Teilprojekt A: Vorderasiatische und klassische Archäologie
Boğazköy: lokale Selbstregelungen in Zentralanatolien von der Eisenzeit bis zum Ende der römischen Epoche (ca. 1100 v. Chr. bis 400 n. Chr.)
Die Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts in der hethitischen Hauptstadt Hattuscha haben über die Spätbronzezeit hinaus vielfältige Befunde insbesondere für das 1. Jahrtausend v. Chr. und das 1.–4. Jh. n. Chr. erbracht. Unter der Prämisse, dass sich soziale Handlungsweisen in der archäologisch sichtbaren, materiellen Kultur niederschlagen, bilden diese die Grundlage zur Untersuchung lokaler Selbstregelungen in Zentralanatolien im genannten Zeitraum. Anhand des reichhaltigen archäologischen Materials werden dabei starke Schwankungen der Staatlichkeit zwischen egalitären Strukturen, lokalen Hierarchien und der Einbindung der Siedlung in großräumige, imperiale Systeme sichtbar. Durch Wandel sowie Kontinuität der Siedlungsstruktur und der materiellen Kultur ist es möglich darzustellen, in welcher Form sich die Gesellschaft unter wechselnden politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen selbstorganisierte bzw. inwieweit zentralstaatliche Regulierungen die langlebigen regionalen und lokalen Strukturen prägen konnten. In Ermangelung schriftlicher Überlieferungen sind die Aussagemöglichkeiten zwar beschränkt, jedoch wird einerseits deutlich, wie sich bestimmte Formen der Governance und der Selbstregelung in der materiellen Kultur ausdrücken; andererseits ist es dank der Länge des Beobachtungszeitraums möglich, zwischen langfristig wirkenden, durch die Individuen kaum zu beeinflussenden Konstanten und den durch menschliche Handlungen veränderbaren Elementen der Kulturentwicklung zu unterscheiden sowie deren jeweilige Wirkmächtigkeit zu definieren.