Programm der Themenwoche
Mo | 04. NOV | Herausforderung Demokratie? |
Di | 05. NOV | Bedrohte Demokratie? |
Mi | 06. NOV | Demokratie für Alle? |
Do | 07. NOV | Demokratie verteidigen! |
Tag 1 | Montag 04. November
Beginn: 18 Uhr | Ort: Wittelsbacherplatz 1, Hörsaal 2 und Forum | Mit dem Rollstuhl erreichbar, Aufzug vorhanden.
KURZVORTRAG | Zur Messung der Entwicklungen von Demokratien – Vorstellung von Instrumenten und Ergebnissen
Lukas Lemm
18:15 Uhr im Hörsaal 2
„Demokratien in der Krise“ oder gar „Welle der Autokratisierung“ sind Schlagzeilen aktueller Debattenbeiträge. Jedoch ist umstritten, was unter einer Demokratie zu verstehen ist, weshalb es auch verschiedene Messinstrumente gibt, welche sich in der Deutung gegenwärtiger Entwicklungen unterscheiden. Bereits im Einzelfall Ungarns kontrastieren die prominenten Messinstrumente der Politikwissenschaft. Der Beitrag führt theoretisch-konzeptionell in das Feld der Demokratiemessung ein und zeigt einige empirische Ergebnisse auf.
Lukas Lemm ist Politikwissenschaftler am Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft und Systemlehre der Universität Würzburg. Derzeit promoviert er zum Thema "Förderliche und hinderliche Faktoren der rechtsstaatlichen Entwicklung in jungen Demokratien". Er lehrt und forscht zu Demokratie und Rechtsstaat, Transformationsprozessen, Regimemessung, Politische Kultur, Politische Parteien, Staatlichkeit sowie Friedens- und Konfliktforschung.
KURZVORTRAG | Demokratie! Für welches Volk eigentlich?
Dr. Maren Schüll
18:40 Uhr im Hörsaal 2
Demokratie gilt als die Stimme des Volkes. Doch was macht ein Volk aus? Wer gehört dazu? Wer bleibt außen vor? Für welches Volk setzt sich unsere Demokratie ein, wer profitiert von ihr, wer nicht? Es sind solche Fragen der (Un)Zugehörigkeit und (Un)Gleichheit, die der Beitrag zu beleuchten sucht. In der Beteiligungsforschung wird laut, dass Partizipation sozial selektiv ist; womöglich der Boden, auf dem aktuell vielzählige Formen undemokratischer Alternativen gedeihen. Und so wird mit der Frage nach dem Volk auch die Legitimation von Demokratie brüchig.
Dr. Maren Schüll ist Bildungswissenschaftlerin am Lehrstuhl für Systematische Bildungswissenschaft der Universität Würzburg. Ihre bildungstheoretischen Forschungsschwerpunkte suchen die Auseinandersetzung mit kulturwissenschaftlichen und sozialphilosophischen Problemstellungen, insbesondere im Gefüge von Rhetorik, Politik und ästhetisch-kultureller Praxis. In Forschung und Lehre setzt sie sich seit einiger Zeit mit Solidarität, Protest und der Frage nach Zugehörigkeit auseinander.
KURZVORTRAG | Welcher Zusammenhalt? Zwischen Polarisierung und überzogenen Erwartungen.
Prof.'in Dr. Michelle Becka
19:05 Uhr im Hörsaal 2
Demokratie wird derzeit vielfach in ihrer Krisenhaftigkeit wahrgenommen und diskutiert. Häufig werden zunehmende Polarisierung und fehlender Zusammenhalt beklagt. Andererseits ist die plurale Gesellschaft gerade dadurch gekennzeichnet, dass sich nicht alle einig sind: Vielfältige – auch gegensätzliche – Interessen prägen die Gesellschaft, und es ist Aufgabe demokratisch gewählter Regierungen, der Parlamente und der Zivilgesellschaft damit umzugehen. Der Beitrag lotet aus, wie bzw. ab wann Polarität problematisch wird und welche Erwartungen an Zusammenhalt und Solidarität begründbar sind.
Prof.‘in Dr. Michelle Becka ist Professorin für Christliche Sozialethik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen Politische Ethik, Ethik im Justizvollzug, Ethik und Menschenrechte sowie Interkulturalität. Sie ist Leiterin der Arbeitsgruppe Menschenrechte der Deutschen Kommission Justitia et Pax.
Austausch und Diskussion
19:45 Uhr im Forum
Im Anschluss an die zuvor gehörten Vorträge, möchten wir Raum geben, um gemeinsam bei Getränken und kleinen Snacks in den Austausch zu kommen.
