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China Kompetenzzentrum

Der KIWi Kompass

In einer sich schnell verändernden Welt benötigen Hochschulen mehr Wissen und Beratung, um internationale Hochschulkooperationen auch in schwierigen Kontexten zu beiderseitigem Nutzen aufrechterhalten oder neu beginnen zu können. Deswegen errichtete der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD)  eine Beratungsstelle, welche die wissenschaftlichen Einrichtungen zur Ausgestaltung von internationalen Kooperationsverträgen sowie zu wissenschaftsspezifischen Risiken und forschungsrelevanten Rechtsfragen informiert und berät. Mit dem Kompetenz­zentrum Internationale Wissenschaftskooperationen (KIWi) bietet der DAAD deutschen Hochschulen eine zentrale Anlaufstelle, um vor allem zu den Themenfeldern „Risiko und Sicherheit“, „Management internationaler Forschungskooperationen“ und „rechtliche Rahmenbedingungen“ zu informieren und passgenau zu beraten.

Ziel

Mit dem KIWi Kompass, will der DAAD Hochschulen bei der Anbahnung und Durchführung von internationalen Kooperationen unterstützen, um diese in die Lage zu versetzen, in zunehmend volatilen Umfeldern professionell und erfolgreich zu agieren. Der DAAD möchte Hochschulen für eine eigenständige Risiko- und Chancenabwägung in der Kooperation mit internationalen Partnern sensibilisieren und bietet mit dem hier vorgelegten Kriterienkatalog Orientierung und Entscheidungshilfe.

Sechs Kriterien der Kooperation

Dabei werden sechs systemische auf Hochschulen zugeschnittene Kriterien unterschieden, welche die projektbezogene Zusammenarbeit mit internationalen Partnern maßgeblich prägen und die im Rahmen eines Risiko- und Sicherheitsmanagement erfasst werden sollten. Zu jedem Kriterium werden ausgewählte Subkriterien und Leitfragen angeführt und webbasierte Informationsquellen ergänzt. Insgesamt bieten die ersten vier Kriterien einen systemischen Blick auf Chancen, Potenziale, Herausforderungen und Risiken internationaler Wissenschaftskooperationen.In den letzten beiden, dezidiert auf die beteilig- ten Partnerinstitutionen bezogenen Kriterien (Kriterien 5 und 6), steht dagegen der individuelle Abwägungs­ und Aushandlungsprozess bei der Bewertung von Risiken und Chancen konkreter internationaler Kooperationen im Fokus.

Den vollständigen Kompass finden Sie hier

In dem hier vorgelegten Kriterienkatalog steht das Individuum bei der Gewährleistung von Sicherheit im Mittelpunkt. Personenbezogene Sicherheit äußert sich in der körperlichen und psychischen Integrität einer Person. Diese Integrität und Unversehrtheit des Individuums können durch physische, psychische, systemische, genderspezifische und andere Formen der Gewalteinwirkung bedroht sein.

Unter der Prämisse, dass es in erster Linie darum geht, die persönliche Sicherheit der involvierten Akteure zu gewährleisten, bedarf es der Erfas- sung sicherheitsrelevanter Faktoren in Form kon- textspezifischer Risikoprofile und Gefährdungs- beurteilungen. Die Subkriterien umfassen:

A: Kriminalität und Konflikt

B: Gesundheit

C: Kommunikation

D: Diversitätsspezifische Risikoanalysen

 

A: Kriminalität und Konflikt

In einer Reihe von Ländern ist generell von einer strukturellen Gewalt auszugehen, die tagtäglich erfahrbar ist. Schutz vor Kriminalität und Überfällen sollte in diesen Kontexten immer mitgedacht werden und auch das eigene Handeln und Verhalten leiten. So sind in vielen Regionen Universitätsgelände wie auch Wohnanlagen durch besondere Sicherheitsvorkehrungen geschützt. In solchen Kontexten ist in der Regel der Campus umzäunt und der Zugang durch Wachpersonal gesichert. Bei der Planung eines Aufenthalts sollte einerseits die Sicherheit des jeweiligen Standortes wie auch eine sichere Verbindung zwischen Wohnstätte und Campus berücksichtigt werden. Diese konkreten Realitäten im Feld sollten bei der Reisevorbereitung ebenso eine Rolle spielen wie bei der Planung der Mobilität oder der Auswahl des passenden Transportmittels.

Leitfragen: 

  • Haben Sie die Kontaktdaten der für Sie zuständigen Auslandsver­ tretungen griffbereit? Auch die der Transitländer?
  • Haben Sie sich eingelesen, in welchen Notlagen sich die Deutsche Auslandsvertretung um Sie kümmert?
  • Sind besondere Sicherheitsvor­ kehrungen und ­absprachen mit Vertrauenspersonen vor Ort im Vorfeld zu treffen?
  • Sind Gästehäuser oder Studentenwohnheime sicher?

Weitere Informationsquellen: 

  • Auswertiges Amt

Bezüglich Reiseinformationen, Reisesicherheit sowie Faktoren zur Gefährdungsbeurteilung bei Auslandsreisen informiert das Auswärtige Amt, insbesondere über die Informationsseiten zu „Sicher Reisen“. Ferner werden Kontaktmöglichkeiten zu der zuständigen diplomatischen Vertretung im Zielland zur Verfügung gestellt. Dringende Empfehlung von Seiten des DAAD bei Auslandsreisen, ist die Registrierung über die Elektronische Erfassung von Deutschen im Ausland: Elefand. Ferner lässt sich über das Auswärtige Amt auch länderspezifisch der „Newsletter zu Reise- und Sicherheitshinweisen“ beziehen.

  • CrisisWatch Conflict Tracker

Als auf Konflikte und Krisen spezialisiertes Informationsportal mit eingepflegter Weltkarte steht die hilfreiche Risikokartenfunktion der International Crisis Group zur Verfügung, der „CrisisWatch Conflict Tracker“. 

 

B: Gesundheit

Allgemein

Unabhängig von einer je nach Zielregion unter- schiedlichen medizinischen Prophylaxe ist eine Einordnung der gesundheitlichen Infrastruktur wichtig, da deutsche oder internationale Standards nicht überall vorausgesetzt werden können: Wie kann beispielsweise ein ambulanter Notdienst kontaktiert werden? In welcher Sprache muss man kommunizieren? Ist die ärztliche Notfallversorgung zuverlässig? Welche medizinischen Versorgungseinrichtungen im jeweiligen Umfeld entsprechen internationalen Standards? 

Der DAAD empfiehlt, im Vorfeld, während und im Nachgang eines Auslandsaufenthaltes ein belastbares Netzwerk an Vertrauenspersonen an der Partnerinstitution vor Ort aufzubauen und diese Vertrauenspersonen in Kontakt­, Notfall­ und Reaktionsketten einzubinden. Hier ist jedoch ein kultursensibles Agieren und interkulturelle Kompetenz unabdingbar.

Informationen zur Coronalage

Mit der Corona­ Pandemie ändern sich die Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit der deutschen Hochschulen mit Partnern weltweit in besonders rasantem Tempo. Austausch und Kooperation sind nur möglich, wenn alle beteiligten Seiten um die Situation in ihren Partnerländern wissen. Der DAAD stellt in diesem Zusammenhang zwei zentrale Informationsquellen zur Verfügung: Zu den Folgen der Corona­Krise in den Wissenschaftssystemen weltweit trägt derPressespiegel internationale Hochschulwelt - Corona Update relevante Meldungen zur Situation von Wissenschaftseinrichtungen in Partnerländern in regelmäßigen Abständen zusammen. Über das PortalCorona-Folgen für die internationale Hochschulwelt: Studien & Prognosen gibt der DAAD einen umfassenden Überblick zum aktuellen Stand internationaler Analysen zur Coronasituation im Hochschulbereich.

Leitfragen:

  • Wo befindet sich am jeweiligen Zielort das nächste Krankenhaus? Kommen Krankenwagen recht­ zeitig?
  • Wie kann außerhalb einer direkten Anbindung an eine me­dizinische Infrastruktur im Notfall eine medizinische Erstversorgung gewährleistet werden?
  • Wer sind in Notfällen richtige Ansprechpartner? Ist die Polizei verlässlich?

Weitere Informationsquellen: 

  • SOS International 'Travel Risk Map' und Weltgesundheitsorganisation

Zu frei zugänglichen Risikokarten, die Informationen zur allgemeinen Gesundheitslage eines Ziellandes listen, zählen die 'Travel Risk Map' und die Kartenfunktionen der WHO.

  • Informationsquellen zur Corona-Situation

Weitere, sich stetig aktualisierende Bezugsquellen zur Pandemie, sind das „COVID-19-Dashboard“ des Robert Koch-Instituts, die aktuellen Informationen des Gesundheitsdienstes des Auswärtigen Amtes, die Informationen der International Air Transport Association (IATA) zu Einreisebestimmungen und das „COVID-19 Dashboard“ des Coronavirus Ressource Center des Center for Systems Science and Engineering (CSSE) der Johns Hopkins Universität. Über die derzeitige Corona­ Situation, bestehende Maßnahmen und Einschränkungen innerhalb der EU informiert die Seite „Re-Open EU“ der Europäischen Union.

 

C: Kommunikation

Im Vorfeld eines Feldforschungsaufenthalts ist es sinnvoll zu prüfen, ob auf allen Stationen der Reise eine sichere Kommunikation gewährleistet werden kann. Bei Reisen in entlegene Gebiete oder Überlandfahrten kann nicht überall von einer Netzabdeckung ausgegangen werden. Bei der Planung des Aufenthaltes sollten in solchen Fällen die Anschaffung ergänzender Kommunikationsmittel bedacht werden. Ebenso wichtig sind Ersatz­Akkus oder idealerweise mobile Stromquellen, um ein Aufladen von Geräten auch bei Stromausfall oder fehlendem Stromzugang gewährleisten zu können. Ferner spielt der Aspekt der Vertraulichkeit und des Schutzes kommunizierter Daten und Informationen eine wichtige Rolle. Bei vertraulichen Inhalten insbesondere zu dritten Personen, werden diese telefonisch oder schriftlich kommuniziert, sollten Vorkehrungen getroffen werden, die durch eine ausreichende Verschlüsselung den Zugriff Unbefugter verhindert.

Leitfragen:

  • Ist an allen Stationen der Reise oder des Aufenthalts Netzabdeckungge­ währleistet? Müssen bei Feldaufent­ halten in entlegenen Gebieten oder für Überlandfahrten weitere Kom­munikationsmittel oder Stromquel­len eingeplant werden?
  • Sind die Kommunikationsmittel, die Sie nutzen, durch besondere Ver­schlüsselungsmechanismen auch für vertrauliche Informationen oder den Transfer von Daten geeignet?
  • Wie öffentlich ist die Umgebung, in der Sie ein vertrauliches Gespräch führen? Können Dritte Ihre Gesprä­che hören oder das Display Ihres Laptops oder Ihres Smartphones einsehen?

