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Würzburger Altertumswissenschaftliches Zentrum

Platonismus und spätägyptische Religion

08.05.2014

Plutarch und die Ägyptenrezeption in der römischen Kaiserzeit Internationales Symposium an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg vom 8. bis 10. Mai 2014

Datum:8. bis 10. Mai 2014
Ort:

Residenz, Südflügel, 3. Stock - Griechisch-Bibliothek

Veranstalter:

Julius-Maximilians-Universität Würzburg:
Lehrstuhl für altägyptische Kulturgeschichte in ptolemäisch-römischer Zeit,
Lehrstuhl für Klassische Philologie I

Gefördert von der DFG und dem

 

Es ist eine weit verbreitete, letztlich aber überholte Perspektive, den Hellenismus als ein Phänomen zu sehen, der allein das Griechentum fortentwickelt. Hellenismus (als kultureller und geistesgeschichtlicher Begriff, nicht als Epochenbezeichnung) ist das eben nicht, denn im Hellenismus ist in nicht unerheblichem Maße Orientalisches aufgenommen, anverwandelt und weiterentwickelt worden. Das gilt in viel stärkerem Maße für die römischer Kaiserzeit. Der kaiserzeitliche Platonismus und sein Verhältnis zur ägyptischen Religion ist ein gutes Beispiel, um im Sinne einer Fallstudie mögliche andere Verstehensmodelle aufzuzeigen.

So ist Plutarch – vor allem in De Iside et Osiride – eine Fundgrube Alten Wissens z.B. über die Ägypter. Andererseits sollte die von ihm und andere Platonikern praktizierte Methode einer Legitimation eigener, platonischer Positionen dienenden Projektion alten Wissens auf platonische Konzepte davor warnen, ihn selbst ungeprüft als historische Quelle zu nutzen. Dies wird besonders deutlich in der Schrift De Iside et Osiride, wo die Konvergenz des tiefe-ren Sinns des ägyptischen Mythos mit platonischer Philosophie erwiesen werden soll.

Ägyptologen haben lange die Bedeutung und das Potential von Autoren wie Plutarch, Porphyr und Jamblich nur unzureichend zur Kenntnis genommen. Sie sind hier indes auf Hilfe angewiesen, das genuin Griechische zu verstehen und einzuordnen, wobei es hier weniger um die rein sprachliche Ebene, als vielmehr die literatur- und philosophiehistorischen wie auch die soziologischen Aspekte geht. Genauso bedürfen indes die Forscherinnen und Forscher, die sich mit dem Mittel- und Neuplatonismus beschäftigen, der Information seitens der Ägyptologie, was sich auch aus dem Ägyptischen heraus verstehen und in ägyptischen Quellen belegen läßt. Heute stellen sich folgende Fragen:

  • Was veranlaßte den bedeutendsten Vertreter des Mittelplatonismus, der Plutarch (freilich aufgrund der Überlieferungssituation) ist, sich mit dem Mythos von Isis und Osiris zu beschäftigen und möglicherweise auch noch ein solides Quellenstudium zu betreiben?
  • Wie passen ägyptischer Mythos und Mittelplatonismus zusammen?
  • Kann De Iside et Osiride vor diesem Hintergrund als mittelplatonisches Werk gelten?
  • Ist sein Ägyptenbild eine Projektion und was steht schon auf der Projektionsfläche, die so das Bild beeinflußt und verändert?
  • Stand Plutarch dem ägyptischen Kult wirklich so ablehnend gegenüber, wie das noch jüngst an De Iside et Osiride versucht wurde zu zeigen?
  • Wie verhält sich Plutarchs Ägypten-Rezeption zur Haltung späterer Platoniker ge-genüber ägyptischen Vorstellungen?
  • Die Autoren nehmen in Anspruch, altes Wissen zu verarbeiten, ziehen aber auch zeitgenössische Quellen heran: Ist das ein Widerspruch, oder kann die Ägyptologie Traditionen aufzeigen?

