Prof. Dr. Daniel Herr - Professur für Senologie
11.10.2016Daniel Herr (38) ist Inhaber der neu geschaffenen W2-Professur für Senologie und konservative gynäkologische Onkologie. Er verfolgt unter anderem das Ziel, das therapeutische Angebot für die Brustkrebspatientinnen der Universitätsfrauenklinik auszuweiten.
„Einer unserer zukünftigen Schwerpunkte ist der Ausbau von sowohl bewährten wie auch innovativen Konzepten zur multimodalen Therapie von Brustkrebs. Hier wollen wir nicht nur in der Patientenversorgung, sondern auch in der Wissenschaft eine überregional führende Position einnehmen“, so Professor Achim Wöckel, Direktor der Frauenklinik des Uniklinikums Würzburg (UKW). „Bereits heute koordinieren wir von Würzburg aus im Auftrag der federführenden medizinischen Fachgesellschaften die neue nationale S3-Leitlinie zur interdisziplinären Vorsorge, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms und tragen damit zu den aktuellen Therapieempfehlungen bei Brustkrebs bei.“
Die Einrichtung der neuen W2-Professur für Senologie und konservative gynäkologische Onkologie an der Würzburger Universität ist dem Klinikdirektor zufolge ein weiterer wichtiger Baustein in dieser „Innovationsoffensive“. Besetzt wurde der neue Posten Anfang August 2016 mit Dr. Daniel Herr, bislang Privatdozent und Leitender Oberarzt an der Würzburger Universitätsfrauenklinik.
Womit sich die Professur befasst
„Als ,Lehre von der weiblichen Brust' befasst sich die Senologie im klinischen Bereich mit der Diagnostik und der Therapie von Brustdrüsenkrankheiten. Der Häufigkeit der Erkrankungen entsprechend geht es dabei hauptsächlich um das Thema Brustkrebs“, erläutert der 38-jährige Gynäkologe. Der zweite Teil im Titel der Professur – die konservative gynäkologische Onkologie – umfasst die Behandlung anderer gynäkologischer Tumoren, zum Beispiel Eierstock- oder Gebärmutterhalskrebs.
Neubildung von Blutgefäßen im Blick
Schon während seiner Promotion in Freiburg und vor allem bei den Arbeiten zu seiner Habilitation an der Universitätsfrauenklinik Ulm beschäftigte sich Daniel Herr mit einem für die Krebsforschung wichtigen Thema: der Neubildung von Blutgefäßen (Angiogenese), die große Bedeutung für das Tumorwachstum hat. „Das Wissen um die Regulation der Blutgefäßneubildung beinhaltet die Chance, die Tumorneubildung therapeutisch beeinflussen zu können“, sagt der Mediziner.
Daniel Herrs Werdegang
Nach einer gut sechsjährigen Periode und operativen Ausbildung im Rahmen seiner Facharztanerkennung „Gynäkologie/Geburtshilfe“ an der Ulmer Universitätsfrauenklinik arbeitete Daniel Herr ab 2012 als Oberarzt in den Dr.-Horst-Schmidt-Kliniken Wiesbaden. Doch schon bald zog es ihn zurück zur Universitätsmedizin, und im Frühjahr 2013 wechselte er an die Universitätsfrauenklinik Homburg/Saar.
Dort konnte er seine Expertise aus der offenen Chirurgie der gynäkologischen Tumoren und der Brustchirurgie noch durch eine intensive Tätigkeit auf dem Gebiet der Laparoskopie erweitern. „Die Laparoskopie, also die Schlüsselloch-Chirurgie, hat heute höchste Bedeutung speziell im Bereich der Gebärmutter. Homburg zählt auf diesem Gebiet deutschlandweit zu den absoluten Schwerpunktkliniken“, begründet der gebürtige Offenburger seine damalige Arbeitsplatzwahl.
An der Universitätsfrauenklinik Homburg leitete Daniel Herr die onkologische Ambulanz, bis sich schließlich durch die Neubesetzung der Direktion der Würzburger Universitätsfrauenklinik mit Achim Wöckel für ihn die Möglichkeit auftat, nach Würzburg zu wechseln.
Noch mehr Studien an die Universitätsfrauenklinik bringen
Seit Mai 2014 arbeitete Herr als Leitender Oberarzt an der Frauenklinik des UKW; 2015 bewarb er sich dann erfolgreich auf die neu ausgeschriebene W2-Professur. Mit dieser Position sieht er eine ganze Reihe von Aufträgen und Chancen verbunden.
„Ein zentraler Punkt ist sicherlich die Ausdehnung unserer Studienlandschaft in der Systemtherapie“, so der neue Professor. Das bedeutet, dass die Krebspatientinnen der Frauenklinik noch häufiger als bisher über Studien Zugang zu brandneuen Chemo-, Antihormon- oder Immuntherapien bekommen sollen – oft Jahre bevor diese zum allgemeinen Standard werden: „Das ist eine riesige Chance für viele Patientinnen mit komplexen Erkrankungen.“
Brustchirurgie auf neuestem Stand
Der operative Teil der Professur legt einen Schwerpunkt auf die rekonstruktive Mammachirurgie, also den Wiederaufbau der Brust nach einer krebsbedingten Amputation. In diesem Zusammenhang weist Professor Herr darauf hin, dass die Würzburger Universitätsfrauenklinik eines der derzeit 17 universitären Zentren des „Deutschen Konsortiums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs“ ist.
„Ziel dieses Zusammenschlusses ist es, neue wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen. Schon heute beraten und behandeln wir am UKW viele Patientinnen, bei denen ein hohes familiäres Risiko für ein Mammakarzinom besteht. Eine Option ist dabei auch ein prophylaktisches Entfernen des gefährdeten Brustgewebes", erläutert der Mediziner.
Wie in der konservativen, systemischen Behandlung gibt es laut seiner Einschätzung auch in der Brustchirurgie immer wieder neue Verfahren, die im Rahmen der Neubesetzung der Professur etabliert werden können. Und was die Laborforschung angeht, so plant Daniel Herr die neue Position zu nutzen, um seine wissenschaftlichen Arbeiten zur Regulation der Tumor-Angiogenese fortzusetzen.