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Die Herausforderung Mathematik

24.11.2020

Markus Bibinger hat seit diesem Semester den Lehrstuhl für angewandte Stochastik an der Universität Würzburg inne. In seiner Forschung dreht sich alles um die Gesetze des Zufalls und dazu passende Modelle.

„Mathematik ist nicht einfach zugänglich“, sagt Markus Bibinger. Gerade diese Herausforderung ist es, was ihn an dem Fach fasziniert hat.
„Mathematik ist nicht einfach zugänglich“, sagt Markus Bibinger. Gerade diese Herausforderung ist es, was ihn an dem Fach fasziniert hat. (Bild: Gunnar Bartsch / Universität Würzburg)

Der Hochfrequenzhandel mit Aktien an Börsen weltweit ist für Mathematiker wie Markus Bibinger ein Goldschatz. Nicht etwa, weil er die Kurse vorausschauend berechnen und somit sein persönliches Portfolio auf maximalen Gewinn optimieren kann. Sondern weil diese Form des Handels gewaltige Datenmengen produziert. „Allein die Aktie der Firma Apple produziert mehrere Millionen Preise durch Kauf- und Verkaufsanfragen an nur einem Tag“, sagt Bibinger. Für ihn als Stochastiker sei das eine „Datentiefe“, wie sie sonst kaum zu bekommen sei. Damit könne er sehr gut arbeiten, beispielsweise um mathematische Modelle zu kalibrieren, die er entwickelt hat.

Das Auf und Ab von Aktienkursen analysieren

Markus Bibinger hat seit dem 1. Oktober 2020 den Lehrstuhl für Mathematik VIII - Angewandte Stochastik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) inne. Stochastik: Darunter verstehen Mathematiker, vereinfacht gesagt, die Modellierung und die Gesetze des Zufalls. Oder anders formuliert: „Durch stochastische Prozesse werden dynamische Größen, die sich über die Zeit ändern, modelliert“, wie Bibinger sagt. Im Zentrum seiner Forschung stehen deshalb statistische Verfahren, mit denen sich Zufallsprozesse analysieren lassen, wie beispielsweise die Brown‘sche Bewegung von Molekülen und Atomen – oder das Auf und Ab von Aktienkursen.

„Ich forsche zur Statistik für stochastische Prozesse“ erklärt Bibinger. Dabei sucht er zunächst ein geeignetes Modell, welches die Realität hinreichend gut und dabei möglichst einfach beschreibt. Dieses kalibriert er anschließend mit der Information aus verfügbaren Beobachtungen hin zum Optimum. Erst dann komme es zur Anwendung, um eine Frage zu beantworten oder ein Problem zu lösen. „Das kann beispielsweise die Prognose zukünftiger Werte mit Angabe der Prognoseunsicherheit sein, wie wir es von der Wettervorhersage für die Temperatur kennen“, so der Mathematiker. Oder eben die bestmögliche Schätzung von Schwankungen und Korrelationen von Aktienkursen – ein Schlüsselelement des Risikomanagements an Finanzmärkten.

Mathematik macht Naturwissenschaften fassbar

„Mathematik ist eine grundlegende Wissenschaft. Sie erst macht die Naturwissenschaften fassbar“, sagt Markus Bibinger, wenn man ihn fragt, was ihn an diesem Fach so fasziniert, dass er es bis zum Lehrstuhlinhaber gebracht hat. Diese Faszination war nicht unbedingt von Anfang an bei ihm vorhanden; vor seinem Studium habe er auch andere Fächer in Betracht gezogen wie etwa Molekulare Biotechnologie oder Physik. Nachdem er für Mathematik eingeschrieben war, sei ein Wechsel allerdings nicht mehr in Frage gekommen. Und dann habe sich recht schnell herauskristallisiert, dass vor allem die angewandte Mathematik und die Stochastik die Bereiche sind, die ihn besonders interessieren. Was ebenfalls dazu beigetragen hat, dass er dabei geblieben ist: „Mathematik ist nicht einfach zugänglich. Man kann dort nicht über reines Lernen zum Erfolg kommen“. Diese Herausforderung habe ihn gereizt.

Lebenslauf

Markus Bibinger (Jahrgang 1981) stammt aus Ulm; an der Universität Heidelberg hat er Mathematik mit Physik als Nebenfach studiert und 2007 mit dem Diplom abgeschlossen. 2011 wurde er an der Humboldt-Universität zu Berlin promoviert. Für seine Dissertation wurde er mit dem Förderpreis der Fachgruppe Stochastik der Deutschen Mathematiker-Vereinigung ausgezeichnet.

Von 2011 bis 2015 war Bibinger Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich „Ökonomisches Risiko“ an der HU Berlin. Nach Forschungsaufenthalten in Chicago und in Paris wurde er 2015 zum Juniorprofessor für Theoretische Ökonometrie und Statistik an der Abteilung Volkswirtschaftslehre der Universität Mannheim berufen. Von Februar 2016 bis September 2020 hatte er an der Philipps-Universität Marburg eine W2-Professur für Stochastik inne.

Kontakt

Prof. Dr. Markus Bibinger, Lehrstuhl für Mathematik VIII - Angewandte Stochastik, T: +49 931 31-87610, markus.bibinger@mathematik.uni-wuerzburg.de

Von Gunnar Bartsch

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