Intern
Globale Systeme und interkulturelle Kompetenz

Kulturwissenschaftler*innen auf dem Markt: Annäherungen an klassische und neue Arbeitsfelder

Datum: 21.04.2023, 14:00 - 18:00 Uhr
Kategorie: Blockseminare, C
Ort: Hubland Süd, Geb. PH1 (Philosophiegebäude), Übungsraum 16
Veranstalter: Europäische Ethnologie // Fachbereich: Europäische Ethnologie
Vortragende: Dr. Peter Hörz

Nur wenige Geisteswissenschaftler*innen seien, so Ludger Heidbrink und Harald Welzer in ihrem selbstbewussten Aufruf zum »Ende der Bescheidenheit« in den Geisteswissenschaften, dazu in der Lage, »ihre Ideen und Modelle so in der Öffentlichkeit zu präsentieren, dass sie als konkurrenzfähige Qualitätsprodukte ernst genommen werden und genügend Abnehmer finden«. Und mehr noch: Das Autorenduo attestiert Geisteswissenschaftler*innen einen »eklatanten Mangel an unternehmerischer Initiative«. Sieht man davon ab, dass sich viele Geistes- und Sozialwissenschaftler*innen kapitalistischen Verwertungszusammenhängen zu entziehen trachten und die Vorstellung einer sich vermarktenden Geisteswissenschaft mitunter scharfe Kritik herausfordert, so könnte man diesen Befund auch auf weite Teile des Faches Europäische Ethnologie und seiner großen Nachbardisziplinen wie den Literatur- und Geschichtswissenschaften beziehen. Denn auch hier ist es nicht selbstverständlich, dass man die sich selbst zu Markte trägt und den Versuch unternimmt, die eigene wirtschaftliche Existenz darauf zu gründen, neue Märkte für kultur- oder sozialwissenschaftliches Wissen zu schaffen. Wollte man diesen Weg beschreiten, so böte sich ein Blick in den angelsächsischen Raum an, wo es nicht unüblich ist, dass z.B. Sozial- oder Kulturanthropolog*innen den ethnographischen Blick öffentlichkeitswirksam auf die Probleme der Gegenwart lenken und dabei durchaus Mut zur konkreten Empfehlung ausweisen – an Unternehmen, staatliche Einrichtungen und NGOs. Vor diesem Hintergrund haben sich in Großbritannien und in den USA auch Ansätze einer so genannten »Business Ethnography« entwickelt, deren privatwirtschaftlich operierende Träger sich als wissenschaftliche Dienstleister für die Industrie verstehen und mittels ethnografischer Methoden strategische Fragen zu Marketing, Unternehmenskultur und ›human resources‹ beantworten.
Damit beschreiten diese Kulturwissenschaftler*innen freilich jenen Weg, den Dieter Kramer (1971) in seinem volkskundlich-selbstreflexiven Klassiker »Wem nützt Volkskunde?« als einen Weg in die »Markterschließungswissenschaft« kritisiert hat. Doch – ist es nicht vielleicht gar nicht so schlecht, wenn Kulturwissenschaftler*innen, einige davon auch Deutschland, in die Wirtschaft gehen, um als Markt- und Arbeitskulturforscher*innen oder Unternehmensberater*innen zeigen, wem Kulturwissenschaften auch Nutzen bringen und was Kulturwissenschaften zu leisten auch im Stande sind?
Ausgehend von den grundlegenden Fragestellungen nach sozioökonomischem Umfeld, Nutzen und Fähigkeiten der Kulturwissenschaften sollen in der Lehrveranstaltung Perspektiven älterer und neuer Brauchbarkeiten kulturwissenschaftlichen Wissens ausgelotet werden. Im Zentrum steht dabei vor allem die Annäherung an entsprechende Praxisfelder.

Das Seminar findet als Blockseminar statt: Fr., 21.04., 14-18:00; Fr., 05.05., 14-18:00; Sa., 06.05., 10-18:00; Fr., 07.07., 14-18:00; Sa., 08.07., 10-18:00

Anmeldung und weitere Informationen auf WueStudy.

Zurück