Landeskunde und Sprechfertigkeit 1 (Französisch)
Datum: | 05.11.2020, 14:00 - 16:00 Uhr |
Kategorie: | Blockseminare, A, B |
Ort: | Online |
Veranstalter: | Romanistik // Fachbereich: Romanistik |
Vortragende: | Dr. Julien Bobineau |
Französische und deutsche Kolonialgeschichte(n)
Die territoriale Ausbreitung Frankreichs begann im 16. Jhd. zunächst mit der Gründung einiger Handelsstützpunkte in der Karibik sowie an den Küsten Afrikas und Indiens. Die erste koloniale Hochzeit erlebte Frankreich unter der Herrschaft des ‚Sonnenkönigs‘ Ludwig XIV., der den Einfluss Frankreichs in Nordamerika weiter ausbaute und die französische Ökonomie vom transatlantischen Sklavenhandel profitieren ließ. Im 19. Jhd. kolonisierte Frankreich große Gebiete in West- und Nordafrika sowie in Indochina und etablierte ein Wirtschaftssystem, das auf der Ausbeutung der einheimischen Bewohner, Ländereien und Rohstoffe basierte. Im Zuge der Unabhängigkeitsbewegungen widersetzten sich die unterdrückten Völker jedoch und fügten Frankreich bspw. im Zuge der Kriege in Indochina (1946-1954) und Algerien (1954-1962) schwere Schäden zu, was schließlich zur Beendigung der ausbeuterischen Kolonialherrschaft führte. Heute spielt dieser menschenverachtende Abschnitt der französischen Geschichte eine untergeordnete Rolle: Noch im Februar 2005 verabschiedete das französische Parlament ein Gesetz, das Lehrer*innen in Frankreich dazu verpflichtete, im Schulunterricht ausschließlich positiv vom Kolonialismus zu sprechen, diesen allerdings nicht zu kritisieren.
Auch Deutschlands Geschichte als aktiver Kolonialakteur wurde lange Zeit in vielerlei Hinsicht vernachlässigt: Weder im schulischen Geschichtsunterricht oder in der akademischen Hochschulbildung, noch in der offiziellen Geschichtspolitik der Bundesrepublik spielt die Auseinandersetzung mit der kurzen, aber brutalen Kolonialherrschaft in den afrikanischen Kolonien Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, Deutsch-Ostafrika, das heutige Tansania, Togo und Kamerun eine angemessene Rolle.
Im Rahmen des Seminars sollen die Kolonialaktivitäten Deutschlands und Frankreichs miteinander verglichen werden. Dabei stehen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Ideologie, Umsetzung und Nachwirkungen der kolonialen Unternehmungen im Fokus der Diskussionen, die anhand von deutschen und französischen Quellentexten geleitet werden sollen.
Voraussetzung zur Teilnahme: Bestandene Kurse "Einführung in die Landeskunde Frankreichs" sowie "Einführung in die Landeskunde der Frankophonie" dringend empfohlen
Das Seminar findet wöchentlich online statt.
Weitere Informationen und Anmeldung auf WueStudy.