Als Ergänzung zu den theoretischen Inputs möchten wir zu praktischer demokratischer Teilhabe ermutigen und vielseitige Möglichkeiten hierfür an der Uni aufzeigen. Zu Gast haben wir hierfür vier Initiativen der Uni Würzburg, die sich in einem „Markt der Möglichkeiten“ vorstellen und deutlich machen, wie vielseitig demokratische Teilhabe sein kann:
- den Studentischen Sprecher*innenrat (SSR) mit seinen unterschiedlichen Möglichkeiten, sich unipolitisch zu engagieren,
- die Fachschaft Psychologie FiPs mit ihrer Briefkampagne an Abgeordnete für bessere Bedingungen der Psychotherapie,
- die Beteiligung der Uni an der Hochschulallianz CHARM-EU, die durch international vernetzte Hochschullehre diese zugänglicher und dadurch demokratischer macht,
- das Transformationsexperiment WueRAT, das mit dem Zukunftsrat Würzburg aktuell dabei ist, eine alternative Form demokratischen Beteiligung in Bezug auf Nachhaltigkeitsthemen zu schaffen.
Der Montag ist im Gesamten anrechenbar für das GSiK Zertifikat "Interkulturelle Kompetenzen" in den Bereichen B (Globale Systeme) oder D (Kulturspezifische Kompetenz).
Tag 2 | Dienstag 05. November
Beginn: 17:15 Uhr | Ort: Wittelsbacherplatz 1, Forum und Seminarräume
KURZVORTRAG | Demokratie in Gefahr?! Bestandsaufnahme und Perspektiven
Dr. Christoph Mohamad-Klotzbach
17:20 Uhr im Forum
Ist die Demokratie in Gefahr? Diese Frage ist so nicht einfach zu beantworten. Denn zum einen muss geklärt werden, was unter "Demokratie" verstanden wird. Zum anderen befinden sich nicht alle demokratischen Regime in einer Krise. Dennoch gibt es diverse Herausforderungen, die die Stabilität und Qualität von Demokratien gefährden können. Der Vortrag soll einerseits eine Bestandsaufnahme geben, wie es um die Demokratie(n) steht. Andererseits soll er Perspektiven skizzieren, wie man den Herausforderungen begegnen kann.
Dr. Christoph Mohamad-Klotzbach ist Politikwissenschaftler am Institut für Politikwissenschaft und Soziologie der JMU Würzburg. Er lehrt und forscht zu Demokratievorstellungen und -einstellungen, zu Wahlen, Parteien und politischen Ordnungsvorstellungen. Von 2018 bis 2024 war er einer der Sprecher des Arbeitskreises Demokratieforschung der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) und ist Mitglied
eines internationalen Netzwerks zum Thema "The Sciences of the Democracies".
WORKSHOP | Gegen Migration, “Gender” und Klimapolitik: Rechtsaußen-Akteure und Narrative in Europa
Dr. Sabine Volk
18:00 Uhr im Seminarraum 02.202
Die vernetzten Parteien, Bewegungen und sog. alternative Medien im Rechtsaußen-Spektrum stellen Demokratien in Europa vor große und vielfältige Herausforderungen. In diesem interaktiven Workshop werden wir zunächst einige Akteure der gegenwärtigen europäischen Rechtsaußen-Bewegung beleuchten, um dann näher auf rechtsextreme Narrative zu aktuellen Themen (u.a. Migration, “Gender”, Corona, Klima) einzugehen.
Dr. Sabine Volk ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Vergleichende Regierungslehre an der Universität Passau. Als Nachwuchswissenschaftlerin im EU-geförderten Forschungsprojekt „FATIGUE“ promovierte sie an der Jagellonen Universität in Krakau zur Dresdner Pegida-Bewegung. Ihre Arbeiten zu Populismus, Rechtsaußen, sozialen Bewegungen und Erinnerungskultur in Deutschland und Europa sind in zahlreichen internationalen Journalen und Sammelbänden erschienen.
Der Workshop ist anrechenbar für GSiK in den Zertifikaten "Interkulturelle Kompetenz" in den Bereichen B (Globale Systeme) oder D (Kulturspezifische Kompetenz).
