Kafka im Kontext– regionale, interkulturelle und multimediale Perspektiven

Inhalt:
Anlässlich des 100. Todestages widmet sich das Seminar dem Werk Franz Kafkas im Hinblick auf die vielfältigen Zugänge und Deutungsansätze, die sich innerhalb des letzten Jahrhunderts zeit-, system- und gruppenabhängig herausgebildet haben. Dabei soll zunächst den Entstehungsbedingungen der Schriften im synchronen soziokulturellen Kontext nachgegangen werden. Der Autor selbst, seine Auffassung von Literatur im allgemeinen und seine literarischen Ambitionen stehen hier im Mittelpunkt. Thematisiert werden aber auch die Reaktionen anderer in Prag um 1910 relevanter Gruppen sowie die Vereinnahmung oder Ablehnung seiner Werke. Vor dem Hintergrund der zeittypischen Verknüpfung von Sprache, Nation und Ethnizität und den sich daraus ergebenden Identitätsangeboten steht Kafka auch im Spannungsfeld zwischen den Erwartungen und Wertvorstellungen des bürgerlichen Mittelstandes und den realen Aussichten eines freien Schriftstellertums.
Im Weiteren verfolgt das Seminar die Wandlungen und Konstanten der Kafka-Rezeption bis zur Gegenwart. In den Blick genommen werden die politisch-gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Nachwirkung sowie die Formen und Funktionen der produktiven Kafka-Rezeption in den Werken anderer Schriftsteller:innen. Im Fokus stehen sowohl die Unterschiede zwischen der slavischen, insbesondere tschechischen, und der ‚westlichen‘ literaturhistorischen Kanonisierung als auch die jeweiligen multimedialen Aktualisierungen und Adaptionen der Werke Kafkas in Film, Theater, Musik, Kunst und Graphic Novel. In methodischer Hinsicht finden Ansätze der Intertextualitätsforschung und Rezeptionsgeschichte ebenso Berücksichtigung wie komparatistische, kultur- und übersetzungswissenschaftliche Fragestellungen.

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