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Würzburger Altertumswissenschaftliches Zentrum

WS 2017/18 - Gefangen, geknechtet, verkauft: Sklaverei in Gesellschaften des Altertums

Sklaverei in ihren verschiedenen Erscheinungsformen ist ein in allen Epochen der Menschheitsgeschichte wiederkehrendes Phänomen. Menschen verlieren ihre persönliche Freiheit, werden als Eigentum behandelt; nicht nur ihre Arbeitskraft, auch ihre Person steht im Dienst des Besitzers. Seit dem 18. Jh. wurde Sklaverei zunehmend abgeschafft, und Rechtsstandards, die Sklaverei als illegal brandmarken, haben sich nahezu weltweit durchgesetzt. Zugleich sind die modernen Formen der Sklaverei, des Menschenhandels und unfreier Arbeitsverhältnisse so vielfältig, dass sie ständig unsere Aufmerksamkeit fordern – sei es die ‚Rechtsnormen‘ des sogenannten ‚Islamischen Staats‘, die Arbeitsverhältnisse auf den Baustellen der Fußball-WM 2022 oder das Geschäft von Menschenhändlern und Schleppern weltweit.

Die Versklavung von Menschen heute blickt auf eine lange Geschichte menschlicher Unfreiheit und menschlichen Leids zurück, die Gegenstand sozial- und rechtsgechichtlicher Forschungen in zahlreichen Fächern ist. Schon in den Gesellschaften des Altertums lassen sich unterschiedlichste Formen der Sklaverei und unfreier Arbeitsverhältnisse beobachten, von versklavten Kriegsgefangenen über Schuldknechtschaft bis hin zu als Sklaven geborenen Menschen, von der geschundenen Kreatur in Bergwerken bis hin zum städtischen Sklaven in herausgehobener Position.

Die sechs Vorträge der Ringvorlesung „Gefangen, geknechtet, verkauft: Sklaverei in Gesellschaften des Altertums“ behandeln ein weites Spektrum an Epochen und Regionen des Altertums:

Ein archäologischer Beitrag fragt nach der Nachweisbarkeit und möglichen Formen der Sklaverei in prähistorischen Epochen, aus denen Textquellen zur Rechts- und Sozialgeschichte nicht verfügbar sind.

Vorträge zum Phänomen der Sklaverei und Knechtschaft in den Kulturen Mesopotamiens und Altägyptens behandeln frühe Typen der Sklaverei in den komplexen Gesellschaften Babyloniens und des Niltals vom 3.–1. Jt. v. Chr. Die Erzählung vom Exodus der israelitischen Sklaven aus Ägypten und von der Deportation der Judäer ins babylonische Exil sind wirkmächtige Narrative, die den Blick auf Sklaverei in der jüdisch-christlichen Kultur immer mitgeprägt haben.

Neben dem europäischen Handel mit afrikanischen Sklaven aus Afrika ist unser landläufiges Bild von Sklaverei jedoch vor allem durch die Geschichte des antiken Rom geprägt. Zwei Vorträge stellen daher Aspekte der Sklaverei im römischen Reich vor. Ein historischer Beitrag widmet sich der Rolle und Funktion der öffentlichen Sklaven in den Städten des römischen Reiches. Ein philologischer Beitrag analysiert die Rolle von Sklaven in der römischen Komödie und vergleicht sie mit dem Phänomen der Ministrel Show (Blackface Ministrelsy) in den USA des 19. Jh.

Den Bogen von den Traditionen des Altertums in unsere eigene Gegenwart schlägt schließlich ein Beitrag der Indologie. Er widmet sich Formen der Sklaverei und Zwangsarbeit in Nepal und nimmt nicht zuletzt die Situation von Wanderarbeitern aus Südasien in der Golfregion in den Blick.

Die Ringvorlesung richtet sich an Studierende, Kolleginnen und Kollegen, aber vor allem auch an ein breiteres Publikum.

Die Vorträge finden jeweils montags um 18.15 Uhr im Toscanasaal im Südflügel der Würzburger Residenz statt. Der Eintritt ist frei.