WORKSHOP | Gefühlte Wahrheiten – Ein Workshop zu Verschwörungserzählungen und Fake News
Jannes Rupf
18:00 Uhr im Seminarraum 02.203
In den Medien begegnen uns immer wieder Berichte über Verschwörungserzählungen und Fake News. Doch selten setzen wir uns tiefer mit
diesem Phänomen auseinander, sondern diskutieren eher die Inhalte dieser Erzählungen. In diesem Workshop wird analysiert, welche (aktuellen) Verschwörungserzählungen und Fake News es gibt. Wir untersuchen, welche Gefahren von diesen ausgehen und was wir konkret im Alltag gegen Verschwörungserzählungen und Fake News tun können.
Jannes Rupf ist studierter Politikwissenschaftler (M.A.). Seit Jahren setzt er sich vor allem mit Themen wie Hass im Internet, (Cyber-)Mobbing und Serious Games auseinander. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat er seinen Fokus zudem auf Verschwörungserzählungen und digitale Meinungsbildung gelegt. Darüber hinaus sind mit Beginn des Kriegs in der Ukraine die multiplen Krisen der Welt von Corona, über Energie bis hin zu Klima in den Blick geraten.
Der Workshop ist anrechenbar für GSiK in den Zertifikaten "Interkulturelle Kompetenz" in den Bereichen B (Globale Systeme) oder im Zertifikat "Nachhaltigkeit und globale Verantwortung".
WORKSHOP | Macht & Verteilung – Steuern gegen Vermögensungleichheit
Julia Jirmann
18:00 Uhr im Seminarraum 02.103
In kaum einer anderen westlichen Demokratie sind Vermögen so ungleich verteilt wie in Deutschland. Wir sind ein Hochsteuerland für mittlere Arbeitseinkommen, aber ein Niedrigsteuerland für Vermögen. Wie kann das sein? Wir verstehen uns zwar als Leistungsgesellschaft sind aber mittlerweile vielmehr eine Erbengesellschaft? Wer sind Deutschlands Superreiche und wie haben sie es geschafft, dass ausgerechnet auf ihre Vermögen kaum Erbschaftsteuern anfallen? Warum scheitert eine gerechtere Besteuerung im Sinne der Allgemeinheit bisher?
Julia Jirmann betreut beim Netzwerk Steuergerechtigkeit e.V. die Bereiche Erbschaft- & Vermögen- sowie Einkommensteuer. Sie ist zudem in der Kommission "Soziale Sicherung & Familienlastenausgleich" des Deutschen Juristinnenbund e.V. Zuvor war sie in der Beratungsgesellschaft KPMG AG im Bereich International Tax tätig sowie für den Bund der Steuerzahler. Julia Jirmann studierte Betriebs- und Volkswirtschaft (M.Sc.) an der Universität Leipzig sowie Wirtschaftsrecht (LL.M) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Der Workshop ist anrechenbar für GSiK in den Zertifikaten "Interkulturelle Kompetenz" in den Bereichen B (Globale Systeme) oder im Zertifikat "Nachhaltigkeit und globale Verantwortung".
Tag 3 | Mittwoch 06. November
Beginn: 17:15 Uhr | Ort: Wittelsbacherplatz 1, Forum und Seminarräume
VORTRAG | Repräsentation und Partizipation: Zwei Seiten einer Medaille
Prof. Dr. Thomas Kestler
17:20 Uhr im Forum
In der Politikwissenschaft besteht weitgehende Einigkeit darüber, dass moderne Demokratien nur in einer repräsentativen Form möglich sind - aber was bedeutet das? Handelt es sich dabei lediglich um eine Notlösung, da direkte Partizipation in großem Maßstab nur begrenzt umsetzbar ist? Und was bedeutet es für die Demokratie, wenn vermehrt Klagen über eine Krise der Repräsentation zu vernehmen sind? Um diese Fragen zu beantworten, ist eine genauere Betrachtung des Repräsentationskonzepts im Kontext pluralistischer Demokratien erforderlich. Repräsentation ist ein mehrdimensionales Konzept und deshalb schwer greifbar. Es erschließt sich erst aus seiner Beziehung zu anderen Parametern demokratischer Systeme, insbesondere der Form und Qualität der Partizipation, die ihrerseits von Art und Umfang staatlicher Tätigkeit abhängt. Der Vortrag soll helfen, diesen Zusammenhang zu klären und aktuelle Debatten um demokratische Repräsentation und Partizipation einzuordnen.
Prof. Dr. Thomas Kestler vertritt aktuell den Lehrstuhl für Vergleichende Politikwissenschaft am IPS. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Parteien, soziale Bewegungen und Populismus. Zudem beschäftigt er sich mit der Rolle von Ideen in der Politik und mit den kognitiven Grundlagen kollektiven Handelns. Der Zusammenhang zwischen Repräsentation und Partizipation war Gegenstand seiner Dissertation aus dem Jahr 2009.