Weitere Informationsquellen: 

Bei der Nutzung digitaler Kommunikationswege empfiehlt es sich, auf die Empfehlungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik zu achten.

Das BSI informiert, welche Formate und Kanäle bei der Nutzung einer Internetverbindung angeraten und welche Einstellungen empfohlen werden. Ferner stellt das BSI grundlegende Informationen zu verschlüsselter Kommunikation zur Verfügung, zu ihren Einsatzbereichen sowie den wichtigsten Zielen verschlüsselter Kommunikation im Internet, wie dem Schutz der Vertraulichkeit, der Authentizität sowie der Integrität von Daten und Kommunikation.

D: Diversitätsspezifische Risikoanalysen

Soziokulturelle Rollenverständnisse vor Ort können Männer, Frauen und Personen, die sich nicht über eine binäre Geschlechterstruktur identifizieren oder nicht einem Konzept von Heteronormativität entsprechen, unterschiedlichen Risiken ausgesetzt sein. Der soziokulturelle Standard kann beispielsweise unterschiedliche Verhaltens­, Handlungs­ und Bewegungsspielräume für Männer und Frauen vorsehen und sich in systemischer Gewalt, genderspezifischen Diskriminierungsmustern bis hin zu sexualisierter Gewalt äußern. Diversitätsspezifische Ausprägungen von Sicherheitsrisiken sollten dabei in allen Kriterien mit bedacht werden.

Leitfragen:

  • Sind die Risikoanalysen und Gefährdungsbeurteilungen noch einmal gesondert diversitäts­ sensibel ausgewertet worden?

Weitere Informationsquellen:

Die OECD iLibrary führt die Publikationen, Statistiken, Analysen und Daten der OECD gebündelt zusammen. Im „OECD Better Life Index“ wird der Indikator „Fühlst du dich sicher, wenn du nachts alleine nach Hause gehst?“ genderspezifisch ausdifferenziert statistisch erhoben und anhand von Länderprofilen ausgewertet.

Eine allgemeinpolitische Einordnung ist ebenso grundlegend wie die Einschätzung der allgemeinen Sicherheitslage. Subkriterien sind:

A: Verhältnis zur EU und Deutschland

B: Sanktionsbeschlüsse, Embargomaßnahmen, Rüstungskontrolle und Nonproliferation

 

A: Verhältnis zur EU und Deutschland

Bildungskooperationen bilden Brücken, auch in schwierigen politischen Konstellationen. Vielfach sind es genau solche Kooperationskanäle, die auf eine langjährige, nachhaltige unanhaltende bilaterale Geschichte zurückblicken, oft politischen Widrigkeiten zum Trotz. Andererseits gibt es auch Konstellationen, wie beispielsweise im Falle Nordkoreas, in denen ein wissenschaftlicher Austausch, so sehr sich dieser in seiner Intention über den fachlichen und persönlichen Kontakt konstituieren mag, auch eine regimestärkende Qualität entwickeln kann.

Leitfragen:

  • In welchen Bereichen bestehen tragfähige bilaterale Beziehungen mit dem jeweiligen Partnerland?
  • Lassen sich entlang bestehender Schwerpunkte der internationalen Kooperation auf EU­ oder auf nationaler Ebene sinnvolle Anknüpfungspunkte für eine Wissenschafts­kooperation finden?

Weitere Informationsquellen: 

  • Auswertige Amt

Die erste Informationsquelle für allgemeinpolitische Einordnungen ist das Auswärtige Amt sowie im Speziellen die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik.

  • Internationales Büro des Projektträgers DLR

Auf den wissenschaftlichen Kontext bezogen liefert insbesondere das Internationale Büro des Projektträgers DLR umfassendes Informationsmaterial: die Publikationen des DLR werden regionen­ wie auch länderspezifisch zu politischen Rahmenbedingungen, zu bilateralen Kooperationen und zu Schwerpunkten der Zusammenarbeit aufbereitet.

  • Kooperation International

Ein weiteres Portal, das ausführliche Informationen zur Verfügung stellt, ist Kooperation international. Hier werden länder­ und themenspezifisch umfassende Analysen zum jeweiligen Hochschulstandort und zu Kooperationsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt.

 

B: Sanktionsbeschlüsse, Embargomaßnahmen, Rüstungskontrolle und Nonproliferation

Diese Subkriterien betten Wissenschaftskooperationen in einen europäischen wie auch nationalen Gesetzesrahmen ein und bilden daher zentrale Bezugspunkte für eine außenwissenschaftspolitische Positionierung. Ergänzend kann die allgemeinpolitische Gebotenheit anhand einer kritischen Reflexion forschungsethischer und wissenschaftsverantwortlicher Gesichtspunkte für ein Kooperationsvorhaben analysiert und bewertet werden.

Besonders hervorzuheben ist, dass außenwissenschaftspolitisches Engagement in schwierigen Kontexten, in denen die diplomatischen Beziehungen aufgrund politischer Entwicklungen angespannt sind, eine Brücke für einen anhaltenden bi­- oder multilateralen Austausch bilden kann. Jedoch kann in manchen Fällen eine informierte wie gleichermaßen besonnene Neujustierung wissenschaftlicher Kooperationen und fachlichen Austauschs erforderlich werden.

Dazu müssen angesichts von Unsicherheit und Unvorhersagbarkeit manchmal auch kühne politische Entscheidungen gefällt werden. Es ist nicht zu erwarten, dass mit diesen Entscheidungen immer nur Vorteile einhergehen; gemeinsames Handeln bedeutet auch, dass Kosten anfallen, die zu teilen, und Risiken, die gemeinsam zu tragen sind.

Leitfragen:

  • Bestehen Sanktionen gegenüber dem Partnerland? Und haben ge­ gebenenfalls bestehende Sanktio­ nen konkrete Auswirkungen auf den Wissenschaftsbereich?
  • Sind einzelne Universitäten oder Ins­ titutionen über Sanktionsbeschlüsse von Kooperationen ausgeschlossen?

  • Beziehen sich die Sanktionsbe­schlüsse auf institutionelle Förderun­gen oder haben sie Auswirkungen auf den individuellen Austausch?

  • Können Sie Gefahr laufen, arglos für politische, ideologische oder stra­tegische Ziele instrumentalisiert zu werden?

  • Sind Sie sich über das eventuelle Missbrauchspotenzial ihrer eigenen Forschung bewusst? (siehe BAFA Handbuch zur Exportkontrolle)

  • Haben Sie im Rahmen der Wissen­schaftsfreiheit eigenverantwortlich geprüft, ob für die Ausfuhr von Wa­ren (zum Beispiel Laborequipment, Testausrüstung), von verkörperter Technologie (in E­Mails, auf Daten­ trägern, in Clouds etc.), oder auch für die unverkörperte („intangible“) Weitergabe von Wissen in Ihrem Projekt oder Ihrer Kooperation eine behördliche Genehmigung erforderlich ist? (siehe BAFA Handbuch zur Exportkontrolle)

Weitere Informationsquellen:

  • Bundesamt für Wirtschafts und Ausfuhrkontrolle (BAFA)

Eine Übersicht über länderbezogene Embargos sowie Informationen zu Embargo­vorschriften, zu den Anhängen der EG­Dual­Use­Verordnung, die Liste für Waffen, Munition und Rüstungsmaterial, die Liste national erfasster Güter, die aktuellsten nationalen Sanktionslisten sowie Ausfuhrlisten finden sich auf der Webseite des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).

  • EU Sanctions Map

Darüber hinaus ist die „EU-Sanctions-Map“ zu empfehlen, die einen guten Überblick bietet und Informationen zu Sanktionen in Form einer digitalen Weltkarte visuell ansprechend aufbereitet.

  • Bundesverfassungsschutz

Der Bundesverfassungsschutz stellt Informationen zu Spionage und Proliferationsabwehr ebenso wie zu Geheimsabotage und Wissenschaftsschutz zur Verfügung, die auch im Bereich der Wissenschaftskooperationen hilfreiche Orientierung bieten.

  • Stockholm International Peace Research Institute

Als wissenschaftliche Referenzquelle stehen die Informationen und Daten des Stockholm International Peace Research Institute zur Verfügung. Die Datenbanken des Instituts stellen umfassende Informationen bereit zu „Dual Use“ und weltweiten Waffentransfers wie auch zur Waffenindustrie, zum finanziellen Wert des globalen Waffenhandels und zu Militärausgaben. Ferner liefert das Forschungsinstitut Auskünfte zu Waffenembargos und verfasst nationale Berichte zu Waffenexporten.

  • Deutsche Forschungsgemeinschaft und Leopoldina

Für den Wissenschaftskontext besonders relevant ist der gemeinsame Ausschuss zum Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung. Dieser Ausschuss ist ein von DFG und Leopoldina eingerichtetes Gremium, das „das Bewusstsein für
die doppelte Verwendbarkeit („Dual Use“) von Forschungsergebnissen, den verantwortungsvollen Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung und die diesbezügliche Selbstregulierung der Wissenschaften nachhaltig stärken soll".

Auch der rechtsstaatliche und gesellschaftspolitische Rahmen, in den die internationale Wissenschaftskooperation eingebettet ist, sollte in einer umfassenden Potenzial­ wie Risikoabwägung berücksichtigt werden. Hierbei sind auch Aspekte im Zusammenhang mit übergreifenden Konflikt­ und Krisenlagen mit einzubeziehen (siehe Kriterium 1), die an dieser Stelle detaillierter betrachtet werden sollen. Folgende Subkriterien fächern den rechtsstaatlichen und gesellschaftspolitischen Bezugsrahmen auf:

A: Governance/Fragilität

B: Rahmenbedingungen des Bildungssystems

C: Rechtssicherheit und Meinungsfreiheit

D: Soziokulturelle Besonderheiten

 

A: Governance/Fragilität

Hier sind mögliche Konfliktlagen beispielsweise Korruption, Nepotismus, eingeschränkte Autonomie von Behörden und/oder Institutionen in Betracht zu ziehen. 

Leitfragen:

  • Wie gestalten sich in der Gesell­schaft Ihrer Partnerinstitution Hier­archien und Entscheidungswege? Welche Bedeutung haben persön­liche Beziehungen?
  • Wie ist die (Finanz­)Verwaltung im jeweiligen Partnerland organisiert?
  • Was ist in Bezug auf Diversität zu be­achten? Bestehen Strukturen ethni­scher, genderspezifischer, religiöser Diskriminierung oder eine affirma­tive Politik, die bestimmte Gruppen bevorzugt oder ausgewählte Min­derheiten marginalisiert?

