Intern
Lehre

Lernen 4.0?

11.10.2016

Welche Ausprägungen des eLearnings existieren aktuell? Wie können an der Uni Würzburg unterschiedliche Lernszenarien in die Präsenzlehre eingebaut werden? Welche technische Unterstützung gibt es für Dozenten? Solche Fragen wurden beim dritten eLearning-Tag des Rechenzentrums beantwortet.

Mit Clickern lässt sich eine anregungsreiche und aktivierende Lehrveranstaltung realisieren, die für Dozierende und Studierende Aha!-Erlebnisse bereit hält. (Bild: Uni Würzburg)

Angesichts unzähliger Neuerungen in der Lehre kann man sich durchaus fragen: „Was heißt und zu welchem Ende führt eLearning in der Hochschule 4.0“. Eine Antwort gaben Professor Hans-Georg Weigand, Wolfgang Weigel und Jan Wörler vom Lehrstuhl für die Didaktik der Mathematik. Führt die Euphorie über technologische Entwicklungen zu einer „Hochschule 4.0“? Oder führen Enttäuschungen und Ernüchterungen zu einer Rückbesinnung auf das traditionelle Lehren und Lernen?

Die Referenten sprachen sich für einen Mittelweg aus, für ein „Lernen 3.0“: Klassische Vorlesungen werden auch in Zukunft stattfinden, virtuelle Vorlesungen sowie das individualisierte Arbeiten der Studierenden mit Lehrvideos, Blogs oder anderem werden zunehmen. Der tatsächliche Nutzen von digitalen Medien in der Lehre wird in der Zukunft an der Balance zwischen dem Einsatz neuer Medien und traditionellen Lehrformen gemessen werden.

„Inverted Classroom – Lehre auf den Kopf gestellt“: Über diesen Teilaspekt aus dem großen Feld des eLearning sprachen Tina Heurich (Rechenzentrum) und Thomas Schröter (ProfiLehre). Die Grundidee des Inverted Classroom ist das Umkehren von Präsenzzeit und Übungsort: Studierende erarbeiten sich vor der Lehrveranstaltung das nötige Fachwissen, das dann zusammen mit dem Dozierenden Anwendung findet. Zum erklärten didaktischen Ziel wird damit das Lernen durch Praxis.

In der Regel geschieht im Inverted Classroom die Wissensaneignung durch Lehrvideos, die in einem virtuellen Klassenzimmer – an der Uni Würzburg die Lernplattform WueCampus – zur Verfügung gestellt werden. Davon profitieren gerade Einführungskurse und Überblicksvorlesungen: Statt jedes Semester aufs Neue dieselben Inhalte präsentieren zu müssen, erstellen die Dozierenden einmalig Lehrvideos, durch die immer wieder auf das zu vermittelnde Grundwissen zurückgegriffen werden kann.

Lehrvideos gut mit Präsenzveranstaltungen kombinieren

Videoarten können hier sein: Erklärvideo, Legefilm, Screencast oder mit Mikro, Kamera und Graphiktablet produzierte Videos. Für den Erfolg von Inverted Classroom ist entscheidend, die Lehrvideos mit einer methodisch durchdachten Präsenzphase zu kombinieren. Denn: „E-Learning is not just Videos“, so formulierte es Professor Jürgen Handke (Uni Marburg) als deutscher Hauptvertreter des Inverted Classroom-Modells. In der Präsenzzeit finden betreute Lerneinheiten statt, der Dozierende ist weniger Wissensvermittler als Coach und hat mehr Zeit für Fragen, Probleme und Diskussionen mit Studierenden zur Verfügung.

An der Uni Würzburg werden für die didaktische und technische Umsetzung des Inverted Classroom-Konzeptes in den kommenden Jahren umfassende Maßnahmen umgesetzt werden. Das geschieht im Rahmen der Projekte, die im „Qualitätspakt Lehre“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert werden.

Clicker für eine aktivierende Lehre

Professor Wolfgang Lenhard vom Lehrstuhl für Psychologie IV präsentierte das Thema „Verbesserung von Motivation und Arbeitsintensität mit Hilfe von 'Clicker'-basierten, interaktiven Veranstaltungselementen“. Der Träger des „Preises für gute Lehre an den staatlichen Universitäten in Bayern“ setzt in seinen Lehrveranstaltungen auch „Clicker“ ein, die an der Uni Würzburg im Rahmen der vom BMBF geförderten Projekte im „Qualitätspakt Lehre“ für Dozierende aller Fächer zur Verfügung gestellt werden.

Mit Clickern lässt sich laut Lenhard eine anregungsreiche und aktivierende Lehrveranstaltung realisieren, die für Dozierende und Studierende Aha!-Erlebnisse bereit hält. Ein Mehrwert liegt in den nicht-öffentlichen Antworten der Teilnehmer und in der anonymen Erhebung von Wissen, Wiederholungen und Einstellungen sowie in der Initiierung von Reflexionsprozessen. Die Studierenden schätzen die ihrerseits aktive Einbindung in die Lehrveranstaltung – ob Vorlesung, Seminar oder Übung – und erleben die unmittelbare Wissenskontrolle sowie den direkten Bezug zum Lehrinhalt durchaus positiv.