Für Freiheit, Selbstbestimmung und Demokratie: Nina Gholizadeh-Afschari im Gespräch
Nina Gholizadeh-Afschari
18:00 Uhr im Seminarraum 02.202
Von der Zeit der Islamischen Revolution bis zu den heutigen Protestbewegungen setzen sich Frauen im Iran trotz politischer und gesellschaftlicher Unterdrückung für ihre Rechte und Freiheiten ein. Es ist eine furchtlose und unermüdliche Suche nach Gleichberechtigung und Selbstbestimmung, die den iranischen Frauenalltag prägt. Wie ist es, in einem Staat zu leben, der demokratische Prinzipien missachtet? Wie blickt man auf Demokratie, wenn man abseits der eigenen Heimat in dieser lebt? Und was können wir von dem Einsatz für eine demokratische Gesellschaft lernen? Nina Gholizadeh-Afschari gibt durch die Erzählung von persönlichen Geschichten und Analyse von politischen Ereignissen einen Einblick. Das Gespräch wird moderiert von Vera Stein aus dem GSiK-Team. Die Teilnehmenden sind eingeladen, Fragen zu stellen und sich am Gespräch zu beteiligen.
Nina Gholizadeh-Afschari ist nach ihrem Abitur im Iran nach Deutschland ausgewandert und hat in Aachen Informatik studiert. Seit 2008 lebt sie in Franken und arbeitet in der Softwareentwicklung. Angesichts der landesweiten Proteste im Iran im September 2022 hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, in ihrem Umfeld aktiv über die Freiheitsbewegung und den mutigen Einsatz der Frauen für ihre Grundrechte aufzuklären und Bewusstsein zu schaffen. In diesem Zusammenhang engagiert sie sich als Vorsitzende des Vereins Woman Life Freedom Nürnberg & Erlangen e.V.
Der Workshop ist anrechenbar für GSiK in den Zertifikaten "Interkulturelle Kompetenz" in den Bereichen B (Globale Systeme) oder D (Kulturspezifische Kompetenz) sowie dem Zertifkat "Nachhaltigkeit und globale Verantwortung".
WORKSHOP | Ziviler Ungehorsam: Climate Disobedience?
Dr. Matthias Gsänger
18:00 Uhr im Seminarraum 02.103
Nach einer weitgehend akzeptierten Begriffsbestimmung handelt es sich bei Zivilem Ungehorsam um öffentliche, gewaltlose, gewissensbestimmte, aber gesetzeswidrige Handlungen, die die Änderung von Gesetzen oder der Regierungspolitik / Policy herbeiführen sollen. Es besteht weiter weitgehend Einigkeit darüber, dass ziviler Ungehorsam gerechtfertigt werden kann aber auch muss vor dem Hintergrund der Verletzung der grundlegenden Prinzipien. Die amerikanische Bürgerrechtsbewegung der 1960er Jahre ist dabei ein gleichermaßen wichtiger Praktischer wie auch theoretischer Bezugspunkt. Vor siebzig Jahre hat Martin Luther King Junior stellvertretend den Friedensnobelpreis für sein Engagement erhalten und all denjenigen gewidmet, denen „Brüderlichkeit und Frieden wichtiger sind als Diamanten oder Gold“. King und alle anderen in der Bewegung kämpften gegen die Verletzung grundlegender Menschen- und Bürgerrechte.
Was bedeutet es, wenn heute Umweltschutzgruppen oder Tierrechtler den Begriff für ihre Aktionen in Anspruch nehmen? Das hängt wiederum davon ab, auf welche Konzeption von Zivilem Ungehorsam und welche grundlegenden Prinzipien Bezug genommen wird.
Nach einer Einführung in die wichtigsten Konzeptionen und Fragestellungen (und Abgrenzungen von benachbarten Konzepten) haben die Studierenden die Möglichkeit Schwerpunkte auszuwählen und in Gruppenarbeit zu vertiefen. Die Ergebnisse sollen dem Plenum zugänglich gemacht und diskutiert werden.
Es ist wichtig Tablet oder Laptop dabei zu haben, um selbständig Recherchen durchzuführen.
Dr. Matthias Gsänger ist Lehrkraft für besondere Aufgaben am Institut für Politikwissenschaft und Soziologie. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Konflikt und Friedensforschung und Moderne Politische Theorie (Institutionentheorie, Handlungs- und Entscheidungstheorie, Nachhaltigkeit, Gerechtigkeitstheorien, vergleichende Politische Theorie).
