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Würzburger Altertumswissenschaftliches Zentrum

SS 2019 - Außergewöhnliche Ausgrabungsorte der Antike

Wo man derzeit in den Auslagen des Buchhandels hinschaut, erleben Atlanten und Bildbände zu entlegenen Reisezielen, die uns virtuell an noch unentdeckte oder bereits vergessene Orte zu entführen versprechen, eine große Konjunktur. Zum einen haben die technischen Mittel zur Erfassung der Welt einen beeindruckenden Stand erreicht, zum anderen ist das Interesse an Orten, die zuvor noch 'niemand' gesehen hat, angesichts eines global entwickelten Tourismus enorm gewachsen. Schließlich führt der aktuell auf sozialen Netzwerken wie Instagram entfachte 'Bilderstreit' dazu, dass die Jagd nach dem originellsten Fotohintergrund zu einer Art Breitensport geworden ist.

 

Im Würzburger Altertumswissenschaftlichen Zentrum greifen wir dieses Bedürfnis nach immer neuen, exklusiven Eindrücken auf, indem wir das Publikum unserer Ringvorlesung diesmal auf eine archäologische Entdeckungsreise einladen. Im Zentrum der Vorträge stehen Ausgrabungsorte, die in ganz unterschiedlicher Weise für sich in Anspruch nehmen können, außergewöhnlich zu sein.

 

Die Zeit der "Großen Grabungen" setzt in den archäologischen Disziplinen im späteren 19. Jh. ein, als man daran ging, aus den Schriftquellen überlieferte Stätten großflächig freizulegen. Bekanntestes Beispiel sind die Bemühungen Heinrich Schliemanns, das homerische Troja im vielschichtigen Siedlungshügel von Hissarlik aufzuspüren. Seitdem hat die Faszination, die von klingenden Namen wie Memphis, Babylon, Hallstatt oder Olympia ausgeht, an nichts eingebüßt. Die meisten dieser Orte sind zudem noch heute Gegenstand von Ausgrabungen und archäologischen Forschungen.

 

In unserer Vortragsreihe soll es jedoch um brandaktuelle Ausgrabungsorte und die dort erzielten Forschungsergebnisse gehen. Die Ausgrabungen in der mesopotamischen Metropole Ur beispielsweise haben ebenfalls schon im frühen 20. Jahrhundert begonnen. Neue Untersuchungen erlauben aber erst jetzt detaillierte Einblicke in das alltägliche Leben der Stadtbevölkerung zu Füßen der frühesten Zikkurat Mesopotamiens vor 4000 Jahren.

 

Andere Ausgrabungsorte bestechen durch ihre besonderen geographischen Bedingungen: Am Felsenberg von Qubbet el-Hawa (Assuan) tritt derzeit eine bemerkenswerte Nekropole ans Tageslicht, darunter das Grab des ägyptischen Bürgermeisters der Nilinsel Elephantine. Ungewöhnliches Terrain bietet auch die vulkanische Insel Pantelleria auf halber Strecke zwischen Nordafrika und Sizilien, die zu den frühesten Vorposten Karthagos zählte.

 

Prähistorische Siedlungen wie Valencina de la Concepción (Sevilla) aus der Kupfersteinzeit oder der frühkeltische Fürstensitz der "Heuneburg" im SW Deutschlands, bekannt aus den Medien, beeindrucken durch die für ihre Zeit enormen Ausdehnungen. Ephesos, das 'Pompeji des Ostens', liefert bereits seit über 120 Jahren intensivster Forschungstätigkeit wertvolle Erkenntnisse über das Aufeinanderprallen zweier Hochkulturen, die römischen Einwanderer aus Italien und die ostgriechischen 'Ureinwohner' der Hauptstadt Ioniens.

 

Die Ringvorlesung richtet sich an Studierende, Kolleginnen und Kollegen, aber vor allem an ein breites Publikum, das sich für die Antike interessiert.