Doppeltes Plus für das Lehramtsstudium in der Physik
10.06.2014Gleich zwei Seniorprofessoren werden in Zukunft die Lehre in der Fakultät für Physik und Astronomie der Universität Würzburg verstärken. Finanziert von der Wilhelm-und-Else-Heraeus-Stiftung, werden sie in den kommenden drei Jahren bei der Ausbildung zukünftiger Lehrkräfte zum Einsatz kommen.
Eigentlich ist Professor Reinhold Rückl bereits seit dem Jahr 2010 emeritiert. Und eigentlich kann Professor Wolfgang Kinzel schon jetzt das Ende seiner Tätigkeit an der Universität absehen – im April 2015 sollte es soweit sein. Doch von Ruhestand keine Spur: Beide werden für weitere drei Jahre als Seniorprofessoren in der Fakultät für Physik und Astronomie aktiv sein. Die Wilhelm-und-Else-Heraeus-Stiftung hat soeben die entsprechenden Anträge genehmigt. Damit gehen in diesem Jahr zwei von insgesamt vier bewilligten Anträgen nach Würzburg.
Freude beim Dekan der Fakultät
Einer, der sich über diesen Erfolg freut, ist der Dekan der Fakultät, Professor Vladimir Dyakonov: „Reinhold Rückl und Wolfgang Kinzel sind erfolgreiche Physiker, die seit mehreren Jahren das Fach ‚Theoretische Physik‘ in der Ausbildung der Physik- und Nebenfachstudierenden an unserer Fakultät mit Erfolg vertreten haben und dabei eine hohe Anerkennung durch die Studierenden genossen“, sagt Dyakonov.
Dass die beiden sich nun weiterhin in der Lehre engagieren, sei ein Glücksfall für die Fakultät. „Damit bleibt viel Know-how erhalten, was der Qualität der Ausbildung der Lehramtsstudierenden sicherlich zugutekommt“, so Dyakonov. Schließlich habe der Erhalt der hohen Ausbildungsqualität der Lehrerinnen und Lehrer in den MINT-Fächern eine besondere Bedeutung für die Zukunft, nicht zuletzt wegen der Verkürzung der Gymnasialzeit und der Umstellung des Lehramtsstudiums in Bayern, sagt Dyakonov. Umso mehr habe er sich gefreut, dass beide Bewerbungen erfolgreich waren.
Freude in der Didaktik der Physik
Auch Professor Thomas Trefzger freut sich über den Erfolg. Trefzger ist Inhaber des Lehrstuhls für Physik und ihre Didaktik sowie Leiter des MIND-Centers – des Mathematischen, Informationstechnologischen und Naturwissenschaftlichen Didaktik-Zentrums der Universität Würzburg. „Die beiden Seniorprofessuren bedeuten ein großes Plus sowohl für die Ausbildung der Lehramtsstudierenden im Fach Physik wie auch für das MIND-Center“, sagt Trefzger.
Engagement im MIND-Center
So werde beispielsweise Reinhold Rückl neben seinen Vorlesungen im Fach „Theoretische Physik“ eng mit dem MIND-Center zusammenarbeiten. „Er wird dort unter anderem im Schülerforschungszentrum Projekte begleiten und den Schülern und Studierenden mit Rat und Tat zur Seite stehen“, so Trefzger. Außerdem werde er gemeinsam mit Lehramtsstudierenden wissenschaftliche Begleittexte für die Exponate der Mit-Mach-Ausstellung „TouchScience@M!ND“ entwickeln. Dabei lernen Lehramtsstudierende, „aktuelle Forschungsergebnisse zu elementarisieren und didaktisch zu rekonstruieren“, wie Trefzger sagt – eine Fähigkeit, die zur täglichen Arbeit einer Lehrkraft an der Schule gehöre und im Studium bisher zu wenig gefördert werde.
Ein neues Lehrbuch für Lehramtsstudierende
Auch Wolfgang Kinzel wird als Seniorprofessor neben seiner Vorlesungstätigkeit ein Projekt verfolgen, das den Lehramtsstudierenden zugutekommen soll: „Er plant, ein neues Lehrbuch für die Theoretische Physik zu schreiben, das zum ersten Mal auch den Alltagsbezug von Begriffen wie Energie, Schwingungen oder Wellen aufgreift“, so Trefzger. Für angehende Lehrer sei das ein großer Gewinn, schließlich sei Alltagsbezug bei der Vermittlung physikalischen Wissens ein wichtiges Element, um das Interesse der Schüler zu steigern.
Zusätzlich wird Kinzel weiterhin einen Klausurenkurs anbieten, in dem Lehramtsstudierende in idealer Weise auf die Staatsexamensprüfung in Theoretischer Physik vorbereitet werden.
Wilhelm und Else-Heraeus Seniorprofessuren
Seit dem Jahr 2008 finanziert die Wilhelm-und-Else-Heraeus-Stiftung Seniorprofessuren – ursprünglich mit dem alleinigen Ziel, die Situation von Lehramtsstudierenden zu verbessern. Inzwischen hat die Stiftung die Bestimmung verallgemeinert. Unterstützt werden nun auch Professoren, die einen „innovativen Beitrag zur Ausbildung im Fach Physik“ leisten – wobei die Lehrerausbildung auch weiter im Fokus der Förderung stehen soll.
Gefördert werden nach Aussagen der Stiftung „Wissenschaftler aus der Physik, welche die hohe Bedeutung der Lehrerausbildung erkannt haben und sich aktiv für deren Verbesserung einsetzen“. Ideale Kandidaten seien Physiker „mit hoher fachlicher Reputation, langjähriger Erfahrung in der Lehre, Akzeptanz in ihrer Fakultät und überzeugendem Engagement in Fragen der Lehrerausbildung und des Schulunterrichts“ – alles Eigenschaften, die bei Reinhold Rückl und Wolfgang Kinzel in hohem Maß vorhanden seien, so Vladimir Dyakonov.
Die Stiftung und ihre Gründer
Zweck der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung ist „die Förderung der Forschung und Ausbildung auf dem Gebiet der Naturwissenschaften durch unmittelbare und mittelbare Aktivitäten“, wie es in der Satzung heißt. Dabei ist die Stiftung sowohl operativ als auch fördernd tätig. Stiftungsgründer ist das Ehepaar Dr. Wilhelm Heinrich Heraeus und Else Heraeus. Mit ihrer 1963 gegründeten Stiftung verfolgten sie zunächst drei Ziele: bedürftige Kinder zu unterstützen, einen Kindergartenneubau in Hanau mitzufinanzieren und den Regionalverband Hessen-Mittelrhein-Saar der Deutschen Physikalischen Gesellschaft zu fördern. 1972 gab sich die Stiftung eine neue Verfassung.