Weitere Informationsquellen: 

  • OECD Library

Ein Referenzindex der OECD für den rechtsstaatlichen und gesellschaftspolitischen Rahmen und die genannten ausdifferenzierten Subkriterien ist der „States of Fragility Report“. Entlang der fünf Dimensionen Wirtschaft, Umwelt, Politik, Sicherheit und Gesellschaft werden hierin jeweils acht bis zwölf Indikatoren analysiert und trianguliert. 

  • Bertelsmann Stiftung

Die Bertelsmann Stiftung stellt über den „BTI Transformation Index“ drei Subindizes bereit: den „Index Politische Transformation“, den „Index Wirtschaftliche Transformation“ sowie den „Governance­ Index“. Alle drei Dimensionen lassen sich im globalen Vergleich auf der Basis ausgewählter Indikatoren in Form einer Weltkartenvisualisierung aufrufen. Darüber hinaus gibt es umfassende „Country­Reports“ zu den jeweiligen Ländern, die sich nach den genannten Indikatoren ausdifferenziert zusammenstellen lassen. 

  • Transparency International 'Global Corruption Index'

Als Referenzquelle für Korruptionsindizes ist die Organisation Transparency International anzuführen. Für den Bereich Bildung wird über Transparency International der „Global Corruption Report: Education“ veröffentlicht, der sich im dritten Teil explizit mit der Transparenz und Integrität im tertiären Bildungsbereich befasst. Ferner weist auch der „Global Corruption Index“ des Schweizer Unternehmens Global Risk Profile (GRP) für 199 Länder und Gebiete einen Korruptionsindex aus, der sich aus 28 Indikatoren zusammensetzt.

 

B: Rahmenbedingungen des Bildungssystems

Insbesondere unter Berücksichtigung der Dimensionen Politik, Wirtschaft und Bevölkerung. 

Leitfragen:

  • Wie identifiziere ich frühzeitig die maßgeblichen Stakeholder und Ent­scheidungsträger in den Ministerien, den Behörden sowie auf den unter­schiedlichen Ebenen der jeweiligen Partnerinstitution (Leitung, Fach­bereich, Verwaltung)?

Weitere Informationsquellen: 

  • Stiftung Wissenschaft und Politik und GIGA

Über die oben genannten Bezugsquellen hinausgehend, können noch breiter angelegte Länderprofile, Konflikt­ und Politikanalysen als hilfreiche Referenzquellen empfohlen werden. Hier sind vorrangig die Studien der Stiftung Wissenschaft und Politik und des größten außeruniversitären Informationszentrums für vergleichende Regionalstudien, dem German Institute for Global and Area Studies (GIGA), zu nennen.

  • Andere Stiftungen

Auch liefern die bundesweiten politischen Stiftungen und deren Auslandsvertretungsbüros politische Analysen und Schlaglichtberichte zu aktuellen politischen Themen: die Friedrich- Ebert-Stiftung; die Konrad-Adenauer-Stiftung; die Hanns-Seidel-Stiftung; die Friedrich-Naumann-Stiftung; die Heinrich- Böll-Stiftung und die Rosa-Luxemburg- Stiftung.

 

C: Rechtssicherheit und Meinungsfreiheit

In einem fremden Umfeld sollten die rechtlichen Bedingungen vor Ort bekannt sein und beachtet werden. Hierfür bieten sich in der Auslandsvorbereitung Fortbildungen zu soziokulturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen vor Ort oder interkulturelle Trainings an. Der DAAD bietet über die Internationale DAAD­Akademie  Seminare sowohl zu Bildungssystemen als auch zum interkulturellen Lernen für wichtige Länder und Regionen an. Darüber hinaus baut das DAAD­ Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen  Informations­ und Beratungsangebote im Themenfeld „rechtliche Rahmenbedingungen“ auf. Auch die Akademie für Internationale Zusammenarbeit der GIZ bietet Auslandsvorbereitungskurse an, in denen Personen länder­ und auch themenspezifisch umfassend auf soziokulturelle Bedingungen im jeweiligen Zielland vorbereitet werden. Ferner können Assistance­ Dienstleister in der Ausreisevorbereitung in Form von Ausreiseseminaren oder Auslandsunterweisungen unterstützen.

Leitfragen:

  • Ist ein besonderer Rechtsrahmen des Partnerlandes mit zu berück­sichtigen?
  • Sind Gerichte weitgehend unabhängig?
  • Gibt es gesetzliche Regelungen oder Rechtsverordnungen zu Religions­schutz, Meinungsfreiheit, Zensur, zur Regulierung von Datentransfer, Daten­ speicherung oder sozialer Medien?

Weitere Informationsquellen:

  • Freedom House

Freedom House ist eine internationale Nichtregierungsorganisation, die sich für die Verteidigung der Menschenrechte und die Förderung des demokratischen Wandels einsetzt. Die Schwerpunkte liegen bei den Indizes auf politischen Rechten sowie bürgerlichen Freiheiten. Anhand von derzeit 13 Schwerpunkten, darunter „Autoritäre Strukturen“, „Freiheit der Medien“, „Rechenschaft und Verantwortung von Regierungen und Behörden“, „Rechte der Zivil-gesellschaft“ und „Meinungsfreiheit“, werden Analysen vorgelegt und Informationen in den „Freedom House Index“ eingespeist. Über eine Weltkartenfunktion lässt sich ein Vergleich zum Stand der Demokratie sowie zur Freiheit der Internetnutzung aufrufen.

  • Global Public Policy Institute

Im Oktober 2020 ist die von der Stiftung Mercator in Auftrag gegebene Studie „Risky Business. Rethinking Research Cooperation and Exchange with Non-Democracies. Strategies for Foundati- ons, Universities, Civil Society Organizations, and Think Tanks auf der Website des Global Public Policy Institutes (GPPi) veröffentlicht worden. Als grundlegende Werte in Kooperationen werden in dieser Studie Menschenrechte, Wissenschafts- freiheit, Forschungsintegrität und Diversität defi- niert, die als Basis zur Klärung der eigenen Ziele in Kooperationen beschrieben werden.

 

D: Soziokulturelle Besonderheiten

Die politischen, rechtlichen und kulturellen Gegebenheiten in den verschiedenen Partnerländern zu begreifen und interkulturell sensibel in Handlungswissen zu überführen, stellt eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung von Kooperationsvorhaben dar. Kenntnisse über die Art der Projektplanung oder die Form der Verhandlungsführung auf Partnerseite können helfen, Differenzen oder unterschiedliche Erwartungshaltungen frühzeitig zu adressieren und zu überwinden. Dabei spielen der regionale [, der politische], der kulturelle wie auch der administrative Kontext ebenso wie unterschiedliche Vorgaben, Interessen und Restriktionen der beteiligten Akteure eine zentrale Rolle. [...] Die Beschäftigung mit dem sozialen und kulturellen Kontext der Kooperationspartner sollte fester Bestandteil der Vorbereitungen auf das gemeinsame Projekt sein.

Leitfragen:

  • Haben Sie sich vorab zu interkultu­rellen Fragen informiert? Haben Sie beispielsweise geprüft, ob in der Gastkultur das persönliche Gespräch vor der Sachklärung kommt oder wie Zustimmung, Zweifel und Ableh­nung höflich ausgedrückt werden?
  • Welche Erwartungen, Hoffnungen und Befürchtungen haben beide Seiten, gegebenenfalls auch jenseits der akademischen Ebene, bezüglich der Zusammenarbeit?

  • Haben Sie Zeit für „informelles“ Kennenlernen eingeplant?

 

Die Bewertung der Potenziale eines Wissen- schaftssystems und der sich daraus ergebenden Chancen für Kooperationen lässt sich nicht anhand eines abgeschlossenen Kategoriensystems vornehmen, dafür sind die Systeme zu vielfältig und zu komplex. Eine entsprechende Einschätzung kann daher immer nur ausschnitts- weise unter Berücksichtigung der individuellen Schwerpunktsetzungen und institutionellen Interessenlagen erfolgen. Ausgewählte Sub­kriterien, die es ermöglichen, die Chancen von Kooperationen in den Blick zu nehmen, sind:

A: Leistungsfähigkeit und Rahmenbedingungen

B: Internationalisierungsgrad und internationale Positionierung

C: Passgenauigkeit der Bildungs- und Forschungsschwerpunkte zum deutschen Wissenschaftssystem

D: Qualitätssicherung und Anerkennung von Abschlüssen

E: Stellenwert von Fremdsprachen und interkulturelle Kompetenz

F: Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsverantwortung

G: Autonomie der wissenschaftlichen Einrichtungen und Finanzierungssysteme an Hochschulen

H: Ethische Leitlinien 

I: Wirtschafts- und Wissenschaftsspionage, sowie Zivil-militärische Verbindungen im Hochschulsektor, mit Fokus auf 'Dual Use'. 

 

A: Leistungsfähigkeit und Rahmenbedingung

Gründe für eine Zusammenarbeit

Motivation und Gründe, die für eine Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern sprechen, beziehen sich zunächst auf das Fachliche: wissenschaftliche Expertise, gemeinsame Forschungsinteressen, vergleichbare Standards sowie kompatible Lehr­- und Forschungskulturen. Aber auch komplementäre Forschungsfelder, spezifische naturräumliche oder demografische Konstellationen können den Ausschlag für wissenschaftliche Kooperationsbeziehungen geben. Zunächst empfiehlt es sich daher bei der Bewertung der Chancen und Potenziale die (A) Leistungsfähigkeit des jeweiligen Wissenschaftssystems zu betrachten und (B) die Kontextfaktoren näher zu analysieren, die das Umfeld der potenziellen Kooperationspartner prägen.

Dazu können zum Beispiel Aspekte wie Sicherheit und Nachhaltigkeit der Beschäftigungsverhältnisse sowie Entlohnungsstrukturen auf Part-nerseite gehören. Wenn eine starke Fluktuation und häufiger Personalwechsel auf relevanten Funktions­- und Arbeitsebenen der Hochschule vorliegen, sollten sich Partner von Beginn an auf solche erfolgskritischen Rahmenbedingungen einstellen und gegebenenfalls in der Lage sein, flexibel zu reagieren und innovative Lösungen zu finden. Auch die Betreuungsrelation an den jeweiligen Hochschulen ist ein wichtiger Parameter, der Auskunft gibt zu „Workload“, Qualität der Lehre und Ressourcen, die für Forschung eingesetzt werden können.

