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Jura-Studierende: Erfolg bei internationalem Wettbewerb

02.05.2017

In die Rolle von Anwälten schlüpfen und Parteien in einem fiktiven Schiedsverfahren vertreten: Sechs angehende Juristen aus Würzburg haben am weltweit größten Wettbewerb im Wirtschaftsrecht teilgenommen. Mit Erfolg.

Das Würzburger Vis Moot Team (v.l.): Julia Thiesen, Heiko Hanusch, Wulf Bott, Rüdiger Morbach (Coach), Kora Philipp, Mareike Brack, Waldemar Kosirew. (Foto: Katia Rener/Mareike Brack).

Der „Willem C. Vis International Commercial Arbitration Moot“ oder kurz „Vis Moot“ ist nach eigenen Angaben einer der ältesten juristischen Wettbewerbe. Und mit rund 2.000 Teilnehmern aus über 340 Universitäten eine der größten Veranstaltungen weltweit. Das Prinzip dabei: Studierende der Rechtswissenschaften nehmen die Rolle von Anwälten ein und vertreten gegnerische Parteien in einem fiktiven Schiedsverfahren

Das Schiedsgericht: bedeutende Rolle in der Praxis

Schiedsgerichte sind „private Gerichte“. Sie bringen Unternehmen in der Regel viele Vorteile: Oftmals können Schiedsverfahren schneller und kostengünstiger abgewickelt werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Schiedsrichter mit spezieller Branchenkenntnis zu benennen. Damit handelt es sich um eine Methode der alternativen Streitbelegung, bei der sich die Vertragsparteien mittels einer sogenannten Schiedsvereinbarung der Rechtsprechung nichtstaatlicher Schiedsgerichte unterwerfen.

Im internationalen Kontext ist die Schiedsgerichtsbarkeit besonders attraktiv. Bei grenzüberschreitenden Transaktionen kann das Schiedsgericht ein neutrales Forum sein. Keine Partei hat einen „Heimvorteil“. Aus diesen Gründen kommt dieser Art der Streitbeilegung in der Praxis eine bedeutende Rolle zu. Gerade für angehende Juristen lohne es sich deshalb, über den Tellerrand der deutschen Juristenausbildung zu werfen.

Würzburg ist regelmäßig dabei

Die Universität Würzburg nimmt seit 2009 regelmäßig an dem Wettbewerb teil. Das Projekt beginnt jedes Jahr im September und endet mit dem großen Finale an Ostern in Wien. In der ersten Phase des Wettbewerbs erstellen die teilnehmenden Teams Schriftsätze für die Parteien, in der zweiten Phase bereiten sie sich auf die mündlichen Verhandlungen vor.

In diesem Jahr bekamen die Teilnehmer die Aufgabe, um die Zahlung eines Kaufpreises zu streiten. Ein Kläger und ein Beklagter verhandelten dabei um verfahrensrechtliche Finessen ihrer Streitbeilegungsklausel, wie es in der Fachsprache heißt.

Während es beim gewöhnlichen Jurastudium hauptsächlich um das Verfassen von Gutachten geht, müssen die Studierenden beim Wettbewerb anders vorgehen: Nicht das Abwägen von Argumenten steht im Vordergrund. Es geht um das Vertreten der parteilichen Interessen. Zunächst geschieht dies aus Sicht des Klägers. Nach etwa sieben Wochen steht die Sicht des Beklagten im Fokus.

Anstrengend und lehrreich

Die Vorbereitungen auf die Verhandlungen in Wien, Ende Januar, die sogenannten Pleadings, seien für viele Teilnehmer „die anstrengendsten, lehrreichsten aber auch besten im Studium – nicht zuletzt wegen vieler Kanzleibesuche und Reisen“, sagen zumindest die Mitglieder des Würzburger Teams.

Denn um die Teilnehmer des Wettbewerbs bestmöglich vorzubereiten, luden Großkanzleien Teams ein und veranstalteten Übungstermine. Dabei agierten die Profis als Schiedsrichter und gaben wertvolle Tipps für den Inhalt der Plädoyers sowie für das anwaltliche Auftreten.

Bei den eigentlichen Pleadings sitzen sich dann zwei Teams gegenüber und vertreten vor einem dreiköpfigen Tribunal die Streitparteien. Nicht nur die fachliche Kompetenz ist hier ausschlaggebend, sondern auch eine bestimmte Etikette: Die Zusammenarbeit mit dem Teampartner, das Einhalten von formalem Englisch oder das Tragen von Business-Kleidung.

Besondere Leistung in Würzburg

Die Würzburger Jura-Studentin Kora Philipp wurde in diesem Jahr für ihre herausragende Leistungen ausgezeichnet: Sie erhielt eine „Honourable Mention“ und zählt zu den besten Teilnehmern des Wettbewerbs.

„Der Vis Moot vermittelt Teamspirit, Belastbarkeit und bringt sicheres Auftreten in Stresssituationen bei. Er beinhaltet eine rhetorische Ausbildung und gewährt einen tiefen Einblick in das internationale Recht“: So beschreibt das Würzburger Team, warum es an dem Wettbewerb teilgenommen hat.

Zum ersten Mal in die Rolle eines Anwaltes gezwungen, könnten sie dabei lernen, aus einer verloren geglaubten Position das Beste herauszuholen, um seinen Mandanten erfolgreich zu vertreten. Und nicht zuletzt treffe man neue Freunde, dürfe mit renommierten Anwälten fachsimpeln und viel reisen.

Teilnehmer gesucht

Die Universität Würzburg wird im Jahr 2018 am 25. Wettbewerb teilnehmen und sucht nach interessierten Studenten. Spezifisches Vorwissen wird nicht benötigt. Wichtig sind Interesse, Teamfähigkeit und gute Englischkenntnisse. Da neben der Teilnahme am Vis Moot kein geregeltes Studium möglich ist, gibt es eine Freischussverlängerung. Die Teilnahme wird durch Sponsorengelder finanziert.

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