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Lehre

Eine Enzyklopädie der Fachdidaktik

25.03.2014

Den aktuellen Stand der Diskussion um Themen, Inhalte und Methoden in den Fachdidaktiken von 36 verschiedenen Fächern versammelt ein neues vierbändiges Werk, das gerade erschienen ist. Einer der beiden Herausgeber ist der Würzburger Sportwissenschaftler Harald Lange.

Frisch aus der Druckpresse: Das vierbändige Werk über die Fachdidaktiken 36 verschiedener Fächer. (Collage: Gunnar Bartsch)

Was sollen Kinder in der Schule lernen? Wie sollen sie lernen? Wie wird die Welt für Kinder thematisch? Und wie entstehen eigentlich die Themen für den Fachunterricht? Mit diesen – und vielen weiteren damit zusammenhängenden Fragen beschäftigt sich die Schriftenreihe „Forschungs- und Lehrzusammenhang Themenkonstitution“. Soeben sind die Bände 7 bis 10 dieser Reihe erschienen, herausgegeben von zwei Sportwissenschaftlern und Fachdidaktikern: Professor Harald Lange (Universität Würzburg) und Professorin Silke Sinning (Universität Koblenz-Landau).

Wie Inhalte zu Themen werden

Themenkonstitution: Der Fachdidaktiker versteht darunter die Frage, wie Inhalte, Sachen und Gegenstände für Schüler im Unterricht zu einem Thema werden können. Was sich für den Laien sehr abstrakt anhört, lässt sich an einem Beispiel gut verdeutlichen.

„Wenn zwei Jungs sich zum ersten Mal treffen und im Hinterhof einen Fußball hin- und herkicken, ist Fußballspielen der Inhalt, das eigentliche Thema lautet aber: Sich kennen lernen“, erklärt Harald Lange. Anders im Fußballverein: Da geht es zwar auch ums Fußballspielen, das Thema hier lautet aber „Auswahl der elf Besten“. Deshalb feilen die Nachwuchskicker im Verein an ihrer Technik und versuchen sich ständig zu verbessern. Ein drittes Thema taucht – im Idealfall – im Sportunterricht der Schule auf: „Dort sollte beim Fußballspielen die Vermittlung von Spaß an der Bewegung für alle Kinder im Vordergrund stehen“, erklärt Harald Lange.

Umfassender Überblick über 36 Fächer

Ziele, Inhalte und Methoden bilden gemeinsam das Thema des Unterrichts. Welche Themen zurzeit in der Schule von Bedeutung sind, wie sie sich im Laufe der Zeit verändert haben und welche Diskussionen es aktuell darum gibt: Darüber verschafft das Werk der beiden Sportwissenschaftler einen umfassenden Überblick. Mehr als 40 Fachdidaktiker aus dem deutschsprachigen Raum haben daran mitgearbeitet und insgesamt 36 Beiträge zu 36 Fächern und Lernbereichen beigesteuert – darunter auch drei weitere Mitglieder der Universität Würzburg: Andreas Nießeler, Professor für Grundschuldidaktik mit dem Schwerpunkt Sachunterricht, und Dieter Wrobel, Inhaber des Lehrstuhls für die Didaktik der deutschen Sprache und Literatur, sowie Oliver Reuter, Professur für Kunstpädagogik).

Der Austausch zwischen 40 verschiedenen Fachdidaktiken soll dabei behilflich sein, bewährte, tradierte und wirksame Bauformen und Prinzipien des Lehrens und Unterrichtens zu identifizieren. Gleichzeitig sollen aber auch die zentralen Themen der Fächer ans Licht gebracht und reflektiert werden. Die gesammelten Aufsätze bieten außerdem die Möglichkeit, Vergleiche zwischen den jeweiligen Fächern zu ziehen und auf diese Weise Gemeinsamkeiten, möglicherweise aber auch Unterschiede festzustellen.

Keine konkreten Handlungsanweisungen

Nur eines wollen die vier Bände nicht: Konkrete Handlungsanweisungen für Lehrer geben. „In den vergangenen Jahren wurde der Inhaltskanon in den Lehrplänen der Schulen immer weiter ausgedehnt. Dazu kam dann noch die Entwicklung der inklusiven Schule. Das zusammen stellt Lehrer vor große fachdidaktische Herausforderungen“, sagt Harald Lange. Eine Art Handbuch mit Vorschlägen zum Herauskopieren würde dieser Herausforderung nicht gerecht. Schließlich hätten Lehrkräfte nicht umsonst „methodische Freiheiten“ und könnten selbst entscheiden, wie sie ein bestimmtes Thema in Szene setzen wollen.

Die Idee: „Ich entwickle eine Unterrichtsstunde, und ihr setzt die dann um“ fällt nach Langes Meinung viel zu eindimensional aus. Darüber hinaus sei es Aufgabe der Fachdidaktik, Modelle und Theorien zu entwickeln, an denen sich „Praktiker“ orientieren könnten. Wenn diese am Ende allerdings in konkrete Beispiele münden – umso besser. Das ist auch der nächste Schritt, über den Lange nach der Veröffentlichung der neuen Bände nachdenkt: Konkrete Unterrichtsmodelle aus dem Sport zusammentragen und veröffentlichen. Und natürlich die Kollegen aus den anderen Fachgebieten dazu zu animieren, das Gleiche für ihre Fächer zu tun.

Die Schriftenreihe

Lange und seine Mit-Herausgeberin Silke Sinning haben die 36 verschiedenen Unterrichtsfächer entsprechend ihrer Gegenstandsfelder in vier Fachbereiche zu je sieben bis zwölf Fächern beziehungsweise Lernbereichen aufgeteilt und auf die vier Bände verteilt. Dementsprechend beschäftigt sich jeweils ein Band mit sprach- und kommunikationsbezogenen, mit geistes- und sozialwissenschaftlichen, mit naturbezogenen und mit ästhetisch-leiblichen Fächern und Lernbereichen. Erschienen sind die Bände in der Schriftenreihe „Forschungs- und Lehrzusammenhang Themenkonstitution“ im Schneider Verlag Hohengehren.

Kontakt

Prof. Dr. Harald Lange, T: (0931) 31-80283, harald.lange@uni-wuerzburg.de

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