Rechtliche Rahmenbedingungen und Visa

Die rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere Verfahren zur Erteilung von Forschungsgenehmigungen und Visa, sollten im Vorfeld bekannt sein und beachtet werden. Dies beinhaltet beispielsweise die Frage welche Melde­ und Dokumentationspflichten mit einem bestimmten Visumstyp einhergehen. Studierende, Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Promovierende wie auch Hochschullehrerinnen und ­lehrer sollten bei der Planung von Auslandsaufenthalten sensibilisiert sein, dass sie je nach Charakter der Reise (Studienaufenthalt, Teil- nahme an Konferenz, Kooperationsanbahnung, Feldforschung etc.) eigenverantwortlich sowie in Absprache mit den Partnern prüfen, welche Visumskategorie des Ziellandes die geplanten Aktivitäten vollumfänglich abdeckt. Insbesondere bei Forschungsvisa und Studienvisa außerhalb etablierter Partnerschaftsprogramme kann der Beantragungs­ und Bearbeitungsprozess viel Zeit in Anspruch nehmen. Das kann insbesondere bei befristeten Promotions­, Projekt­ oder Forschungsstellen ein wichtiger Faktor sein. Daher sollte darauf geachtet werden, die Auswahl und Beantragung des zutreffenden Visums frühzeitig in die Wege zu leiten.

Netzwerk im Partnerland

Die frühe Einbindung der Partnerinstitution und die Konsultation eines Netzwerks an Vertrauenspersonen vor Ort ist dabei zentral. Die jeweilige Gastinstitution kann für diese administrativen Prozesse beratend zur Seite stehen und an zentrale Stellen im jeweiligen Land verweisen, die verbindlich zu Visumsangelegenheiten und Beantragungsformalien Auskunft geben können. In vielen Fällen ist gerade bei der Beantragung von Forschungsvisa und ­genehmigungen neben der Vorlage umfassender Formulare und eines Exposés mit detailliertem thematischen und kalendarischen Forschungsplan, die genaue Angabe von Partnern und Partnerinstitutionen vor Ort Voraussetzung für die Beantragung eines Visums. In manchen Kontexten bürgt die nationale Partnerinstitution für die Einhaltung der Bedingungen von Visum und Forschungsgenehmigung. Daher ist es auch für die Partnereinrichtung wichtig, sich rechtzeitig und umfassend kundig zu machen. Vielfach kommt es auch zu einer persönlichen Vorsprache und Vorstellung des Studien­ oder Forschungsvorhabens bei Institutionen des Kultus­ oder Bildungsministeriums, Immigrationsbehörden, Clearingstellen oder bei einem gemeinsamen Gremium dieser Instanzen.

Meldepflicht nach der Ankunft

Mit dem Erhalt eines Visums können auch nach Ankunft oder je nach Forschungsplan mit Ortswechseln und/oder Feldforschungsphasen im Zielland Meldepflichten bei unterschiedlichen Behörden vor Ort einhergehen (beispielsweise Immigrationsbehörde, Bildungs­ und/oder For- schungsministerium, Stadtverwaltung, örtliche Polizeiwache).

Ausfuhr von Daten

Die Ausfuhr oder Verwertung von Proben und Materialien oder auch sozialwissenschaftlicher Daten ist in vielen Ländern reglementiert. Hierzu sollten insbesondere die Zoll­ beziehungsweise Ein­- und Ausfuhrbestimmungen des jeweiligen Partnerlandes konsultiert werden. In manchen Ländern müssen Proben und Materialien sowie Daten aussozialwissenschaftlichen Erhebungen auch in Forschungskooperationen im Land verbleiben und in Laboren oder Institutionen vor Ort ausgewertet werden. Das sollte im Vorfeld einer Kooperationsanbahnung erörtert sowie im weiteren Verlauf in Kooperationsvereinbarungen und Projektpläne aufgenommen werden.

Leitfragen:

  • Sind mir Basisinformationen zu Leis­tungsfähigkeit und wissenschafts­politischen Rahmenbedingungen des Kooperationslandes bekannt?
  • Gibt es nationale Exzellenzinitiativen?
  • Besteht ein Rechtsrahmen zur Reglementierung von Ausfuhr, Verbleib, Verwertung von Proben, Daten oder gemeinsamer Entwick­ lungen und/oder Vorgaben zu ge­ meinsamen Veröffentlichungen von Forschungsergebnissen?
  • Ist der Beantragungsprozess und Gültigkeitsbereich unterschiedli­cher Visumstypen und/oder natio­naler Forschungsgenehmigungen hinreichend bekannt?

Weitere Informationsquellen: 

  • DAAD Bildungssystemanalysen

Eine systematische Darstellung des jeweiligen Hochschul­ und Bildungssystems liefern die Bildungssystemanalysen des DAAD. Sie stellen umfangreiche Analysen von Hochschulsystemen bereit und bieten Informationen unter anderem zu Hochschultypen und zum Studiensystem, zu Hochschulzugang und ­abschlüssen, zur Internationalisierung und Bildungskooperation und zum Stand der deutschen Sprache. Über die DAAD-Bildungssystemanalyse individuell lassen sich anhand ausgewählter Themen oder ausgewählter Länder Vergleiche unterschiedlicher Bildungssysteme individuell zusammenstellen. 

  • GATE Germany

Weitere umfassende Informationen über ausgewählte Hochschulsysteme sowie detaillierte Länderprofile stehen über das Konsortium  GATE­ Germany zur Verfügung. Ebenfalls gefördert vom BMBF werden über die DAAD- Kampagne studieren weltweit – ERLEBE ES! Länderinformationen bereitgestellt, die auf die Bedarfe der studentischen Zielgruppe zugeschnitten sind.

  • Internationales Büro und Kooperation international

Auch die Angebote des Internationalen Büros des DLR Projektträgers sowie die Informationsplattform Kooperation international dienen als einschlägige Informationsquellen für die genannten Subkriterien mit Schwerpunktsetzung auf der internationalen Forschungskooperation.

 

B: Internationalisierungsgrad und internationale Positionierung

Neben den fachlichen Schwerpunkten der Partnereinrichtung und der vorhandenen universitären Infrastruktur und Ausstattung sollten der Grad der Internationalisierung, das internationale Renommee ebenso wie bestehende Netzwerke bei der Anbahnung von internationalen Kooperationen analysiert werden. 

Von besonderem Interesse sind Förderprogramme und Ausschreibungen in Partnerländern, die gegebenenfalls genutzt werden können, um Ko-­ oder Anschlussfinanzierungen zu erhalten und so eine bestehende Partnerschaft zu optimieren oder auszubauen.

Eine erste Orientierung über die internationale Leistungsfähigkeit eines Hochschulsystems geben Rankings. Auch wenn diese aufgrund von eingeschränkten Perspektiven und nicht immer nachvollziehbaren Methoden kritisierbar sind, bleibt doch der Tatbestand bestehen, dass sie die einzigen vorhandenen Ressourcen sind, welche eine vergleichende Bewertung von Hochschulen aus aller Welt darstellen. Als erster Anhaltspunkt sind Rankings durchaus geeignet; zugleich lohnt ein Blick auf das Gesamtportfolio internationaler Kooperationen in dem Land.

Detaillierte Informationen zu Stärken und Schwächen der jeweiligen Rankings enthält die DAAD­ Publikation „Internationale Hochschulrankings. Hintergründe, Methodik und die Platzierungen der deutschen Hochschulen“.

Leitfragen:

  • Besteht auf nationaler, regionaler oder lokaler Ebene eine Internatio­nalisierungsstrategie für den Hoch­schul-­ oder Forschungssektor?

  • Wie schneidet das Land in inter­nationalen Rankings ab? Welches sind die besonders hoch gerankten Institutionen?

  • In welchem Ausmaß und mit wel­chem Schwerpunkt unterstützt die Politik auf nationaler oder regiona­ler Ebene die Internationalisierung von Wissenschaft und Forschung?

Weitere Informationsquellen:

  • HSI-Monitor

Der „HSI-Monitor“ unterstützt als Informations­ und Monitoringwerkzeug die Hochschulen bei der Planung und Implementierung von Internationalisierungsstrategien. Über den „HSI­ Monitor“ lassen sich beispielsweise auch Informationen zu Internationalen Hochschulkooperationen beziehen. 

 

C: Passgenauigkeit der Bildungs- und Forschungsschwerpunkte zum deutschen Wissenschaftssystem

Im Zentrum steht die Frage nach dem fachlichen Gewinn, den die Kooperation mit einer Partnerinstitution in einem gegebenen Hochschulsystem erwarten lässt. Hierbei kann es sich als Vorteil erweisen, wenn im Partnerland ähnliche Strukturen und Schwerpunkte vorherrschen wie in Deutschland, denn dies erleichtert die Zusammenarbeit und vermeidet Reibungsverluste oder Missverständnisse. Zugleich kann es jedoch von großem Interesse sein, in einem Land aktiv zu werden, in dem Rahmenbedingungen und/oder fachliche Schwerpunkte und Forschungsstrukturen stark vom eigenen System abweichen. Hieraus entsteht im besten Fall eine Komplementarität, die es ermöglicht, die eigenen Forschungsoptionen und ­erkenntnisse zu erweitern.

Ein zentraler Aspekt der strukturellen Passung beziehungsweise Komplementarität des jeweiligen Systems sind die Verwaltungs­ und Bürokratiestrukturen, die das wissenschaftliche Arbeiten und Handeln der Hochschulakteure prägen. Eine Befassung mit der Hochschul­-Governance, den Verwaltungsstrukturen sowie den zugrunde liegenden soziokulturellen Hierarchiekonzepten kann dazu beitragen, die spezifischen Rahmenbedingungen der Partnerhochschule besser zu verstehen. Hierbei geht es um sehr konkrete Abläufe und Verfahren. So können sich beispielsweise aus unterschiedlichen Buchhaltungsverfahren oder Abrechnungsstrukturen Herausforderungen im Bereich der Finanztransaktionen ergeben. Hier kommen teils große Mengen an Bargeld zum Einsatz, was wiederum nahe liegende Risiken für die im Projekt eingesetzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit sich bringt. Auch für solche Hürden sollten Lösungen im Vorfeld einer Kooperation angedacht werden.

Leitfragen:

  • Gibt es von der Wissenschaftspoli­tik definierte Schwerpunktberei­che? Werden diese durch konkrete Programme unterstützt?
  • Gibt es eine aktive Innovations­förderpolitik unter Einschluss von Hochschulen?
  • Gibt es eine besondere Förderpoli­tik für Angewandte Wissenschaften?
  • Gibt es etablierte Mechanismen zum Transfer von Forschungs­ergebnissen in die Anwendung?
  • In welchen thematischen Forschungs­feldern besteht ein besonderes Inter­esse an einer Kooperation mit deut­schen Wissenschaftseinrichtungen?
  • Welche Forschungsstrukturen stellen einen besonderen Mehrwert für die Kooperation dar?

