„Wie sagt man … auf Ägyptisch?“
Von ungeschriebenen Vokalen, Schwierigkeiten mit ihrer Erschließung und der Tragweite ihrer Bedeutung
Datum: | 13.06.2022, 18:15 - 20:00 Uhr |
Ort: | Residenzplatz 2 (Residenz), Toscanasaal - Veranstaltung findet hybrid auch über Zoom statt |
Veranstalter: | Lehrstuhl für Ägyptologie |
Vortragende: | Dr. Roman Gundacker, Österreichische Akademie der Wissenschaften Wien |
Vor etwa eineinhalb Jahrhunderten hat sich die Einsicht durchzusetzen begonnen, wonach die Hieroglyphenschrift nur Konsonanten, aber keine Vokale bezeichnet. Die Bedeutung rezitierter Rituale, gesungener Hymnen, verkündeter Botschaften und ausgesprochener Namen macht aber deutlich, welch große Bedeutung in Ägypten dem gesprochenen Wort an sich zukam. Diese Sprechakte, ja die sie konstituierenden Wörter nur in ihrem verschriftlichten Konsonantengerüst zu kennen, bedeutet zwangsläufig, nur einen Bruchteil der Gesamtbotschaft zu verstehen. Viele Wortspiele, Anklänge und subtile Andeutungen bleiben angesichts dessen unerkannt oder nur oberflächlich wahrgenommen.
Glücklicherweise ist auf der elementaren Ebene von Einzelwörtern und Personennamen die Erschließung der Aussprache der altägyptischen Sprache bis zu einem gewissen Grad möglich. Zwar bleiben alle Verfahren zur Rekonstruktion von Vokalen mit einem teils enormen Aufwand verbunden und die Ergebnisse hypothetisch, doch vermögen sie dennoch vielfach überraschende und weitreichende Einsichten auf verschiedenen Gebieten zu gewähren; darunter der Geschichte der ägyptischen Sprache, der Etymologie von Wörtern, den Botschaften (und Meta-Botschaften) von Textstellen, der Identifikation von ägyptischen Königen in keilschriftlichen Briefen und griechischen Texten.
In diesem Vortrag soll exemplarisch illustriert werden, auf welche Weise einzelne Wörter ‚revokalisiert‘ werden können, wie weit moderne Schulaussprache und historische (bzw. erschlossene) Realität oft auseinanderklaffen, wo die methodischen Schwierigkeiten und Grenzen liegen, aber auch, worin der Gewinn dieser Arbeit besteht, die selbst innerhalb des Orchideenfaches der Ägyptologie eine seltene Blüte ist.
Zugang über Zoom:
https://uni-wuerzburg.zoom.us/j/61579704593?pwd=aG82eXU5L2VTemRLY1NwM1VnMzBjQT09
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