CaseTrain für Unterricht und Prüfungen

Rainer Scheuchenpflug vom Lehrstuhl für Psychologie III erläuterte verschiedene Praxisbeispiele in seinem Vortrag „Wie man die ‚Massen‘ bändigt: Einsatz elektronischer Dienste des Rechenzentrums für Lehre und Prüfungen“.

Eine Lehrveranstaltung bringt vielfältige Aufgaben mit sich: Kommunizieren mit Studierenden, Organisieren von Abläufen, Vermitteln von Lehrinhalten, Evaluieren, Bereitstellen von Trainingsmaterial, Bewerten von Übungen und natürlich Prüfungen und deren Vorbereitung. Scheuchenpflug zeigte auf, wie man an der Uni Würzburg WueCampus, Lecture und CaseTrain effektiv, effizient und zufriedenstellend für diese Aufgaben einsetzen kann – auch bei Veranstaltungen mit kontinuierlich steigenden Teilnehmerzahlen.

„CaseTrain – Fallbasiertes Training online“ wurde an der Uni Würzburg entwickelt und ist eine zunehmend beliebter werdende Lernform, bei der die Studierenden selbstständig echte Praxisfälle oder praxisnahe, didaktisch aufbereite Problemfälle lösen müssen. CaseTrain eignet sich zum Überprüfen von kurz zuvor erworbenem Wissen und als Grundlage für das problemorientierte Lernen. Das Tool wird zudem bei elektronischen Klausuren eingesetzt, zu denen die Studierenden ihre eigenen Rechner mitbringen.

Medizin-Prüfungen mit Tablets

Professorin Sarah König, Lehrstuhlinhaberin für Medizinische Lehre und Ausbildungsforschung, referierte über „Prüfung mit Tablets – die Zukunft im Blick“: In der Medizinischen Fakultät werden derzeit elektronische Prüfungen für bis zu 180 Prüflinge implementiert. Die Prüfungen sollen dabei mit iPads im WLAN durchgeführt werden.

Hierfür kommt eine neue Version des CaseTrain-Prüfungssystems zum Einsatz, die für diese iPads optimiert ist. Das elektronische Format erlaubt bzw. vereinfacht innovative Prüfungsformate wie zum Beispiel das Befunden von Bildern oder die Eingabe von Freitext-Antworten und deren automatische Auswertung.

Digitalisierung und Dienstrecht

Christoph Müller von der Medizinischen Fakultät sprach über das „Spannungsfeld zwischen Idealismus und Föderalismus. Dienst- und kapazitätsrechtliche Aspekte bei der Anrechnung digitaler Lehre auf das Lehrdeputat“. Digitale Lehr- und Lernformate werden vielerorts gefordert, jedoch wirken institutionelle und rechtliche Barrieren mitunter bremsend. Insbesondere die kapazitäts- und dienstrechtliche Anrechnung digitaler Lehrformate auf das Lehrdeputat ist unpräzise geregelt und nicht adäquat an den technologischen Fortschritt angepasst. Müller diskutierte hier mögliche Lösungswege.

Einen rechtlichen Aspekt behandelte auch Johannes Nehlsen vom Rechenzentrum. Er beantwortete in seinem Vortrag „Urheberrecht im Kontext der digitalen Lehre“ Fragen wie: Wie setze ich Inhalte aus den Weiten des Internets rechtlich richtig für die digitale Lehre ein? Wo lauern Fallstricke, wie kann ich diese umgehen? Was tun in Konfliktfällen?

Webinare, Virtuelle Hochschule und Neues vom Rechenzentrum

Im Vortrag „Kann man mich hören? Mein erstes Webinar“ gab Thomas Schröter (ProfiLehre) einen Einblick in Webinare: Die Infrastruktur für diese Online-Seminare ist an der Uni Würzburg zwar vorhanden, wird bisher aber nur begrenzt genutzt. Der Referent sprach einige kritische Punkte an, die im virtuellen Lehr-Lern-Raum zu beachten und für den Erfolg eines jeden Webinars entscheidend sind.

„Die Virtuelle Hochschule Bayern (vhb) – örtlich und zeitlich flexibel lernen und lehren“: Das war das Thema von Corina Erk von der vhb. Sie erläuterte die Vorteile der vhb-Lehrangebote: Ortsunabhängig und zeitlich flexibel haben die Nutzer dieser Online-Kurse Zugriff auf hochwertige multimediale Lehrangebote der bayerischen Hochschulen. Mittlerweile stehen 450 Kurse zur Verfügung.

Susanne Schenk, Alexander Hörnlein und Moritz Fries vom Rechenzentrum stellten am Ende einige neue Features der eLearning-Angebote aus dem Rechenzentrum vor: Highlights von Moodle 3.1., die neue Videoplattform Lecture sowie Neuigkeiten über CaseTrain.

Dieses Vorhaben wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01PL16019 gefördert. 

Kontakt

Michael Tscherner, Rechenzentrum, T +49 (0)931-31-83023,

Opens window for sending emailmichael.tscherner@uni-wuerzburg.de 

Zurück