Weitere Informationsquellen:

  • Global Innovation Index der World Intellectual Property Organisation

Die WIPO veröffentlicht jährlich den „Global Innovation Index“, eine ausgewiesene Referenzquelle zur Messung der Innovationsleistung und des Innovationsfortschritts einer Volkswirtschaft auf der Basis von achtzig Indikatoren. Dieser Index liefert eine Informationsbasis für strategische Positionierung wie auch Priorisierung besonderer Kooperationssektoren. Über die Länderanalysefunktion lassen sich beispielsweise wirtschaftliche Länderprofile separat oder auch in Form Indikatoren gestützter Rankings im Ländervergleich aufrufen. 

 

D: Qualitätssicherung und Anerkennung von Abschlüssen

Auch im Bereich der Anerken- nung von Abschlüssen hat die flächendeckende Umstellung auf das zweistufige Studiensystem
zu großer Konvergenz geführt. Die Vergleichbarkeit und Lesbarkeit von Hochschulsystemen weltweit ist heute in erheblich größerem Umfang gegeben als noch vor 20 Jahren. Trotz dieses Annäherungsprozesses, der in vielen Ländern die Etablierung vergleichbarer Qualitätssicherungsstandards und ­verfahren zur Folge hatte, bestehen bis heute erhebliche Unterschiede, wenn es um den Umgang mit Regelprozessen und die jeweilige landesspezifische Auslegung geht. In der Beschäftigung mit diesem Themenkomplex ist es daher erforderlich, sich nicht ausschließlich an der Oberfläche der Verfahren und Terminologien zu bewegen, sondern die dahinterliegende Praxis und den dazugehörigen kulturellen Kontext kennen­ und verstehen zu lernen.

Hierfür ist es überaus hilfreich, den Austausch nicht nur mit unmittelbaren Ansprechpartnern, wie zum Beispiel den für das Kooperationsprojekt zuständigen Hochschullehrerinnen und Hochschullehrern, zu suchen, sondern sich mit den Verästelungen der jeweiligen nationalen und lokalen Strukturen vertraut zu machen. Auch in anderen Ländern verhält es sich so, dass unterschiedliche Stakeholder eine jeweils sehr unterschiedliche Sicht auf die anzuwendenden Verfahren und ihre Verbindlichkeit haben. Je tiefer der Einblick ist, der im Rahmen der Zusammenarbeit gewonnen wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es nicht zu Enttäuschungen kommt und gegebenenfalls auftretende Krisen und Probleme in gutem Einvernehmen gelöst werden können.

Leitfragen:

  • Gibt es verbindliche Akkreditie­rungs­ und Qualitätssicherungs­ vorgaben?
  • Welche Einrichtung ist/welche Ein­richtungen sind für die Akkreditie­rung von Hochschulen und wissen­schaftlichen Abschlüssen zuständig?
  • Wer ist für die Freigabe von Änderungen in Studiencurricula zuständig?
  • Welche Risiken können sich aus den nationalen Vorgaben für die Zusammenarbeit ergeben?

 

E: Stellenwert von Fremdsprachen und interkulturelle Kompetenz

Auch wenn Englisch die lingua franca der internationalen Wissenschaft ist: Verhandlungssichere Kenntnisse der Sprache des Gastlandes sind ein unschätzbares Plus für den Aufbau einer Kooperation. Dies kann naturgemäß nicht flächendeckend vorausgesetzt werden. Dennoch empfiehlt es sich, ein gewisses Interesse an Sprache und Kultur im Partnerland zu zeigen. Selbst rudimentäre Sprachkenntnisse können als Eisbrecher fungieren und wahre Wunder wirken. 

Interkulturelle Sensibilität ist eine wichtige Voraussetzung für den Aufbau erfolgreicher Kooperationen mit internationalen Partnern. Diese ist umso stärker gefordert, je weniger Einblicke und Vorwissen zu der jeweiligen Kultur vorhanden sind. Gerade in dieser Konstellation ist es wichtig, sich nicht voll und ganz auf die Sachebene zu verlassen, sondern Zeit und Mühe in den Aufbau persönlicher Beziehungen zu investieren. In vielen Ländern (inklusive der Volksrepublik China) basieren Kooperationen und entsprechende vertragliche Vereinbarungen auf personalisierten Vertrauensverhältnissen. Diese bedürfen eines sorgfältigen und langfristigen Aufbaus und einer intensiven Kontaktpflege. 

Die Planungssicherheit und ein gegebenenfalls unterschiedliches Verständnis von Zeit­ und Ressourcenallokation sind weitere Aspekte, die in der Anbahnungsphase von Kooperationen beachtet werden sollten. Mangelnde Planungssicherheit beinhaltet auch eine Ergebnisoffenheit für Entwicklungen, aus denen sich kreative Ideen und Innovationen generieren lassen.

Leitfragen:

  • Welche Sprache ist die lingua franca Ihres Kooperationsprojektes?
  • Werden durch die gewählte und genutzte Sprache Partner bevor­ oder benachteiligt?

 

F: Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsverantwortung

Im Kontext von Wissenschaftsfreiheit und Wissenschaftsverantwortung stellen auch eventuell bestehende Zensurstrukturen oder systemischer Druck, der zu Selbstzensur führen kann, kritische Reflexionspunkte dar. Dieser Rahmenbedingungen sollte man sich bewusst sein, um sowohl sich selbst als auch die Kooperationspartner nicht durch unsensibles Agieren einer möglichen Gefahr auszusetzen. Wenn man sich gegen die Verlängerung oder gegen die Aufnahme einer Kooperation entscheidet und dies im Rekurs auf die Wissenschaftsfreiheit oder in berechtigter Sorge um diffamierte oder verfolgte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern tut, dann könnte durch die Anwendung „roter Linien“ gerade denjenigen geschadet werden, die gegen ein restriktives und autoritäres System opponieren. Daher bietet sich das offene Gespräch mit Partnern zur gemeinsamen Entscheidungsfindung an.

Leitfragen:

  • Ist Wissenschaftsfreiheit rechtlich garantiert?
  • Bestehen an Wissenschaftsein­richtungen Zensurstrukturen oder systemischer Druck, der zu Selbst­zensur führen kann?

Weitere Informationsquellen:

  • Academic Freedom Index

Als eine zentrale Datenquelle für Information und Beratung zu kriteriengeleiteter Bewertung von Chancen, Potenzialen und Risiken von Wissenschaftssystemen und internationalen Hochschul­ und Forschungskooperationen unter dem Gesichtspunkt der Wissenschaftsfreiheit stellt der „Academic Freedom Index“ eine wichtige Ressource dar. Der Index umfasst insgesamt acht Indikatoren, die unter anderem die folgenden fünf Dimensionen von Wissenschaftsfreiheit umfassen: die Freiheit der Forschung und Lehre, die Freiheit des akademischen Austauschs und der Wissenschaftskommunikation, institutionelle Autonomie, Campus­Integrität sowie die Freiheit der akademischen und kulturellen Meinungsäußerung. Die Daten sind öffentlich verfügbar und können über das V-Dem Online-Tool analysiert und visualisiert werden.

  • Scholars at Risk Network

Differenzierte Fallstudien lassen sich ferner auf den Seiten des Scholars at Risk Networks finden. Hier ist insbesondere das „Academic Freedom Monitoring Project“ zu nennen, in dem Vorfälle identifiziert, bewertet und verfolgt werden, die Verstöße gegen die akademische Freiheit und/ oder die Menschenrechte von Mitgliedern von Hochschulgemeinschaften darstellen. Die registrierten Vorfälle fließen in den jährlichen „Free to Think Report“ ein. Ferner bietet das Scholars at Risk Network monatliche Newsletter sowie einen Online­Kurs zu „Dangerous Questions: Why Academic Freedom Matters“ an.

  • Freedom House Index

Im „Freedom House Index“ sind die Bereiche Wissenschaftsfreiheit, Meinungsfreiheit sowie Zensur relevant. Indikatoren werden anhand einer Skala von 0­ bis 4 bewertet. Für die verschiedenen Wissenschaftssysteme – derzeit werden 210 Länder erfasst – werden Lageberichte mit der Ausführung von Vorfällen, Meldungen und Fall- beispielen zur Erläuterung der Bewertung durch Freedom House aufgeführt.

  • Kampagne: 'Ohne Freiheit keine Wissenschaft'

Anlässlich des 70. Geburtstags des Grundgesetzes hat die Allianz der Wissenschaftsorganisationen im März 2019 die Kampagne „Freiheit ist unser System. Gemeinsam für die Wissen- schaft“ gestartet, zu deren Abschluss ein Memorandum verfasst wurde, das eine Selbstverpflichtung in Form von „Zehn Thesen zur Wissenschaftsfreiheit“ umfasst. Ziel des Memorandums ist es, die Freiheit der Wissenschaft hervorzuheben und sie für künftige Herausforderungen zu stärken.

 

G: Autonomie der wissenschaftlichen Einrichtungen und Finanzierungssysteme an Hochschulen

Ein kritischer Aspekt, welcher im Abwägungs­ und Beurteilungsprozess berücksichtigt werden sollte, betrifft den Grad der Autonomie der wissenschaftlichen Einrichtungen. Wie unabhängig können die einzelnen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf Fachbereichsebene agieren? Welche Anreiz­ und Beförderungsstrukturen liegen vor, welche Voraussetzungen für die Erlangung akademischer Grade müssen erfüllt sein? Wie transparent und frei erfolgt die Themenvergabe von Abschlussarbeiten oder Promotionen in den jeweiligen Hochschulen? Solche Überlegungen sollten jedoch nicht unabhängig vom nationalen und regionalen Kontext angestellt werden: Die jeweilige wissenschaftliche Sozialisation der Generation von Hochschulakteuren, mit denen man mittelbar oder unmittelbar zusammenarbeitet, sollte immer mit reflektiert und in das eigene Handeln einbezogen werden.

Ungeachtet internationaler Standards, auf die sich beide Partner in der Kooperation verpflichten sollten, empfiehlt es sich, den Universalitätsanspruch eines europäischen oder westlichen Wissenschaftsverständnisses und ­systems gerade auch unter postkolonialen Gesichtspunkten zu reflektieren. Wichtig ist auch, im Wissen um die kulturellen Prägungen und Wis- senschaftstraditionen eines Landes Fragen zu Wissenschaftsautonomie und Forschungsstandards frühzeitig zu thematisieren und etwaige Differenzen mit entsprechendem Gespür für die soziokulturellen Prägungen der Kooperationspartner transparent und explizit zu machen.

