der Tagung weiß sie, dass diese Angst unberechtigt ist: „Auch junge Menschen können in der Regel sehr gut zwischen informellen und formellen Kommunikationssituationen unterscheiden. Sie schreiben auf WhatsApp zwar flapsig, bewahren aber in einem Bewerbungsschreiben die Form.“ Tatsächlich sei der Sprachgebrauch noch nie so vielfältig wie heute gewesen. Dazu tragen auch Emojis bei, die Texte beispielsweise um Gefühlsausdrücke anreichern.


Außerdem ging es auf der Tagung um die Eigenheiten von Shit­storms, Cybermobbing und Hashtag-Kampagnen wie #MeToo oder #aufschrei, in denen Frauen auf das Ausmaß sexueller Belästigung aufmerksam machen. Auch diesen Bereich fanden Dzana und Eva superspannend. Darüber hinaus hatte die Veranstaltung einen angenehmen Nebeneffekt: Die beiden konnten sie sich als Studienleistung für ihr Masterstudium anrechnen lassen.


Berufsaussichten in Schulen und Medien

Für Bachelor- und Masterabsolventen der Germanistik ist die Bandbreite an Jobmöglichkeiten vielfältig – vom Einsatz in Printmedien, Rundfunk und Fernsehen über Tätigkeiten an Hochschulen, in Verlagen, in Bibliotheken oder im Kulturbereich bis hin zur Erwachsenenbildung. In welche Richtung es gehen kann, hängt stark von der Kombination mit einem Nebenfach ab. Deshalb sind angehende Germanisten gut beraten, schon während ihres Studiums „die Fühler auszufahren“ und Netzwerke zu bilden. Das erleichtert in der Regel die Berufsfindung.

Text: Dr. Bernhard Rauh; Foto: Universität Würzburg

Hintergrundbild: Eva Wegmann und Dzana Fajic (v. l.) studieren Germanistik aus Leidenschaft.

Germanistik

Im Studium der Germanistik befasst man sich vor allem mit Sprachwissenschaft, älterer und neuerer deutscher Literatur sowie Didaktik der deutschen Sprache und Literatur. Im Bachelorstudiengang benötigt das Hauptfach Germanistik ein Nebenfach, zum Beispiel Digital Humanities oder Politikwissenschaft. Der Masterstudiengang dient der Spezialisierung. Mehr Infos gibt es HIER