Intern
Globale Systeme und interkulturelle Kompetenz

»Bunt, gemeinsam, stark!«? Christopher Street Day und Gay Pride-Aktivitäten zwischen Anpassung und Aufstand

Datum: 29.04.2022, 14:00 - 20:45 Uhr
Kategorie: Blockseminare, B, C, D
Ort: Hubland Süd, Geb. PH1 (Philosophiegebäude), Übungsraum 12
Veranstalter: Europäische Ethnologie/Volkskunde // Fachbereich: Europäische Ethnologie/Volkskunde
Vortragende: Dr. Peter Hörz

Kommentar: Die Geschichte des Christopher Street Days (CSD) lässt sich als Erfolgsgeschichte schreiben: Zunächst innerhalb der ›Bewegung‹ umstritten (Dobler / Rimmele 2008, Shepard 2005) sind die Pride-Paraden längst sommerliche Fixpunkte in den Terminkalendern von Menschen, die sich als Teil der LGBTQ*-›community‹ verstehen oder deren Anliegen Sympathie entgegenbringen. Und dies sind durchaus viele: Die meisten Paraden und Pride-Festivals melden jährlich neue Besucher*innenrekorde, und allmählich erobert die Pride-Idee auch mittelgroße und selbst kleinere Städte. Und wollte sich anfänglich auf derlei Veranstaltungen kaum ein*e Politiker*in blicken lassen, so versuchen heute sogar Repräsentant*innen politischer Parteien rechts der Mitte die Annäherung an den CSD. Sind LGBTQ*-Anliegen im Zentrum der Gesellschaft angekommen? Es sieht so aus – zumindest auf den ersten Blick! Dennoch sind CSD und Pride-Festivals immer wieder in die Kritik geraten: Bemängelt wurde und wird, dass die Paraden zunehmend kommerzialisiert und politische Inhalte zugunsten von ›Party‹ und ›Wohlfühlfaktor‹ hintangestellt würden. Kritisiert wurde und wird, dass einige besonders starke und laute Gruppen, etwa die der schwulen Männer, Inhalte und Formen des Auftritts bestimmten, wohingegen kleinere Gruppen – zum Beispiel Transpersonen oder Intersexuelle – unzureichend repräsentiert würden. Kritisiert wurde und wird auch, dass die ›Bewegung‹ ihren politischen ›Biss‹ verloren und sich, im Gegenzug zu einem Mehr an gesellschaftlicher Akzeptanz, an heteronormative Lebensformen angepasst habe. Diese Kritik ließe sich möglicherweise mit Blick auf aktuelle soziologische Forschungen zu »hybriden Events« (Betz et al. 2017) und »vergnügtem Protest« (Betz 2016) relativieren. Doch seit Judith Butler 2010 auf dem Berliner CSD die Annahme des ihr zugedachten Zivilcourage-Preises verweigert und die Festival-Bühne für öffentlichkeitswirksame Kritik an der Veranstaltung und den diese organisierenden Menschen genutzt hat, sind weitere Kritikpunkte hinzugekommen: Die ›whiteness‹ der Paraden bei weitgehender Absenz migrantischer Gruppen und die Islamfeindlichkeit eines Teils der ›community‹. Es wird vom »Homonationalismus« (Puar 2007) gesprochen und davon, dass sich ein Teil der ›Bewegung‹ mit rassistischen, kulturalistischen und migrationsfeindlichen Positionen identifiziere.

Ausgehend von einer (auch historischen) Untersuchung des Konzeptes von Gay Pride werden im Rahmen der Lehrveranstaltung aktuelle Diskussionen um das Konzept und seine Ausführung in Paraden und Festivals sowie die dort vermittelten politischen Botschaften eines multiperspektivisch-kritisch Blicks unterzogen. Integraler Teil der Lehrveranstaltung ist die konkrete Auseinandersetzung mit dem CSD Würzburg – etwa in Gestalt beobachtender Teilnahme im Kontext des Events selbst und Gesprächen mit Aktivist*innen.

Das Blockseminar findet an folgenden Terminen statt:
Fr, 29.04.22  -  14-20:45 Uhr
Fr, 20.05.22  -  14-20:45 Uhr
Sa, 21.05.22 -  10-17:45 Uhr
Sa, 09.07.22 -  10-20:00 Uhr (CSD-Parade; genaue Zeit wird noch bekannt gegeben)

Weitere Informationen und Anmeldung auf WueStudy.

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