Teilprojekt C: Alttestamentliche Exegese
Lokale Selbstregelungen im Judäa des zweiten Jahrhunderts v. Chr.: historische und literarische Perspektiven
Das Teilprojekt untersucht die lokalen Selbstregelungen in Judäa im 2. Jahrhundert v. Chr. aus dem Bereich soziokulturelle Grundlagen.
Gegenstand des Teilprojekts sind die massiven Konflikte um die Gestaltung des Kults und des way of life in Judäa einzelner Gruppen der lokalen Elite, die durch Innovationen und den Versuch der Aktualisierung traditionaler Lebensformen in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. angestoßen wurden. Neuere Forschungen aus dem Bereich der Altertumswissenschaften zur Verfasstheit und internen Funktionsweise des seleukidischen Reichs bilden die Grundlage für dieses Teilprojekt in das Forschungsdesign.
Als älteste Quellen stehen das Erste und das Zweite Makkabäerbuch zur Verfügung. Diese werden in zwei Fallstudien narratologisch untersucht, um Eigenkonzept, Erzählperspektive und Aussageabsicht der beiden Bücher zu erfassen. Beide Bücher sind unterschiedlich konzipierte, eigenständige Narrative, die die Geschehnisse als massive und illegitime Eingriffe von lokalen Akteuren, aber auch von staatlicher Seite schildern. Die stark perspektivgebundenen Darstellungen sowohl des Ersten als auch des Zweiten Makkabäerbuchs erzählen die lokalen Selbstregelungen als identitätsstiftende Eigengeschichten so, dass Akteure legitimiert bzw. delegitimiert und auf diese Weise ex post narrative Kohärenz und Normativität erzeugen werden. Spannungen und Differenzen zwischen den perspektivgebundenen Darstellungen und der historischen Rekonstruktion werden vor allem mit Blick auf die Organisation und die institutionellen Entwicklungen in Judäa untersucht.