Leitfragen:

  • Haben Hochschulen und Wissen­ schaftseinrichtungen eigene Budgets?
  • Wer besetzt die Entscheidungs­ gremien? Gibt es Unterschiede zwischen formalen Bestimmungen und der gelebten Realität?
  • Über welche Sachverhalte können Wissenschaftlerinnen und Wissen­schaftler und Fachbereiche selb­ständig entscheiden? Wo brauchen sie die Zustimmung von zentralen Gremien, zentraler Verwaltung be­ ziehungsweise der Hochschullei­tung? Gibt es weitere Strukturen (zum Beispiel Parteiverantwort­liche), die Entscheidungen mit­ bestimmen?
  • Über welche Mittel finanziert sich die Partnerinstitution?

Weitere Informationsquellen: 

  • Den Haager Zentrum für Strategische Studien

Ferner stehen regionalspezifische Kooperationsleitfadenformate als Informationsquellen zur Verfügung. Exemplarisch für den regionalen Kontext China ist die „Checklist for Collaboration with Chinese Universities and Other Research Institutions“. Das Den Haager Zentrum für strategische Studien (HCSS) hat in enger Zusammenarbeit mit dem Leiden Asia Center (LAC) eine umfassende Studie erarbeitet, in der die Risiken und Herausforderungen der akademischen und forschenden Zusammenarbeit mit chinesischen Partnern dargestellt werden. Zu den Ergebnissen der gemeinsamen HCSS/LAC­Studie gehört die genannte Checkliste, die Hochschulen in der Zusammenarbeit mit chinesischen Universitä- ten und anderen Forschungseinrichtungen bei der Einschätzung der Risiken und potenziellen Einschränkungen unterstützen soll.

  • Hochschulrektorenkonferenz

Darüber hinaus kann auf die in Ergänzung der im April 2020 von der Hochschulrektorenkonferenz HRK verabschiedeten „Leitlinien und Standards in der internationalen Hochschulkooperation“ veröffentlichten „Leitfragen zur Hochschulkooperation mit der Volksrepublik China“ verwiesen werden. Als Hintergrund des Papiers werden die zunehmenden Herausforderungen für deutsche Hochschulen in Wissenschaftskooperationen mit chinesischen Partnern umrissen, insbesondere rechtliche Auflagen und organisatorische Hürden, staatliche Einflussnahme auf Inhalte und Abläufe an chinesischen Hochschulen, Einschränkung der Wissen- schaftsfreiheit sowie zunehmende Bestrebungen chinesischer Akteure, auf den internationalen wissenschaftlichen Diskurs und das hochschulische Geschehen im Ausland einzuwirken. 

 

H: Ethische Leitlinien 

Diese Aspekte werden dann konkret, wenn es um die Definition von Ethikrichtlinien für internationale Kooperationen oder auch um das Aufsetzen konkreter Kooperationsverträge geht. Wie können die Lebensrealität und die Wissenschaftstraditionen der Partner adäquat berücksichtigt werden und die gemeinsamen Rahmenbedingungen der Kooperation auf der Basis des eigenen Wertekanons und grundgesetzlicher Bestimmungen sinnvoll und ausgewogen definiert werden? In diesem Kontext ist es besonders wichtig, sich der eigenen Motivationslage bewusst zu sein. Der beschriebene Abwägungsprozess sollte aufrichtig erfolgen, und zwar losgelöst von eigenen Forschungs­ und Kooperationsinteressen. 

Darüber hinaus gibt es vor allem im medizinischen Bereich in vielen Ländern nationale oder hochschuleigene Ethikrichtlinien und Entscheidungsprozesse, die bei der Planung von Kooperationsvorhaben frühzeitig berücksichtigt werden sollten.

Leitfragen:

  • Wie können die gemeinsamen Rahmenbedingungen der Koopera­tion auf der Basis eines definierten Wertekanons und grundgesetzlicher Bestimmungen festgelegt werden?
  • Wie können die Lebensrealität und die Wissenschaftstraditionen der Partner adäquat berücksichtigt wer­den? Lässt sich zu Konfliktpunkten trotz unterschiedlicher Positionen ein gemeinsamer Nenner finden?
  • Gibt es Ethikkommissionen und definierte ethische Standards an wissenschaftlichen Einrichtungen? 

Weitere Informationsquellen: 

  • Deutsche Forschungsgemeinschaft und Leopoldina

Die „Empfehlungen der DFG und Leopoldina zum Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung im Kontext von Wissenschaftsfreiheit
und Wissenschaftsverantwortung“ informieren und sensibilisieren zu Güter mit doppeltem Verwendungszweck, Compliance, Gesetzliche Aufsichtspflicht, Rechtsrahmen, Forschungsfreiheit versus ethische Verantwortung des einzelnen Forschenden, Selbstregulierung der Wissenschaft sowie Informationspflicht. 

  • European Research Council

Das European Research Council hat einen Leitfaden zur Ethik­-Selbstbewertung veröffentlicht, „ETHICS SELF-ASSESSMENT: step by step“. Ziel dieses Assessments ist es, Leitlinien für eine Selbsteinschätzung und Reflexion von ethischen Fragestellungen zur Verfügung zu stellen sowie konkrete Maßnahmen zu benennen, um diese zu adressieren.

 

I: Wirtschafts- und Wissenschaftsspionage, sowie Zivil-militärische Verbindungen im Hochschulsektor, mit Fokus auf 'Dual Use'

Wirschafts- und Wissenschaftsspionage

In den letzten Jahren hat sich ein stärkeres Bewusstsein für mögliche Gefährdungen des Schutzes geistigen Eigentums und der redlichen Verwendung von Forschungsergebnissen entwickelt. Die illegitime Aneignung von Daten, Informationen und Forschungsergebnissen kann durch Spionagetätigkeiten oder auch durch Hackerangriffe an unzureichend geschützten Schnittstellen erfolgen.

Eine Sensibilisierung für den Schutz der eigenen Daten, für den Aufbau einer Verschlüsselungs­ und Sicherheitsinfrastruktur sind Konsequenzen aus angezeigten und strafrechtlich aufgearbeiteten Fällen. Bei Verdachtsfällen stehen den Hochschulen die Kontakt­ und Informationsangebote der zuständigen Behörden zur Verfügung, vorrangig das Bundeskriminalamt sowie die Landeskriminalämter und auch das Bundesamt für Verfassungsschutz, die auch bei der Besprechung geeigneter Präventionsmaßnahmen behilflich sein können. Die Initiative Wirtschaftsschutz ebenso wie das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik sensibilisieren für Maßnahmen, die sich ergreifen lassen zum Schutz von Daten, Forschungsergeb- nissen und Entwicklungen.

Eine belastbare Sicherheitsinfrastruktur im Physischen wie auch im Digitalen, ein klar reglementiertes und exklusives Zugangsmanagement sowie eine entsprechende Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellen in diesem Zusammenhang wichtige Präventionsmaßnahmen dar.

Gleichsam sollten sicherheitsstrukturelle Sensibilisierungs­ und Informationsmaßnahmen nicht den Nährboden für einen etwaigen Generalverdacht oder einer unterschwelligen Skepsis bereiten. Der Schutz des geistigen Eigentums aller beteiligten Partner vor illegalen Zugriffen und illegaler Verwendung Dritter, der anhand von Kooperationsvereinbarungen zur Verwendung der Ergebnisse gemeinsam definiert sein sollte, kann im Fokus der Sensibilisierungs­ und Schutzmaßnahmen stehen.

Dual Use

Dies lässt sich auch auf die Verwendung von Forschungsergebnissen für militärische Zwecke beziehen. Zivil­militärische Verbindungen im Universitätssektor eines Partnerlandes sind für hiesige Akteure nicht immer offensichtlich oder leicht zu ermitteln. Im Bereich „Dual Use“ sind durch Sanktionen, Nonproliferationsvorgaben und Ausfuhrkontrollen gesetzlich „rote Linien“ bestimmt.

In der umfassenden Grauzone zivil­militärischer Verbindungen ist eine selbständige wissen- schaftsverantwortliche Abwägung, eine Be- rücksichtigung von Kontextfaktoren und die Erörterung potenzieller Auswirkungen einer Verwendung von Daten, Produkten, Entwicklun- gen durch Dritte erforderlich. Hier liegt es an der jeweiligen Hochschule selbst, für sich zu bestim- men, bei welchem Grad und bei welcher Qualität der Verknüpfung des Universitätssektors mit mi- litärischen Einrichtungen und Forschungsberei- chen sie für sich „rote Linien“ ziehen möchte.

Leitfragen:

  • Sind die Projektbeteiligten in Bezug auf mögliche Risiken des versuch­ten Zugriffs auf Daten, Informatio­nen und Forschungsergebnisse sensibilisiert?
  • Wissen Sie an wen Sie sich in Ver­dachtsfällen wenden können?
  • Ist Ihnen die Struktur zivil­militäri­scher Verflechtungen im Partner­land bekannt? Haben Sie Informationen oder Anhaltspunkte, dass Hochschulen im Verantwortungsbereich der nationalen Streitkräfte oder des Verteidigungsministeriums beheimatet sind?

Weitere Informationsquellen: 

  • Bundeskriminalamt

Zum Thema Wissenschaftsspionage hat sich das Projekt „WISKOS“ mit konkreten Leitfäden beziehungsweise einer Sensibilisierung für Wissenschaftsspionage im Kontext von Hochschulen auseinandergesetzt. Das Projekt stellt Informationsmaterialien für Wissenschaftsorganisationen in Form von konkreten Handlungsleitfäden zur Verfügung, darunter zu Risiken für den deutschen Forschungsstandort und zum Umgang mit Wis- senschaftsspionage und Konkurrenzausspähung im Wissenschaftskontext. Auf der Webseite findet sich auch ein komprimiertes Faltblatt zu Wissenschaftsspionage.

  • Bundesamt für Verfassungsschutz

Im Zusammenhang mit Wissenschaftsspionage ist auf die Website des Bundesamts für Verfassungsschutz zu verweisen, auf der zum einen allgemeine Informationen zu Wissenschaftsspionage zugänglich gemacht werden, zum anderen solche mit dem Fokus Wissenschaft – Gefahren für Forschung und Lehre. Unter dem Fokus „Wissenschaft“ sind auch drei länderspezifische Informationsquellen zu möglichen Anwerbeversuchen bei Aufenthalten von Studierenden, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Forschenden in Iran, Russland und China aufgeführt.

  • Bundesinnenministerium

Eine weitere Referenzquelle liefert das Bundesinnenministerium mit der „Staatenliste des Sicherheitsüberprüfungsgesetzes“. Sie enthält Staaten, in denen besondere Sicherheitsrisiken für Personen bestehen, die mit einer sicherheitsempfindlichen Tätigkeit betraut werden sollen oder bereits betraut sind.

  • Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle

Zu Exportkontrolle und „Dual Use“­Fragen, zu den Anhängen der EG­Dual Use­Verordnung, der Liste für Waffen, Munition und Rüstungsmaterial, der Liste national erfasster Güter, den aktuellsten nationalen Sanktionslisten sowie Ausfuhrlisten kann das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle konsultiert werden. Außerdem wurde der Sonderthemenstrang „Exportkontrolle und Wissenschaft“ entwickelt. 