Der Workshop ist anrechenbar für GSiK in den Zertifikaten "Interkulturelle Kompetenz" im Bereich B (Globale Systeme) sowie dem Zertifkat "Nachhaltigkeit und globale Verantwortung".
WORKSHOP | Von der (Un-)Möglichkeit der politischen Teilhabe von Armutsbetroffenen
Helen Dambach und Susanne Hansen
18:00 Uhr im Seminarraum 02.203
Fragen von Armut und Ausgrenzung werden im öffentlichen Diskurs vor allem aus der Position von Nicht-Betroffenheit thematisiert. Vorherrschend ist hier das Sprechen über Armut und über Menschen in Armut – nicht selten auch moralisierend. Die aus sozialpädagogischer Sicht relevante und interessante Perspektive der von Armut betroffenen Menschen bleibt hingegen oft unsichtbar. Insofern ist es bemerkenswert, dass seit Mai 2022 viele Nutzer*innen von Twitter (jetzt X) ihre eigene Armutsbetroffenheit öffentlich unter dem Hashtag #IchBinArmutsbetroffen thematisieren.
Im Rahmen des Workshops wollen wir gemeinsam darüber ins Gespräch kommen, inwieweit ein politisches Sprechen über Armut
aus der marginalisierten Position der Armutsbetroffenheit möglich werden kann. Ausgangspunkt dafür soll die Debatte unter dem Hashtag #IchBinArmutsbetroffen sein. Um in eine gemeinsame Diskussion zu kommen, wird Helen Dambach aus den laufenden Forschungsaktivitäten an der Universität Duisburg-Essen zu #IchBinArmutsbetroffen berichten. Susanne Hansen ordnet die präsentierten Ergebnisse aus ihrer Perspektive ein.
Helen Dambach ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe „Theorie und Methoden der Sozialen Arbeit“ an der Universität Duisburg-Essen. In ihrer Forschung befasst sie sich schwerpunktmäßig mit Fragen von Armut und Ausgrenzung sowie mit sozialpädagogischen Theorien.
Susanne Hansen war eines der Gesichter von #IchBinArmutsbetroffen. Die freiberufliche Journalistin aus Hamburg ist nach Gewaltvorfällen in der Familie 2019 mit ihren Kindern in Armut gerutscht. Zu dritt haben sie knapp vier Jahre von Hartz IV und Bürgergeld gelebt.
Der Workshop ist anrechenbar für GSiK in den Zertifikaten "Interkulturelle Kompetenz" in den Bereichen B (Globale Systeme) oder D (Kulturspezifische Kompetenz) sowie dem Zertifkat "Nachhaltigkeit und globale Verantwortung".
Tag 4 | Donnerstag 07. November
Beginn: 19 Uhr | Ort: Sanderring 2, Audimax
VORTRAG | Machtübernahme - was tun, wenn Rechtsextremisten regieren? Eine Anleitung zum Widerstand
Arne Semsrott
Die AfD bei 30 Prozent, die Brandmauer fällt, Björn Höcke wird Innenminister. Und jetzt? Arne Semsrott demonstriert, was die antidemokratische Rechte an der Macht vorhat und was wir tun können, wenn es eigentlich schon zu spät ist. welche Mittel Zivilgesellschaft,
Medien, Gewerkschaften, Beamte, Justiz, und Unternehmen nutzen können, um einer rechten Machtübernahme zu begegnen – und warum Gefangenenbefreiung ein erster Schritt in die richtige Richtung ist.
Arne Semsrott ist Politikwissenschaftler und Aktivist und setzt sich für Transparenz, Informationsfreiheit und Bürgerrechte ein. Er leitet das Recherche- und Transparenzportal FragDenStaat, mit dem er unter anderem für die Veröffentlichung der "NSU-Akten" sorgte. Er war Mitinitiator von Hochschulwatch und OpenSCHUFA und gründete 2021 den Freiheitsfonds. Semsrott schreibt unter anderem für den fluter, netzpolitik.org und Le Monde diplomatique und ist zweifacher Träger des Otto Brenner Preises für kritischen Journalismus. 2024 erschien sein Bestseller Machtübernahme, in welchem er aufzeigt, was passiert, wenn Rechtsextremisten regieren und was wir dagegen tun können.
Der Vortrag ist anrechenbar für GSiK in den Zertifikaten „Interkulturelle Kompetenz“ im Bereich B (Globale Systeme) und dem Zertifikat „Nachhaltigkeit und globale Verantwortung“.