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Lehre

Inklusive Wasserexperimente

10.02.2015

Wenn Kinder mit unterschiedlichem Förderbedarf gemeinsam in einer inklusiven Klasse unterrichtet werden, müssen die Vorbereitung und der Unterricht spezielle Anforderungen erfüllen. In einem Seminar der Lernwerkstatt Sonderpädagogik haben Lehramtsstudierende dies in der Praxis erprobt.

Wasser ist nicht gleich Wasser. Es kann beispielsweise kalt, warm oder heiß sein.

Wie viele Münzen passen in ein randvolles Glas Wasser? Wie weit spritzt das Wasser aus unterschiedlich vollen Flaschen? Welche Substanz löst sich in Wasser auf und wie kann man sie wieder zurückholen? Wenn in der Grundschule Experimente zum Thema „Wasser“ auf dem Stundenplan stehen, ist für die Kinder Spaß garantiert. Mehr Stress als Spaß dürften solche Stunden für die verantwortliche Lehrkraft bedeuten – vor allem, wenn sie in einer inklusiven Klasse unterrichtet. Einer Klasse also, in der auch Schüler mit einem sehr hohen sonderpädagogischen Förderbedarf integriert sind.

Intensive Vorbereitung ist nötig

Was muss bei der Planung und Vorbereitung solcher Stunden verändert werden, damit Kinder mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf gemeinsam unterrichtet werden können? Wie nehmen die Schüler inklusiv vorbereitete Lerngegenstände auf? Sind die Angebote tatsächlich tragfähig für alle Kinder? Das haben in diesem Semester Lehramtsstudierende der Uni Würzburg in einem Projekt der Lernwerkstatt Sonderpädagogik am Beispiel der Wasserexperimente untersucht – und in der Praxis erprobt. Die Lernwerkstatt arbeitete dafür mit einer inklusiven Klasse der zweiten Jahrgangsstufe an der Heuchelhof-Grundschule zusammen. Für sie haben die Studierenden Projektangebote zum Thema „Wasser“ erarbeitet.

„Zu Beginn haben die Studierenden den Kenntnisstand der Schüler zum Thema ‚Wasser‘ eruiert und die Schüler gefragt, welche Themen sie besonders interessieren“, schildert Walter Goschler, Leiter der Lernwerkstatt, die Vorgehensweise. Dabei standen die verschiedenen Förderbedürfnisse der Kinder im Mittelpunkt. Auf dieser Grundlage haben die Studierenden dann acht verschiedene Themenbereiche detailliert geplant und vorbereitet. Das Besondere daran: „Alle Angebote mussten so konzipiert werden, dass den Schülern verschiedene Zugangsebenen ermöglicht wurden: basal-perzeptive, konkret-gegenständliche, anschaulich-symbolische und abstrakt-begriffliche, wobei der Bildungsgehalt jeweils der gleiche blieb“, so Goschler. Dies sei Voraussetzung dafür, dass alle Kinder an den Experimenten teilnehmen und dabei zusammen arbeiten können. Während der Experimente wurden die Schüler von den Studierenden begleitet beziehungsweise beobachtet, um so herauszufinden, ob die Angebote auch den gewünschten Erfolg hatten.

Stimmen der Beteiligten

„Für mich war die Zusammenarbeit mit den Kindern eine tolle Erfahrung“, sagt Sara Stumpf. Die Studentin für das Lehramt am Gymnasium war besonders von den Reaktionen der Kinder angetan: „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie mit solchem Wissensdrang und hochmotiviert mitarbeiten würden. Selbst die heterogene Zusammenstellung der Klasse war überhaupt kein Problem.“

Marina Bottke studiert für das Lehramt an Sonderschulen. Ihr habe an dem Projekt gefallen, dass sie Inklusion nicht nur in einer erfolgreichen Anwendung sehen konnte, sondern die Möglichkeit hatte, „zu lernen, den Unterricht von heterogenen Gruppen angemessen zu gestalten“. Ein Aspekt, den auch Tobias Joebges lobt: „Durch das Seminar wird ein Einblick in die Praxis geboten. Besonders toll ist die Möglichkeit, die Stationen mit einer Schulklasse zu erproben.“

Auch die Klassenlehrerin war von den zwei Tagen in der Lernwerkstatt angetan: „Die Kinder konnten selbsttätig mit vielen unterschiedlichen Materialien experimentieren. Dies ermöglichte ein Lernen mit allen Sinnen und somit ein Lernen für jedes einzelne Kind unserer Inklusionsklasse“, sagt Andrea Eichelsbacher. Sie ist überzeugt davon, dass ihre Schüler „beeindruckende Erkenntnisse und Erfahrungen“ sammeln konnten, die ihnen noch lange in Erinnerung bleiben werden.

Eine Kooperation verschiedener Lehrämter und Studiengänge

Das Projekt wurde geplant und durchgeführt im Rahmen eines Seminares der Lernwerkstatt am Institut für Sonderpädagogik. Die Studierenden aus ganz unterschiedlichen Semestern konnten auf die Unterstützung des betreuenden Dozenten Walter Goschler und von Maria Kauczok, einer ehemaligen Lehrkraft einer inklusiven Schule, zugreifen. Mitgearbeitet haben Studierende der Lehrämter Sonderschule, Grundschule, Mittelschule, Gymnasium und Bachelor-Studierende vom ersten bis zum zehnten Semester.

Kontakt

Walter Goschler, Lernwerkstatt des Instituts für Sonderpädagogik, T (0931) 31-89118, walter.goschler@uni-wuerzburg.de

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