Ferner kann in Bezug auf „Dual Use“­Fragen die „EU compliance guidance  for research involving dual-use items“ konsultiert werden. Als weiterführende Lektüre unter Berücksichtigung regionalspezifischer Aspekte können die Studien sowie der „Unitracker“ des Australian Strategic Policy Institute wie auch des Mercator Institute for China Studies MERICS empfohlen werden.

 

Der Erfolg einer Kooperation hängt wesentlich davon ab, ob die beteiligten Partner die gleichen Ziele in der Kooperation verfolgen. Diese hängen mit von internen hochschulpolitischen Strategien und Ansätzen ab. Hochschulen könnten sich daher die Frage stellen, in wie weit der ausländische Partner oder der jeweilige Fachbereich institutionell und thematisch zur eigenen Hochschule passt beziehungsweise diese sinnvoll ergänzt.

Eine Kooperation kann von einzelnen Projekten über gemeinsam angebotene Studiengänge bis hin zu größeren Vorhaben wie transnationale Bildungsprojekte, Branch Campuses oder binationale Hochschulgründungen reichen. Mögliche Subkriterien zur Auswahl einer Partnerhochschule umfassen folgende Bereiche:

A: Reputation

B: Qualität in Forschung und Lehre

C: Internationalisierungsgrad

 

A: Reputation

Ein erster Zugang ist die Position einer Partnerhochschule in internationalen und gegebenenfalls nationalen Rankings. Hier ist es wichtig, sich Auswahlkriterien und deren Gewichtung präzise anzusehen; dadurch kann es zu sehr unterschiedlichen Positionierungen in verschiedenen Rankings kommen. Wichtig für die Reputation in der Fachwelt sind Fragen nach der Publikationsintensität und der Einwerbung von Forschungsmitteln.

Persönliche Gespräche mit Vertretern des DAAD im Außennetzwerk und in der Zentrale stellen eine gute Möglichkeit dar, sich über die Reputation einer ausländischen Hochschule weitergehend zu informieren. Des Weiteren unterstützt der DAAD Hochschulen durch regionale Peer to Peer­ Ver- anstaltungen des DAAD­ Kompetenzzentrums Internationale Wissenschaftskooperationen oder durch länderspezifische Angebote der Internationalen DAAD­Akademie dabei sich mit spezifischen Hochschulen vor Ort auszutauschen.

Über Hochschuldachverbände oder Förderinstitutionen in den jeweiligen Partnerländern lassen sich Informationen über die Hoch- schullandschaft und die Reputation einzelner Hochschulen und Forschungsinstitutionen des Gastlandes beziehen. In den DAAD-Bildungssystemanalysen sind Informationsquellen für das jeweilige Partnerland aufgeführt. Darunter wichtige internationale Bildungsanbieter und ihre Aktivitäten, zentrale Partnerorganisationen der deutschen Einrichtungen, potenzielle Partnerorganisationen, zuständige Mittler­ und Förder- organisationen, Hochschulverbände und Interessenvertretungen.

Kooperationen entstehen vielfach aus persönlichen fachlichen Kontakten. Zur Einschätzung individueller Forschungsprofile lassen sich Informationen aus Bibliometriedatenbanken beziehen. Hier sind beispielsweise die für einen umfangreichen Zugang kostenpflichtigen Daten-banken für Peer­Review­Literatur Web of ScienceScopus und Dimensions zu nennen. Eine weitere einschlägige Informationsquelle für individuelle sowie institutionelle Forschungsprofile ist die GEPRIS Datenbank der DFG.

Leitfragen:

  • Wo steht die Institution in internati­ onalen und gegebenenfalls in natio­nalen Rankings?
  • Gibt es Informationen zum Umfang von Publikationen in peer­-reviewed journals?
  • In welchem Umfang konnte die Partnerhochschule nationale und internationale Drittmittel für Forschung einwerben?

Weitere Informationsquellen: 

  • Reputationsrankings

Die beiden allgemein bekannten Rankings sind die „QS World University Rankings“ und das „Times Higher Education: World University Ranking“. In beiden Rankings gibt es inzwischen Differenzierungsmöglichkeiten, die unter anderem erlauben, auch regional- spezifische Rankings zu konsultieren und so zu einem Vergleich potenzieller Partner zu kommen. Zum Positionsvergleich bietet es sich an, darüber hinaus das „Academic Ranking of World Universities“ und das „U.S. News & World Report Best Global Universities Rankings“ zu konsultieren.

  • GATE Germany

Jedes der Rankings untersucht dabei unterschiedliche Kriterien und setzt eigene Schwerpunkte. GATE­Germany hat 2017 eine umfas- sende Studie zu Profilen und Einordnung von internationalen Hochschulrankings veröffentlicht: „GATE-Germany (2017): Internationale Hochschulrankings und ihre Bedeutung für das Hochschulmarketing“.

  • GEPRIS Datenbank der Deutschen Forschungsgemeinschaft

Die GEPRIS Datenbank ist eine Auflistung der DFG­-geförderten Projekte in der Grundlagenforschung seit Beginn der 2000er. Man kann sich über die Datenbank zu wissenschaftlichen Projekten sowie beteiligten Forscherinnen und Forschern informieren. Innerhalb der Datenbank lässt sich nach Projekten mit internationalen Bezügen zu bestimmten Ländern filtern. Ferner kann man entlang einer fachlichen Zuordnung nach Projekten suchen.

 

B: Qualität in Forschung und Lehre

Bei der Bewertung der Qualität in Forschung und Lehre stehen sowohl akademische als auch ethische Gesichtspunkte im Vordergrund. Diese umfassen zum Beispiel Inhalte und Aufbau des Studiums und des Curriculums, Freiheit in Forschung und Lehre, diskriminierungsfreier Zugang zum Studium und zur Ausübung von Lehre und Forschung, Informationssicherheit für Studierende, Forschende und Mitarbeiter der Hochschule und die Einbindung und Förderung von Alumni. Auch der Stand der Drittmitteleinwerbung sowie gegebenenfalls nationale Forschungsindices sind mögliche Anhaltspunkte. In vielen Ländern gibt es DAAD­ Büros; diese verfügen über Expertise, um Hochschulen bei der zielgenauen Suche nach geeigneten Partnerinstitutionen zu unterstützen.

Leitfragen:

  • Gibt es eine ausreichende Grund­finanzierung? Welche Bedeutung haben Drittmittel?
  • Wird die Freiheit von Forschung und Lehre von der Institution gewährleistet?
  • Haben benachteiligte Gruppen aus­ reichenden Zugang zur Einrichtung?
  • Welche wissenschaftlichen Themen stehen in der Partnerinstitution im Fokus? Besteht Forschungsexzel­lenz in bestimmten Fachbereichen?

Weitere Informationsquellen:

  • Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperation und DAAD Expertennetzwerk

Das DAAD­ Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen zusammen mit dem umfangreichen DAAD­Außennetzwerk unterstützt deutsche Hochschulen fortlaufend durch individuelle Beratungsgespräche dabei, neue Kooperationsländer zu identifizieren und Kooperationspartner vor Ort zu finden. Das Kompetenzzentrum bietet regelmäßig Peer ­to­ Peer­ Veranstaltungen für deutsche Hochschulen an. Das DAAD-Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen im DAAD baut zudem eine umfassende Datenbank auf, die Expertinnen und Experten zu unterschiedlichen Themenfeldern enthält. In passgenauer Beratung können Beurteilungen und Einschätzungen von DAAD­ Expertinnen und Experten im In­ und Ausland erfragt werden, die die jeweilige Hochschule im Ausland sowie das jeweilige Hochschulsystem kennen und beurteilen können.

  • DAAD Netzwerkkonferenz

Im Rhythmus von zwei Jahren organisiert der DAAD die Netzwerk­Konferenz „NEKO“. Ein Ziel der Konferenz ist es, passende Kooperationspartner an ausländischen Hochschulen und Forschungsinstitutionen zu identifizieren. In ausgewählten Zielregionen fragt der DAAD bei Interesse potenzielle Partner an und vermittelt im Nachgang der Konferenz ein erstes Anbahnungsgespräch.

  • Internationale DAAD Akademie

Die Internationale DAAD-Akademie bietet für Hochschulangehörige aus Lehre, Forschung, Verwaltung und Wissenschaftsmanagement eine breite Palette an Seminaren und Fortbildungen an. Mit circa 100 Kursen pro Jahr stellt die iDA europaweit das umfangreichste Angebot zu Internationalisierungsfragen bereit. Regelmäßig werden Regionalkompetenzseminare zu unter- schiedlichen Ländern und Regionen angeboten. Die Referentinnen und Referenten sind ausge- wiesene Expertinnen und Experten mit langjähriger Praxiserfahrung vor Ort, so dass hier ein Raum für persönliche Gespräche mit Einschät- zung auch zu Einzeleinrichtungen oder Hochschultypen in bestimmten Ländern besteht.

  • GATE Germany

Weitere umfassende Informationen über ausgewählte Hochschulsysteme sowie detaillierte Länderprofile stehen über das Konsortium GATE­ Germany zur Verfügung. 

 

C: Internationalisierungsgrad

Für Internationalisierung lassen sich insbesondere zwei Aspekte in die Betrachtung miteinbeziehen: Die Anzahl und Ausrichtung von Hochschulkooperationen der jeweiligen Partneruniversität sowie Programme zur Förderung der Mobilität von Studierenden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Die Zahl der internationalen Studierenden und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sind ebenfalls wesentliche Indikatoren, die dabei helfen, den Grad der Internationalisierung der jeweiligen Partnerinstitution einzuschätzen.

Besondere Aufmerksamkeit verdient die Internationalisierungsstrategie der prospektiven Partnerhochschule, sofern sie vorhanden ist. Aus dieser lässt sich ablesen, ob die Hochschule ihre internationalen Aktivitäten überwiegend oder ausschließlich als Instrument der Rekrutierung sieht oder ob sie ein vertieftes Verständnis von Internationalisierung als einem Veränderungsprozess der gesamten Hochschule hat. Auch zeigt sich darin, ob neben der Lehre auch die Forschung und die Verwaltungsstrukturen Gegenstand von Internationalisierungsmaßnahmen sind. 

Leitfragen:

  • Hat die ausländische Hochschule/ Forschungseinrichtung eine Interna­tionalisierungsstrategie erarbeitet?
  • Ist die Kooperation mit Deutsch­land, mit dem eigenen fachlichen Feld oder dem Hochschultyp ein Schwerpunkt der Internationalisierungsstrategie?
  • Wird die Strategie umgesetzt? Gibt es Anreize und Ressourcen für Internationalisierung?

