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Würzburger Altertumswissenschaftliches Zentrum

Die Hydrographie des Nildeltas und die Position der Hafenanlagen für die Seefahrt

24.06.2013

Gastvortrag von Prof. Dr. Manfred Bietak (Universität Wien) am 24.06.2013 um 18.15 Uhr im Toscanasaal der Residenz

In Deltalandschaften befinden sich Hafenanlagen in der Regel zwischen 4 und 50 km flussaufwärts, um vor Meeresstürmen geschützt zu sein. Im Mündungsbereich befinden sich außerdem häufig Sandbänke, die man am besten während der Zeit der Meeresflut durchquert. In Ägypten sind die Umstände etwas anders gelagert, da die Meeresflut nur eine geringe Rolle spielt und das Nilsystem saisonbedingt sein Volumen sehr verändert.

Das sehr komplexe Nilsystem bestimmt die ägyptische Landwirtschaft und deren Kalender. Es gibt die Überschwemmungszeit im Sommer, die Aussaat im Herbst und Winter und die Dürrezeit im Frühjahr, wenn das Nilvolumen auf ein Fünftel seines Normalvolumens schrumpft. Dieser Umstand bestimmt daher auch die Schifffahrt.

In der Dürrezeit ist die Flussnavigation mit größeren Booten überaus schwierig wie die Geographen der französischen Expedition und spätere Autoritäten vor dem Bau der großen Nilbarragen berichten. Hafenanlagen für die Seefahrt mussten sich daher zwar geschützt flussaufwärts aber noch im Bereich des Meereswassers, das die sehr reduzierten Nilarme bis zu ca. 30 km flussaufwärts auffüllte, befinden. Nur so waren diese Anlagen ganzjährig verfügbar.

Aus diesem Grunde konnte der bedeutende Marinestützpunkt der 18. Dynastie Peru-nefer nicht bei Memphis gelegen sein sondern ist wie auch andere Hafenanlagen Ägyptens für die Seefahrt in entsprechender Nähe der Meeresküste zu suchen. Als wahrscheinlichster Platz bietet sich dabei das große Hafenbecken von Avaris mit einem Palastbezirk mit königlicher Ausdehnung an, der in die Zeit Tuthmosis´ III. und Amenophis´ II. datiert und damit exakt in die Hauptbelegzeit des Marinestützpunktes fällt. Auch die Wiederaufnahme des Bereichs durch ein gewaltiges Fort, das unter Haremhab errichtet und in der Folgezeit weiter verwendet wurde, entspricht der aus Texten belegten Aktivzeit dieses Hafens.

Dies ist ein Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung "Flußlandschaften im Altertum"

Das gesamte Programm dazu finden Sie hier!

 

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