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Globale Systeme und interkulturelle Kompetenz

Einmal um die Welt und dann auf den Divan: Gončarovs "Fregat Pallada" und "Oblomov" (Aufbaumodul Literatur- und Kulturwissenschaft 2: Seminar)

Datum: 25.10.2021, 12:00 - 14:00 Uhr
Kategorie: Blockseminare, C, D
Ort: Hubland Süd, Geb. Z6 (Zentrales Hörsaal- u. Seminargebäude), Raum 1.012
Veranstalter: Slavistik // Fachbereich: Slavistik
Vortragende: Prof. Dr. Gesine Drews-Sylla

Ivan Gončarov veröffentlichte seinen Oblomov im Jahr 1859. Der gleichnamige Protagonist verbringt sein Leben auf dem Divan, lässt sich auch nicht von den energischen Bemühungen seines Freundes Štol’c und seiner Liebe zu einer Frau nicht aus seiner Lethargie reißen und geht schließlich an seiner eigenen Passivität zugrunde. In der zeitgenössischen Rezeption wurde für diese Form der destruktiven Langeweile der Begriff der „oblomovščina“ geprägt, ein Begriff, der in den russischen Wortschatz eingegangen ist. Literaturhistorisch ist Oblomov einer der Höhepunkte für den „lišnij čelovek“, den „überflüssigen Menschen“. Dieser literarische Typus wurde mit der russischen Romantik eingeführt und prägte die russische Literatur des 19. Jahrhunderts maßgeblich. Der Roman selbst, der zunächst als Fortsetzungsroman publiziert wurde, zählt zu den großen realistischen Texten der russischen Literatur, er kombiniert dabei jedoch so unterschiedliche Erzählformen wie die physiologische Skizze und die Idylle. 
Nur ein Jahr zuvor hatte Gončarov seinen Reisebericht Fregat Pallada veröffentlicht, der dem Oblomov diametral entgegengesetzt zu sein scheint. Zwischen 1852 und 1855 reiste Gončarov als Sekretär von Admiral Putjatin auf der Fregatte Pallas (Pallada) über England, Afrika und Südostasien bis nach Japan. Die Reise hatte die geheime Mission, Handelsbeziehungen mit dem seit dem 17. Jahrhundert sich selbst isolierenden Japan zu etablieren, was jedoch nicht gelang. Gončarov verließ die Fregatte schließlich und reiste über Sibirien auf dem Landweg zurück. Der Reisebericht, den er bereits während der Reise zu veröffentlichen begann, wurde nicht nur international rezipiert, sondern – so lässt eine Szene anklingen – vielleicht auch vom literarischen Oblomov. Und fast wäre Oblomov seinerseits in den literarisierten Bericht eingegangen – aber eben nur fast.
Im Seminar werden wir diese beiden Texte unabhängig voneinander lesen, aber auch miteinander in Beziehung setzen. So führt das Seminar in zwei grundlegende Erzählformen ein: den realistischen Roman des 19. Jahrhunderts sowie den Reisebericht. Der Oblomov wird dabei in seiner Relevanz für die russische Literatur- und Kulturgeschichte erfasst, Fregat Pallada auch mit anderen zeitgenössischen Reiseberichten kontextualisiert. Von besonderem Interesse ist zudem, wie die beiden Texte selbst intertextuell miteinander in Beziehung stehen. Thematisiert werden soll zudem auch die Übersetzungsgeschichte des Oblomov und von Fregat Pallada.
Das Seminar ist als Präsenzveranstaltung geplant. Sollten Sie damit Probleme haben, melden Sie sich bitte direkt bei Prof. Dr. Gesine Drews-Sylla!

Das Seminar findet wöchentlich statt. Weitere Informationen und Anmeldung unter WueStudy

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