Weitere Informationsquellen:

  • HRK Internationale Hochschulkooperation

Über bestehende Kooperationen der potenziellen Partnerhochschule mit deutschen Hochschulen gibt das Portal „HRK Internationale Hochschulkooperationen“ Auskunft. Als Teil ihres Serviceangebotes stellt die Hochschulrektorenkonferenz Informationen zu den internationalen Kooperationen deutscher Hochschulen bereit. Die Angaben werden von den einzelnen Hochschulen regelmäßig aktualisiert. Hier kann auch nach Kooperationen mit einzelnen Ländern gesucht und festgestellt werden, ob die Partnerhochschule bereits Kontakte mit anderen deutschen Hochschulen unterhält.

Internationale Kooperationen ordnen sich in zunehmendem Maße einer institutionellen Gesamtstrategie unter und sind Teil eines Profilbildungsprozesses, an dem verschiedene Hochschulakteure mitwirken: Hochschulleitung, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und Studierende ebenso wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Verwaltung und Querschnittseinrichtungen (zum Beispiel International Offices, Welcome Center, Graduiertenschulen, Kommunikation und Marketing etc.).

Vor die Entscheidung gestellt, welche fachlichen Kontakte genutzt und welche forschungsbezogenen Vorhaben in Form von Projektanträgen angebahnt beziehungsweise weiterverfolgt werden sollen, empfiehlt es sich bei der Kooperationsanbahnung, die folgenden Subkriterien im Sinne einer Chancen­ und Risikoabwägung zugrunde zu legen.

A: Passgenauigkeit, Komplementarität und Synergien in der Kooperation

B: Adaptivität und Offenheit

 

A: Passgenauigkeit, Komplementarität und Synergien in der Kooperation

In diesem Rahmen wären zunächst die Potenziale zu bewerten, die sich aus dem fachlichen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen im Ausland ergeben, damit auf beiden Seiten Nutzen für die Weiterentwicklung des jeweiligen Fachbereichs generiert werden kann. Hier können Maßnahmen in einer großen Bandbreite genutzt und in unterschiedlichem Maße kombiniert werden: seien es die individuelle Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, gemeinsame Publikationen, der Aufbau von gemeinsamen Studiengängen oder die Durchführung von Forschungsvorhaben in internationalen Netzwerken. Auch die gemeinsame Arbeit an der Verbesserung der strukturellen Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre stellt eine strategische Option dar, für die entsprechende Förderprogramme zur Stärkung des Hochschulmanagements zur Verfügung stehen.

Etablierte persönliche Kontakte sind Ausgangs­ und Kulminationspunkt für jegliche Form der institutionellen Zusammenarbeit, und die Qualität der individuellen Beziehungen zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ist sowohl in wissenschaftlicher wie in menschlicher Hinsicht Garant für eine fruchtbare und nachhaltige Kooperation.

Darüber hinaus wird empfohlen, dass Planung, Durchführung und Evaluierung von internationalen Kooperationen an Hochschulen in ein professionelles Kooperationsmanagement strategisch eingebettet sind. Dies beinhaltet Leitlinien für die Profilierung der Hochschule durch regionale und fachliche Schwerpunktsetzungen ebenso wie Rahmensetzungen der gemeinsamen Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern, die Werte wie gegenseitigen Respekt, Wissenschaftsfreiheit und Schutz geistigen Eigentums zugrunde legen und Orientierung für die Anbahnung und Ausgestaltung von Kooperationen bieten. Hierzu zählen auch Aspekte des Risiko­ und Sicherheitsmanagements im engeren Sinne, sei es im Zusammenhang mit sicherheitsrelevanten Fragestellungen in Forschungskooperationen (zum Beispiel „Dual Use“) oder allgemein die organisatorische Durchführung internationaler Projekte betreffend (zum Beispiel Sicherheit auf Dienstreisen, Cybersicherheit etc.).

Aus Sicht von Hochschulleitung wäre bei der Entwicklung und Implementierung von Institutionalisierungsstrategien gegebenenfalls zu prüfen, ob dynamische Entwicklungen in bestimmten Disziplinen oder aktuelle Geschehnisse im gesellschaftspolitischen Umfeld es in konkreten Fällen erforderlich machen könnten, flexibel und gegebenenfalls auch nicht konform zu strategischen Zielsetzungen zu agieren. Dies gilt vor allem dann, wenn Strategien in langen Zeithorizonten angelegt sind. Solche Freiräume zu gewähren beziehungsweise auch Raum für innovative Kooperationsvorhaben jenseits der institutionellen Profilbildungsbestrebungen zuzulassen, könnte daher Teil der strategischen Planung sein.

Leitfragen aus Sicht der WissenschaftlerInnen:

  • In wie weit können Projekte mit internationalen Partnern so konzi­piert werden, dass damit die eige­nen Lehr­ und Forschungsinteressen ebenso wie die strategischen Zielsetzungen im internationalen Profilbildungsprozess der eigenen Hochschule befördert werden?
  • Welche Partnerschaften mit aus­ländischen Hochschulen bestehen bereits und wie lassen sich diese für mein eigenes Kooperationsvorha­ben effektiv nutzen?
  • Wie stelle ich sicher, dass interna­tionale Projekte in die institutionel­le Hochschulstrategie beider Part­ner eingebettet sind und wie kann ich die Kooperationsbeziehungen nachhaltig ausgestalten?

Leitfragen aus Sicht der Hochschullteitung:

  • Welche Aushandlungsprozesse wer­den benötigt, um sicherzustellen, dass die strategischen Zielsetzungen auf institutioneller Ebene von Leh­renden, Studierenden und Verwal­tungspersonal mitgetragen werden?
  • Welche Anreize können gesetzt werden, um das Commitment der ganzen Hochschule für die Inter­nationalisierung der Hochschule zu erreichen?
  • Welche Möglichkeiten und Ent­scheidungsmechanismen bietet das Hochschulmanagement, um internationale Kooperationen auch in solchen Fä­chern oder Ländern anzubahnen, die (noch) nicht den strategischen Schwerpunktsetzungen der Hoch­schule entsprechen
  • In wie weit wird der Entwicklungs­- und Umsetzungsprozess von Inter­nationalisierungsstrategien durch ein professionelles Risiko­ und Sicherheitsmanagement begleitet?
  • Auf welche Expertise greift die Hoch­schule (Leitung, International Office, Wissenschaftlerinnen und Wissen­schaftler, Verwaltung) zurück, um Kooperationen in krisenanfälligen Ländern situationsgerecht und kon­textadäquat zu planen, zu bewerten und durchzuführen?

 

B: Adaptivität und Offenheit

Diesem Spannungsfeld zwischen langfristig orientierter strategischer Ausrichtung und situativer Anpassung sollte bei der Implementierung von Internationalisierungsstrategien Rechnung getragen werden, insbesondere dann, wenn internationale Kooperationen in herausfordernden Kontexten stattfinden.

Weitere Informationsquellen: 

  • Internationale DAAD Akademie

Die Internationale  DAAD-Akademie bietet für Hochschulangehörige eine breite Palette an Seminaren und Fortbildungen an. Mit circa 100 Kursen pro Jahr stellt die iDA europaweit das umfangreichste Angebot zu Internationalisierungsfragen bereit. Die Vermittlung von Hintergrundwissen umfasst zunehmend die Reflexion von Strategien, Zielen und Prozessen aus anderen Ländern und damit die Bereitstellung von Internationalisierungswissen.

  • Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen

Das DAAD-Kompetenzzentrum unterstützt deutsche Hochschulen aktiv beim Aufbau und der Weiterentwicklung ihrer internationalen Kooperationen mit einem passgenauen Beratungs­ und Wissensangebot. Es bündelt die Expertise des DAAD und bietet den deutschen Hochschulen eine zentrale Anlaufstelle, um sie gezielt und individuell bei der Umsetzung von internationalen Projekten zu unterstützen.

Weitere inhaltliche Schwerpunkte in der Beratungsarbeit werden bei den Themen „Risiko und Sicherheit“, „Management internationaler Forschungskooperationen“ und „rechtliche Rahmenbedingungen“ gesetzt.

  • HRK Leitlinien und Standards in der internationalen Hochschulkooperation

Die HRK hat grundlegende Prinzipien und Werte internationaler Zusammenarbeit mit dem Ziel formuliert, den deutschen Hochschulen Anhaltspunkte für die Ausgestaltung internationaler Kooperationsbeziehungen zu geben. Die „Leitlinien und Standards in der internationalen Hochschulkooperation“ reagieren auf aktuelle Veränderungen im globalen Umfeld und setzen sich mit den zunehmenden Herausforderungen und Risiken in der internationalen Hochschulzusammenarbeit auseinander. 

  • HRK Expertise Manuals

Die „HRK-EXPERTISE-Manuals“ präsentieren Beispiele aus der Internationalisierungspraxis deutscher Hochschulen. Gegliedert nach unterschiedlichen Themenbereichen schildern sie, wie Arbeitsprozesse in der Internationalisierung institutionell verankert sind und welche konkreten Zielsetzungen und Herausforderungen damit verbunden sind. 

  • HRK Audit 'Internationalisierung der Hochschulen'

Mit dem Audit „Internationalisierung der Hochschulen“ bietet die HRK ein systematisches Begutachtungsverfahren an, das darauf ausgerichtet ist, Hochschulen in der strategischen Ausrichtung ihrer Internationalisierungsaktivitäten zu beraten. Zunächst wird der Status Quo der Internationalität einer Hochschule analysiert, im Anschluss die (Weiter­)Entwicklung einer institutionellen Internationalisierungsstrategie unterstützt. Der Beratungsprozess umfasst im Einzelnen die Erstellung eines Selbstberichts, den Besuch einer Gutachtergruppe, die Vorlage eines Empfehlungsberichts und die Ausstellung eines Teilnahmezertifikats. 

  • Centrum für Hochschulentwicklung

Das CHE erarbeitet anwendungsorientierte Lösungen für das Hochschul­ und Wissenschaftssystem. Es unterstützt Hochschulen dabei, ihre Autonomie zu nutzen und zu gestalten, vielfältige Profile zu entwickeln und umzusetzen sowie ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen. So bietet das CHE seit 1995 Symposien, Tagungen und Workshops und seit 2000 das Programm „Hochschulkurs – Fortbildung für das Wissenschaftsmanagement“ an, um Führungskräfte sowie akademische und administrative Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen bei ihren Aufgaben in zunehmend autonomer werdenden Hochschulen zu unterstützen. Teil des Hochschulkurses ist auch ein Workshop, der Hochschulen bei der Strategieentwicklung in unterschiedlichen Feldern (unter anderem Internationalisierung) unterstützt.