Prostitution in öffentlichen und wissenschaftlichen Diskursen - Annäherung an ein kontroverses Thema

»Trotz weitgehender Legalisierung, zunehmender Akzeptanz und einem durchaus großen (medien-) öffentlichen Interesse ist das Feld der Prostitution in Deutschland bis in die heutige Zeit eine ›Grauzone‹ des Sozialen geblieben, die sich der öffentlichen Wahrnehmung in weiten Teilen entzieht« schreibt die Soziologin Renate Ruhne in einem Aufsatz über den forschenden Zugang und Nichtzugang zum Thema ›Sexarbeit‹ und weist weiter darauf hin, dass »[s]elbst zuständige Behörden« und Beratungseinrichtungen meist nur über »selektive Einblicke« in dieses Feld verfügten. Und dies träfe nicht weniger für die Wissenschaften zu! Zurecht verweist Ruhne darauf, dass Prostitution in wissenschaftlichen Kontexten tabuisiert und als soziales Problem begriffen werde, zugleich aber auch Neugier wecke, Ablehnung provoziere und das Bedürfnis nach Kontrolle auslöse.
Nicht- oder Halbwissen, so lässt sich für wissenschaftliche wie gesellschaftliche Diskurse folgern, korrelieren mit unterschwelligem Voyeurismus, der Tendenz zu hochgradiger Emotionalisierung und »moral panic« (Stanley Cohen) sowie der Politisierung der Thematik im Sinne abolitionistischer Forderungen und Programmatiken, die derzeit vielerorts in Europa (Schweden, Frankreich...) Konjunktur haben. In den Vordergrund gestellt werden aktuell – als statistische Problemstellung wie als Fiktion – »sexual slavery« und »sex trafficking«, wohingegen Bilder von autonom arbeitenden »emanzipierten Sexarbeiter_innen als Avantgarde« (Andreas Ziemann) wenig Beachtung finden.
Im Rahmen der Lehrveranstaltung werden zunächst wissenschaftliche wie populäre Diskurse über Prostitution anhand ausgewählter Literatur verhandelt, wobei – abweichend vom diskursiven ›mainstream‹ – auch mann-männliche prostitutive Verhältnisse in den Blick genommen werden.

Das Seminar findet als Blockseminar statt:

Fr.,  20.10., 14-20:45 Uhr;
Fr.,  24.11., 14-19 Uhr;
Sa., 25.11.; 10-17:45 Uhr;
Sa., 13.01.; 10-17:45 Uhr

Anmeldung und weitere Informationen über Wuestudy.