Verschiedene Forschungsansätze wären hier zusammenzuführen. Das Thema soll aber auch in einen weiteren Kontext eingebettet werden, dem einige Referate Rechnung tragen, die den Blick auf die interpretatio Graeca in Ägypten, die Zweite Sophistik oder den Hermetismus richten. Die Tagung will einen Impuls, das eng geknüpfte Netz zwischen den Kulturen des östlichen Mittelmeerraumes differenzierter zu verstehen.

Anmeldung:

Lehrstuhl für altägyptische Kulturgeschichte in ptolemäisch-römischer Zeit
Sabine Hänsch M.A.
Residenzplatz 2
97070 Würzburg

Tel. 0049 931 31 82818

sabine.haensch@uni-wuerzburg.de

Programm

 

Donnerstag, 08. Mai 2014

14.30

Eröffnungsreferat von Prof. Dr. Michael Erler (Würzburg) und Prof. Dr. Martin Stadler (Würzburg)

15.00

Océane Henri M.A. (Genève)
„A general approach to Interpretatio Graeca in the light of the papyrological evidence“

15.45

Prof. Dr. Frederick Brenk (Milwaukee)
„Searching for Truth? Plutarch's On Isis and Osiris

18.15

Prof. Dr. Herwig Görgemanns (Heidelberg)
„Einst und Jetzt bei Plutarch“

 

Dieser Vortrag findet im Toscanasaal der Residenz, 2. Stock, statt!

 


öffentlicher Abendvortrag mit anschließendem Empfang

Freitag, 09. Mai 2014

09.00

Svenja Nagel M.A. (Heidelberg)

„Mittelplatonische Konzepte der Göttin Isis bei Plutarch und Apuleius im Vergleich mit ägyptischen Quellen der griechisch-römischen Zeit“

 

09.45

Prof. Dr. Franco Ferrari (Fisciano)

„Plutarchs Prinzipienlehre und Timaios-Rezeption in De Iside“

 

10.30

Kaffeepause

10.45

Dr. David Klotz (New Haven)
„Elements of Theban Theology in Plutarch, Iamblichus, and Porphyry“

 

11.30


Prof. Dr. Rainer Hirsch-Luipold  (Bern)
„Ägypten als Programm, Inhalt und historische Wurzel einer religiös-philosophischen Theologie bei Plutarch“

12.15

Mittagspause

13.45


Prof. Dr. Joachim Friedrich Quack (Heidelberg)
„Abammons Stimme? Prolegomena zum ägyptischen Hintergrund von Jamblich, De mysteriis"

 

14.30


Prof. Dr. Christian Tornau (Würzburg)
„Plutarchs De Iside et Osiride und der Hermetismus“

15.15

Kaffeepause

15.30


Prof. Dr. Michèle Broze (Bruxelles)
„La théurgie, depuis les textes égyptiens jusqu’à Jamblique: Devenir dieu en puissance et en activité, mais pas en essence“

16.15


Prof. Dr. Geert Roskam (Leuven) 

„Plutarch’s De Iside et Osiride: a Greek ζήτημα on an Egyptian problem?“


Gemeinsames Abendessen in der Weinstube des Bürgerspitals.

Samstag, 10. Mai 2014

09.45


Jan Tattko  M.A. (Tübingen)
„Die Ägyptenrezeption im Werk des Aelius Aristides“

10.30


PD Dr. Alexandra von Lieven  (Berlin)
„Porphyrios und die ägyptische Religion vor dem Hintergrund ägyptischer Quellen“

11.15

Kaffeepause

11.30

Dr. Andreas Pries  (Heidelberg)

Hieroglyphen mit Geheimnis? Eine Annäherung an das epistemische  

Potential der ägyptischen "Bilderschrift" zwischen (neo-)platonischer  

Anschauung und indigenem Zeugnis."

 

12.15


Prof. Dr. Rene Pfeilschifter (Würzburg)
„Synesios’ Über die Vorsehung“ 

13.00

Mittagspause

  

 

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